Begegnung in Thailand

„Fälscher-König“ legt im Urlaub Lebensbeichte ab

Österreich
27.05.2024 06:00

Eine zufällige Urlaubsbegegnung zwischen einem burgenländischen Ex-Polizisten und dem einst meistgesuchten „König der Kunstfälscher“ wird zur launigen Lebensbeichte ...

Zufälle gibt’s! In Thailand liefen sich der niederländische Kunstfälscher und ein beherzter Polizist aus Österreich über den Weg – eine Begegnung der höchst ungewöhnlichen Art, wenn es sich nicht um die Aufklärung von Strafdelikten handelt. Beide gehen nicht mehr aktiv ihren „Jobs“ nach, da plaudert es sich einfach entspannt.

Kunstfälscher trifft auf Ex-Polizist: Driessen (li.) und Koller (Bild: zVg)
Kunstfälscher trifft auf Ex-Polizist: Driessen (li.) und Koller

Seine Strafe hat Robert Driessen längst abgesessen, jetzt frönt er auf ehrliche Art seinem Leben als Legende der Kriminalgeschichte. Seit 1979 lebt er auf Ko Samui und betreibt im Inselreich ein kleines Café. Im Urlaub lernte ihn der frühere Exekutivbeamte Gerald Koller aus Rust kennen, der sich als Karikaturist „Geronimo“ einen Namen gemacht hat.

Fließbandarbeit in Fälscherwerkstatt
Ohne Umschweife erzählte ihm Driessen, wie er mit einer hundertköpfigen Komplizenschaft im großen Stil kopierte Skulpturen des Schweizer Bildhauers und Malers Alberto Giacometti (1901-1966) wie die kostbaren Originale aussehen ließ. In der Fälscherwerkstatt sei es zugegangen wie in einer Fabrik bei der Fließbandarbeit.

Der Schweizer Alberto Giacometti (1901-1966) war einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit.  (Bild: bpk / RMN / Michèle Bellot)
Der Schweizer Alberto Giacometti (1901-1966) war einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit. 
Die Kunstwerke wurden um Millionen verkauft – die Fälschungen ebenfalls. (Bild: bpk / RMN / Michèle Bellot)
Die Kunstwerke wurden um Millionen verkauft – die Fälschungen ebenfalls.

„Alles war bis ins Detail geplant“, schildert Dr. Driessen. Doktor ist er eigentlich keiner, der Titel ist ihm allerdings in der verbotenen Kunstszene mit großer Hochachtung verliehen worden. „Denn die verpönte Tätigkeit eines Fälschers ist zwar nicht erlaubt, setzt aber ausgefeilte Kunstfertigkeit und handwerkliches Können der Extraklasse voraus“, geben Fachleute zu bedenken.

Im Arbeitskittel stand der Meister seines (kriminellen) Faches oft Tag und Nacht mit Hammer und Meißel an der Werkbank, um steinerne Exponate zu schaffen, die wie millionenschwere Unikate wirken. Giacometti war sein Lieblingsidol.

Zitat Icon

Bei Fälschungen im Museum muss ich grinsen.

Robert Driessen

Auf Bestellung fertigte der Niederländer alles mit Perfektion an. Dabei übertrumpfte der „König der Imitationen“ sogar den großen Meister. 1300 Giacometti-Skulpturen stampfte Driessen gekonnt aus dem Boden, der echte Künstler kam „nur“ auf 650.

52 Millionen Dollar für Falsifikat
Im persönlichen Gespräch plaudert Driessen gerne aus dem Nähkästchen – oder besser gesagt Malkasten – der Kunstfälscher. Zum Schmunzeln bringt es ihn, wenn er Museen in Europa besucht und seine eigenen Fälschungen ausgestellt sind. „Das macht mich auch ein wenig stolz, wenn die Falsifikate unentdeckt bleiben“, sagt Driessen.

Daten & Fakten

Wegen schweren Betrugs wurde Robert Driessen im Sommer 2015 zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und drei Monaten verurteilt. Großteils saß der Fälscher in Stuttgart in Deutschland in Haft – die letzten acht Monate dann in seiner Heimat Niederlande. Nach zwei Jahren und acht Monaten wurde er wegen guter Führung entlassen.

Auf die Frage, warum er seine Werke sofort erkennt, antwortet er mit einem Grinsen: „Auch Fälscher haben ihren eigenen Stil.“ Noch in Haft war Driessen zu Ohren gekommen, dass der weltberühmte Fotograf Robert Mapplethorpe eine Fälschung von ihm um satte 52 Millionen US-Dollar erstanden hatte. „Das angebliche Original habe ich sofort als meine Kopie identifiziert, weil nur ich die Skulptur mit roter Farbe patiniert hatte. Giacometti verwendete hingegen nie die Farbe Rot“, verrät Driessen.

Ende Mai ist er wieder in Deutschland, wo die Netflix-Produktion „Die Fälscher“ zu Ende gedreht wird. Die vierteilige Serie handelt von den Besten seiner illegalen „Zunft“. 

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