"Jihad-Tourismus"

Rund 60 Männer aus Österreich kämpfen im Syrien-Krieg

Österreich
25.04.2013 10:48
Bis zu 60 Männer aus Österreich sollen sich auf die Seite der Rebellen in Syrien geschlagen haben. Es handle sich dabei großteils um syrische, pakistanische, afghanische und tschetschenische Asylwerber oder Flüchtlinge. Alleine in den vergangenen Monaten hätten sich zehn bis 15 Tschetschenen aus Österreich auf den Weg in den Syrien-Krieg gemacht. Die österreichischen Behörden betrachten diese Entwicklung mittlerweile als "Sicherheitsrisiko".

Der Weg der "Jihad-Touristen" führt laut einem Bericht der Tageszeitung "Die Presse" meist über die Türkei. Dort verliere sich ihre Spur. Deshalb könne die Polizei nur schätzen und nicht genau angeben, wie viele verdächtige Personen nun tatsächlich die Grenze nach Syrien überquert hätten, um sich den Rebellen anzuschließen.

Tschetschenen im Visier des Verfassungsschutzes
Besonders unter die Lupe genommen hätten österreichische Verfassungsschützer in diesem Zusammenhang die tschetschenische Szene in Graz. Insgesamt leben zwischen 25.000 und 26.000 Tschetschenen in Österreich, die meisten davon sind Asylwerber oder anerkannte Flüchtlinge.

Der Politologe Thomas Schmidinger erklärte im Zusammenhang mit den Anschlägen beim Boston-Marathon, dass von Tschetschenen in Österreich kein Gefahrenpotenzial für die Öffentlichkeit oder öffentliche Einrichtungen ausgehe. "Es gab bisher nicht auch nur den Versuch eines Anschlags", sagte Schmidinger. Seines Wissens zählt die tschetschenische Community in Österreich – neben der in Frankreich oder in Polen – aber definitiv zu einer der größten.

Tschetschene führt "Brigade der Migranten und Unterstützer"
Einer der Hauptakteure der "Jihad-Touristen" in Syrien ist Kommandant Abu Omar al-Shishani, auch bekannt als "al Chechen", "der Tschetschene". Der Veteran aus dem Tschetschenien-Krieg ist Herr über eine angeblich 1.000 Mann starke Truppe, die "Brigade der Migranten und Unterstützer". In Werbevideos zeigen sich die schwer bewaffneten und teilweise vermummten Kämpfer immer in Gruppen von bis zu 300 Mann. Die Brigade soll im Jahr 2012 in Libyen ihren Ursprung genommen haben, mittlerweile sind Kämpfer aus Tschetschenien, Russland, der Ukraine, der Türkei und aus Tadschikistan dabei – auch ein Han-Chinese dürfte sich laut "Presse" der Gruppe angeschlossen haben.

Die internationale Brigade soll sich immer wieder an Anschlägen in Syrien beteiligen – und wenn sich der Kommandant dann in seinen Videos umringt von Kämpfern "feiern" lässt, nutzt er auch gleich die Chance, zum Jihad aufzurufen: "Wir haben viele Chancen verpasst. Aber hier und heute besteht eine reale Chance, die Scharia in anderen Staaten zu verbreiten."

Hunderte Jihadisten aus Europa kämpfen in Syrien
Wie der britische Nachrichtensender BBC am Mittwoch unter Berufung auf den obersten Terrorismus-Experten der EU, Gilles de Kerchove, berichtete, sind unter den in Syrien kämpfenden Jihadisten aus dem Ausland rund 500 radikale Islamisten aus Europa. Sie kämpfen demnach an der Seite der Rebellen gegen das Regime von Präsident Bashar al-Assad.

Die meisten der selbst ernannten Gotteskrieger aus der EU stammen laut dem Experten aus Großbritannien, Irland und Frankreich. De Kerchove befürchtet, dass viele von ihnen nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer zu einer ernst zu nehmenden Bedrohung werden könnten.

Auch aus den arabischen Ländern bekommen die syrischen Jihadisten reichlich Zulauf. Der libanesische Salafistenprediger Scheich Ahmed al-Assir erklärte am Mittwoch, rund 300 Kämpfer seien seinem Anfang der Woche veröffentlichten Aufruf gefolgt, in den Jihad nach Syrien zu ziehen.

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