Sichert Stadien
Plünderungen und Proteste in BRA: Armee rückt aus
Aus Protest gegen soziale Missstände und die hohen Kosten der Fußball-WM in Brasilien gingen auch am Dienstag Zehntausende Menschen auf die Straße. In Sao Paulo demonstrierten rund 50.000 Menschen, einige von ihnen plünderten Geschäfte und richteten Sachschaden an. Indes reiste Staatschefin Dilma Rousseff in die Millionenmetropole, um mit ihrem Amtsvorgänger und politischen Ziehvater Luiz Inacio Lula da Silva über die Krise zu beraten.
In Sao Paulo marschierten die Demonstranten von der Kathedrale der Stadt zum Sitz des Bürgermeisters. Einige von ihnen wollten sich Zugang zum Rathaus verschaffen, die Polizei vertrieb sie jedoch mit Tränengas-Salven. Eine Gruppe von Randalierern setzte daraufhin einen Übertragungswagen des Fernsehens, ein Wachhäuschen der Polizei und eine Bankfiliale in Brand. Zudem wurden einige Geschäfte geplündert sowie die kürzlich renovierte Fassade der Oper mit Graffiti beschmiert.
"Das ist der Anfang des Tropischen Frühlings!"
Der Großteil der Protestteilnehmer demonstrierte jedoch friedlich weiter. "Ich bin hier, um das ganze Geld zu fordern, das für die Stadien verwendet wird", sagte etwa eine 18-jährige Studentin. "Ich will Bildung, Krankenhäuser und zumindest eine sauberere Stadt." In Anspielung auf den Arabischen Frühling rief ein Demonstrant: "Das ist der Anfang des Tropischen Frühlings!"
Auch in etwa 30 kleineren Städten fanden Demonstrationen statt. In Sao Goncalo in der Nähe von Rio de Janeiro gingen 5.000 Menschen auf die Straße, im nordöstlichen Juazeiro do Norte etwa 8.000 Menschen. Größere Proteste wurden für Donnerstag erwartet, insbesondere in Rio de Janeiro. Bereits am Montag waren in Brasilien mehr als 250.000 Menschen auf die Straße gegangen, davon rund 100.000 in Rio.
Rousseff sucht Rat bei Vorgänger Lula da Silva
Staatschefin Dilma Rousseff reiste am Dienstag kurzfristig nach Sao Paulo, wo die landesweite Protestwelle vor eineinhalb Wochen nach einer Erhöhung der Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr begonnen hatte. Sie wollte Ex-Präsident Lula da Silva sowie den ebenfalls ihrer Arbeiterpartei angehörenden Bürgermeister der Stadt, Fernando Haddad, treffen. Bei den Gesprächen soll es um eine Verringerung der Fahrpreise für Busse, U-Bahn und Züge gehen. Porto Alegre, Recife und andere brasilianische Großstädte kündigten wegen der Proteste bereits Fahrpreissenkungen an.
Fußball-Weltmeisterschaft verschlingt Milliarden
Ein weiterer Aufreger sind die hohen Kosten für die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr, die mit umgerechnet elf Milliarden Euro veranschlagt werden. Derzeit findet in Brasiliens Fußballstadien der Confederations Cup statt, der als Generalprobe für die WM im kommenden Jahr gilt. Mehrere Spieler der brasilianischen Nationalmannschaft sowie ihr Trainer Luiz Felipe Scolari erklärten sich solidarisch mit friedlichen Demonstranten, die für ein besseres Brasilien protestieren.
Außer den Fußballturnieren stehen in Brasilien zudem weitere Großereignisse wie die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro an.
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