Emotionale Rede

Wahlsieger Obama: “Das Beste liegt noch vor uns”

Ausland
07.11.2012 08:30
Barack Obama ist der alte und neue Präsident der USA. Vor Tausenden Anhängern in seiner Heimatstadt Chicago im Bundesstaat Illinois hat er sich für seine Wiederwahl bedankt. Die Wahl habe gezeigt, dass die Nation Fortschritte mache, "und das macht sie wegen euch". Kurz zuvor hatte Herausforderer Mitt Romney seine Niederlage eingestanden und seinem Konkurrenten gratuliert. Nach Erfolgen in mehreren Swing States hatten US-Medien Obama am Mittwoch gegen 5.15 Uhr (MEZ) bereits zum Wahlsieger erklärt.

"Wir sind eine amerikanische Familie", betonte der Demokrat und fügte hinzu: "Wir haben auf den richtigen Weg zurückgefunden." Und: "Das Beste liegt noch vor uns", so Obama. Er bedankte sich bei allen Amerikanern, die bei dieser Wahl ihre Stimme abgegeben haben - ob zum ersten Mal oder lange in der Schlange wartend, "was wir übrigens ändern müssen", sparte der Präsident nicht mit einem Seitenhieb auf das Chaos, das teilweise vor vielen Wahllokalen des Landes geherrscht hatte. Die Rolle der Bürger ende jedoch nicht mit der Stimmabgabe. Es gehe darum, was gemeinsam erreicht werden könne, betonte er.

"Michelle, ich habe dich niemals mehr geliebt"
Obama bedankte sich bei seinem Vize Joe Biden. Emotional wurde der Präsident, als er sich bei seiner Ehefrau Michelle bedankte. Zu "der Frau, die sich vor 20 Jahren entschlossen hat, mich zu heiraten: Michelle, ich habe dich niemals mehr geliebt". Es erfülle ihn mit Stolz, "zu sehen, wie auch der Rest des Landes sich in dich verliebt hat", so der Wahlsieger in Richtung der äußerst populären First Lady.

Auch an seine Töchter Sasha und Malia Ann richtete Obama dankende Worte. Diese würden zu großartigen jungen Frauen heranwachsen. Nur eines: Ein Hund sei vorerst genug, schmunzelte er. Der Präsident spielte darauf an, dass er seinen Töchtern Sasha und Malia nach seiner ersten Wahl 2008 einen Hund geschenkt hatte. Der Portugiesische Wasserhund mit Namen "Bo" lebt seitdem mit im Weißen Haus. Mit dem Kürzel "Bo" zeichnet Obama auch seine Beiträge auf Twitter.

Wünsche mir "Land des Vertrauens"
Seinem unterlegenen Kontrahenten Romney gratulierte er zu dem hart umkämpften Wahlkampf. Trotz aller Unterschiede würde ein Großteil der US-Amerikaner die "gleichen Hoffnungen für das Land teilen", so Obama in dem Chicagoer Konferenzzentrum. Er wünsche sich ein Land, das "sicher ist und von anderen geschätzt wird, ein Land des Vertrauens". "Wir glauben an ein großzügiges, mitfühlendes, tolerantes Amerika", sagte er.

Ein langer Wahlkampf sei nun vorbei. "Ich habe euch zugehört, ihr habt mich zu einem besten Präsidenten gemacht", sagte Obama zu seinen jubelnden Anhängern. "Wir sind keine blauen (demokratischen) und roten (republikanischen) Staaten, wir sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Danke, Amerika, Gott schütze die Vereinigten Staaten!"

Er werde entschlossener denn je ins Weiße Haus zurückkehren, versicherte er. "Wir werden unsere Reise vorwärts fortsetzen und der Welt zeigen, warum wir weiterhin die größte Nation auf dieser Erde sind", beendete der Präsident seine Siegesrede unter dem stürmischem Applaus seiner Anhänger.

Musikalisch untermalt von "We Take Care Of Our Own" von Rocklegende Bruce Springsteen, der den Präsidenten im Wahlkampf unterstützt hatte, ließ sich Obama dann mit seiner Familie, Vize Biden und zahlreichen Anhängern auf der Bühne in Chicago feiern.

Große Baustellen erwarten Obama in zweiter Amtszeit
In seiner zweiten Amtszeit steht der 51-Jährige nun vor großen Herausforderungen: Er muss so schnell wie möglich das riesige Haushaltsloch angehen. Der Schuldenberg in Höhe von 16 Billionen Dollar und das Defizit sind die dringendsten Probleme, die Obama lösen muss - und dass ohne eine weitere Rezession zu riskieren.

Der Präsident kündigte an, eine ganze Reihe von Vorhaben in Angriff zu nehmen, mit denen er bereits 2008 in den Wahlkampf gezogen war. Er wolle sich daranmachen, das Steuersystem umzubauen, die Einwanderungsgesetze zu reformieren, die Abhängigkeit der USA von ausländischen Öllieferungen zu verringern und den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. "Ihr habt für Action gestimmt, nicht für 'Politik wie gewohnt'", bekräftigte Obama seinen Willen zu einschneidenden Reformen.

Präsident bietet Republikanern Zusammenarbeit an
Dazu braucht er die Unterstützung des Kongresses. Die US-Volksvertretung bleibt wie in den vergangenen Jahren jedoch gespalten. Während Obamas Demokraten bei der Wahl am Dienstag ihre Mehrheit im Senat verteidigten, behielten die Republikaner im Repräsentantenhaus die Oberhand.

Den Republikanern bot Obama in seiner Siegesrede einmal mehr seine Zusammenarbeit an. Er werde sich in den kommenden Wochen sowohl mit Romney als auch den Führern beider Parteien zusammensetzen und darüber sprechen, wo beide Seiten kooperieren könnten, um die Probleme zu lösen, "die wir nur gemeinsam lösen können".

Weg bis zum zweiten Amtseid
Auch wenn sich Obama nun als strahlender Präsident "aller Amerikaner" feiern lässt - genau genommen haben die Wähler nur indirekt über die zweite Amtszeit ihres Präsidenten entschieden. In ihren Bundesstaaten haben die US-Bürger insgesamt 538 Wahlmänner bestimmt, die noch für den Amtsinhaber und seinen Vize Biden votieren müssen - das ist allerdings Formsache.

Zunächst müssen bis spätestens 11. Dezember Streitigkeiten in den Bundesstaaten über die Verteilung der Wahlmänner beigelegt werden. Am 17. Dezember werden die Wahlmänner und -frauen dann in den 50 Bundesstaaten und der Hauptstadt Washington zusammenkommen und ihre Stimmen in versiegelten Umschlägen abgeben. Diese werden dann an den Kongress weitergeleitet.

Bis spätestens 26. Dezember müssen die Ergebnisse aus den Bundesstaaten in Washington eingetroffen sein. Die Wahlmännerstimmen werden dann am 6. Jänner kommenden Jahres in einer gemeinsamen Sitzung von Repräsentantenhaus und Senat ausgezählt. Vizepräsident Biden wird als Vorsitzender des Senats die Sitzung leiten und am Ende das Ergebnis verkünden.

Am 20. Jänner wird Obama schließlich in Washington seinen Eid für eine zweite Amtszeit ablegen.

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