„Habe so gezielt“

Attentäter (71) wollte Fico „nur verletzen“

Ausland
23.05.2024 15:31

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico kämpfte nach dem Schussattentat auf ihn in der Vorwoche tagelang um sein Leben. Nun sind Details aus der Einvernahme des 71-jährigen Attentäters Juraj C. durchgesickert. Gegenüber den Ermittlern soll er betont haben, dass er den Regierungschef „nur verletzen“ wollte. Der Schriftsteller hat den Angaben zufolge auch Reue gezeigt und will sich bei Fico persönlich entschuldigen.

Der slowakische Fernsehsender Markiza ist in den Besitz des Verhörprotokolls bekommen und hat daraus diese brisanten Informationen zitiert. Laut den Angaben hatte C. zwei Tage vor der Regierungsklausur von Ficos Kabinett den Entschluss gefasst, auf den Premier zu schießen. Seine Waffe, eine Pistole des Typs CZ 75b mit dem Kaliber 9mm, besaß der 71-Jährige übrigens legal, da er auch nebenberuflich früher als Security gearbeitet hatte.

„Absichtlich so gezielt, dass ich Ficos Leben nicht gefährde“
Am Tag der Klausur habe sich C. nach Handlova begeben, wo er sein Auto in einem Einkaufszentrum abgestellt habe. Anschließend sei er vor das Haus der Kultur marschiert, wo er sich unter die wartenden Anhänger des linkspopulistischen Regierungschefs mischte und wartete. Als dieser sich zu einem kurzen Plausch in der Öffentlichkeit zeigte, drückte C. ab. Dabei, so betont der 71-Jährige im Verhör, habe er „absichtlich so gezielt, dass ich weder Ficos Leben noch jenes der anderen Menschen gefährde“. Schließlich könne er ja mit Waffen umgehen.

Leibwächter bringen den schwerst verletzten Premier zu seiner Limousine, während die Sicherheitskräfte den Attentäter überwältigen. (Bild: APA/AFP/RTVS)
Leibwächter bringen den schwerst verletzten Premier zu seiner Limousine, während die Sicherheitskräfte den Attentäter überwältigen.

Er bereue seine Tat, heißt es und wolle sich auch persönlich beim Attentatsopfer entschuldigen – entweder mündlich während des bevorstehenden Gerichtsprozesses oder in einem Brief. Das Motiv? Er war mit der Politik Ficos – unter anderem dessen Vorgehensweise gegenüber den Medien des Landes, aber auch die prorussische Haltung – nicht einverstanden.

C. war kein Mitglied einer radikalen Gruppierung, aber er hatte fremdenfeindliche und revolutionäre Ansätze, die er auch in sozialen Medien und in seinen Büchern und Gedichten anklingen ließ. „Das Wichtigste für ihn waren Rede- und Meinungsfreiheit“, erzählte sein Nachbar und Weggefährte Mile L. vor wenigen Tagen bei einem „Krone“-Lokalaugenschein am Wohnort des 71-Jährigen.

Verteidigungsminister Robert Kalinak hat interimistisch die Regierungsgeschäft übernommen. (Bild: APA/AFP/TOMAS BENEDIKOVIC)
Verteidigungsminister Robert Kalinak hat interimistisch die Regierungsgeschäft übernommen.

Hatte Attentäter Unterstützer?
Weiterhin unklar ist, ob C. im Hintergrund dennoch Unterstützer gehabt hat. Verteidigungsminister Robert Kalinak schließt das nicht aus, denn er vermutet, dass noch vor der Deaktivierung der Facebookseite des Attentäters diese von jemandem modifiziert wurde.

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