Vor wenigen Monaten bestand Lagerfeld allerdings in der französischen Wochenzeitung "Paris Match" auf 1935. Demnach würde er jetzt 78. Über das wahre Alter des Chef-Couturiers von Chanel (seit 1983) wurde unter Fashion-Fans jedenfalls bei der Eröffnung des neuen Lagerfeld-Stores in München vergangene Woche weiter getratscht. Der Mode-Millionär sieht mit seiner schwarzen Sonnenbrille, seinem schneeweißen Zopf und seinem Vatermörderkragen ohnehin seit langem unverändert aus.
Lagerfeld gehört zu den auffälligsten Designern weltweit. Er gibt gerne Interviews, und an Büchern über ihn und seine Schneiderkunst mangelt es nicht. "Karl über die Welt und das Leben" heißt das neueste Werk, das Anfang Oktober in den Handel kommt. Und erst vor wenigen Tagen strahlte der Privatsender Vox den mehr als vierstündigen Dokumentarfilm "Karl Lagerfeld - Mode als Religion" aus. Trotzdem: Viel weiß man nicht über den Star, der seit mehr als 50 Jahren mit seinen Kollektionen die schönsten und reichsten Frauen einkleidet und längst Legendenstatuts erreicht hat.
Nur kleine Happen aus dem Leben des Meisters
Seine Geschichte, meint er einmal, sei sowieso anders als das, was man über ihn erzähle. Und deshalb begnügt er sich damit, kleine Details und Anekdoten über seine Macken beim Kauf von Schuhen zu enthüllen, die er immer eine Nummer zu klein auswähle, dass er kein Portemonnaie besitze, weil seine Mitarbeiter sich um alles kümmerten. Oder er erzählt Journalisten amüsiert, dass er seine Wäsche nach einmaligem Gebrauch wegwerfe und seine Katze Choupette bei ihm im Bett schlafen dürfe - aber nur am Fußende.
Lagerfeld ist beruflich vieles gelungen. Chanel, Chloe und Fendi verteidigten dank seiner Ideen erfolgreich ihren Rang als renommierteste Modehäuser der Welt. Nebenbei hat er sich als Fotograf etabliert, sein eigenes Modehaus gegründet, eine Hotel-Suite aus Schokolade entworfen und sich selbst zu einem wandelnden Markenzeichen gemacht. In mehr als 50 Jahren hat Lagerfeld dabei einen sehr persönlichen, fast schon maskenhaften Stil kreiert, der ihn unnahbar scheinen lässt. Aus dem Sohn des Hamburger "Glücksklee"-Kondensmilch-Fabrikanten Otto Lagerfeld wurde "Kaiser Karl".
Lagerfeld, der Verwandlungskünstler
Sein Wesen umgibt eine Aura von Geheimnissen. Der Präsident des französischen Couture-Verbandes, Didier Grumbach, hat das Multi-Talent als "createur proteiforme" bezeichnet, frei übersetzt, einen Verwandlungskünstler. Dazu gehört wohl auch, dass Lagerfeld einmal 80, dann 78 oder 75 Jahre alt sein kann – und das seinem Ruhm keinerlei Abbruch tut. In diesem Sinne: Bon Anniversaire, Monsieur Lagerfeld!
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