Zwei bemerkenswerte Liederabende erfreuten das Publikum der Schubertiade Schwarzenberg am Freitag und Samstag. Besonders der Auftritt von Erika Baikoff wurde zu einem Triumph.
Sie war die Einspringerin der Einspringerin. Für den Liederabend am Freitagnachmittag war eigentlich Katharina Konradi vorgesehen, aufgrund ihrer Indisposition war zunächst die Umbesetzung mit Sophie Rennert geplant. Doch auch diese musste absagen, sodass schließlich Erika Baikoff, die schon einmal in Hohenems in einem Ensembleabend aufhorchen ließ, in nur einem Tag dieses Konzert übernahm. Und sie „kam, sang und siegte“: Diese junge russisch-amerikanische Sängerin begeisterte voll und ganz. Als ob sie ihre Vielseitigkeit zeigen wollte, bot sie unmittelbar aufeinanderfolgend Lieder verschiedenster Stimmung dar. Am prägnantesten war dies mit Schuberts „Der Zwerg“ und „Des Fischers Liebesglück“.
Und den „Zwerg“, diese Horrorballade, hat man wohl noch nie derart ausdrucksstark gehört. Zähnefletschender Zynismus war da ebenso zu spüren wie ein Durchschauern beim mehrmaligen Wort „Verlangen“, das so viele Gefühle zwischen Erotik und Mordlust wachrief. Und das alles schafft diese Sängerin, ohne die Schönheit ihres Soprans hintan zu lassen. Meisterhaft! So empfahl sich Erika Baikoff auch mit weiteren Liedern von Schubert, Schumann, Mendelssohn und Hugo Wolf für ein baldiges Wiedersehen und -hören in Schwarzenberg.
Nichts von seinem Können verlernt
Steht Erika Baikoff am Beginn einer vermutlich glänzenden Karriere, so verfolgt eine solche der Bariton Matthias Goerne seit Längerem. Mit seiner ganz besonderen Ausstrahlung ist er auf der Opernbühne prädestiniert für Charakterrollen wie „Wozzeck“ (Alban Berg), „Mathis der Maler“ (Hindemith) oder auch Wotan (Wagner), und im Liedgesang hat er seine ganz eigene Art entwickelt. Etwas speziell mutet seine Körperhaltung an, mit der er seinen Klavierpartner ansingt und dem Publikum die (kalte?) Schulter zeigt. Nicht immer tut er das, im Verlaufe seines pausenlosen Programms kommt er in eine der Musik entsprechende ästhetische Bewegung.
Ausschließlich Lieder von Schubert singt Matthias Goerne, düstere zuerst, doch nach Goethes „Harfner“-Liedern hellt sich die Stimmung ins Freundlich-Besinnliche auf. Goernes Bariton ist auch nach dreißig Jahren Karriere noch einer der Schönsten derzeit, seine Tiefe berückend, seine Bandbreite an Dynamik und Ausdruck schier unendlich.
Am Klavier saß mit Leif Owe Andsnes ebenfalls ein Meister, der keine Wünsche offenließ. Sehr wohl tat das Joseph Middleton, der Klavierpartner von Erika Baikoff. Denn da hätte Vieles zarter und einfühlsamer klingen können.
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