Theater an der Wien

Zur Wiedereröffnung: Straucheln mit Strauss

Kritik
19.01.2025 16:14

Die Drehbühne dreht sich wieder im Theater an der Wien! Das ist die erfreuliche Nachricht. Alles andere an diesem Wiedereröffnungsabend ist kaum ersprießlicher Operetten-Staub

kmm

Eine echte Geburtstagsbombe zum 200er vom Schani und zur szenischen Wiedereröffnung des Opernhauses hätte man da zünden können! Mit einer seiner vielen vergessenen und im Theater an der Wien uraufgeführten Operetten. Noch dazu einer, die ein knackiger Uraufführungserfolg wurde. Der aber, weil Satire auf Kronprinz Rudolf, nach dessen Tod in Mayerling nicht mehr spieltauglich war. Im „Spitzentuch der Königin“ finden sich ein paar prächtige Melodien, die Strauss zu einem seiner herrlichsten Konzertwalzer, „Rosen aus dem Süden“ verarbeitet hat.

Doch das glaubt man kaum, wenn man das Wiener Kammerorchester unter dem fidelen Kapellmeister Martynas Stakionis die Ouvertüre aus dem tiefen Orchestergraben tuschen hört.

Huch und Ach: Ensembleszene vor dem Ringelspiel.
Huch und Ach: Ensembleszene vor dem Ringelspiel.(Bild: Theater an der Wien/Werner Kmetitsch)

Dazu huscht eine Tanztruppe als entzückende Tierchen verkleidet auf der Habenseite des Abends über die Bühne. Deren Zentrum ist ein Ringelspiel. Auch nicht sehr originell. Dafür reichlich desolat und von ramponierten Typen bevölkert. Die sind ausstaffiert, als wären die Film-Casts von „Fluch der Karibik“ und Tim Burtons „Alice im Wunderland“in Wien gestrandet.

Bald schunkelt der Chor herbei, umhoppelt per Polonaise das sich drehende Karussell. Dabei setzt der Arnold Schoenberg Chor dem Abend das einsame stimmliche Licht auf. Denn sonst weht (Ausnahme: Der profilierte Michael Laurenz) eher Operetten-Hautgout: Oder müssen Soubretten immer schrill gellen? Hosenrollen schwächeln, Operettentenöre überfordert sein? Dialoge geradebrecht werden? Eine letztgültige Fassung des Stücks ist nicht überliefert. Warum also wirft man das grottige Textbuch nicht über Board, um etwas Fesches, Freches, Frisches zu zeigen?

Stattdessen erlebt man fade, tempolose Dialoge, samt ein paar aufgesetzten Extempore (Volkskanzler, Ibiza, Polizeipferde)in der braven, altbackenen Schema F-Regie Christian Thausings. Also überwiegt die Freude, dass man im Theater an der Wien wieder spielen kann. Oder besser: könnte.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt