Farce in Marseille
60 Polizisten samt Heli im Einsatz: 1 Demonstrant kam
Die Polizei hatte den Antrag von Omar Djellil auf eine legale Kundgebung abgelehnt. "Vielleicht bin ich heute der einzige, aber ich bin der Sprecher der schweigenden Mehrheit", rief er aufgebracht und mit seinem Pass wedelnd (Bild) den Beamten und sichtlich amüsierten Medienvertretern zu.
Innenminister Manuel Valls hatte für das Wochenende alle Proteste mit der Begründung verboten, sie wären unweigerlich eine Bedrohung der öffentlichen Ordnung. Auch der größte islamische Verband CFCM ("Conseil francais du culte musulman") rief dazu auf, nicht auf die Straße zu gehen. "Jeder Protest könnte missbraucht werden und wäre kontraproduktiv", sagte Verbandspräsident Mohammed Moussaoui.
Mehrere Festnahmen in Paris und Lille
In Paris nahm die Polizei am Samstag 21 Muslime fest, darunter einige verschleierte Frauen. Auch in der nördlichen Stadt Lille unterband die Exekutive eine geplante Protestaktion von etwa zwölf Frauen und verhaftete einen Mann. Die Proteste richten sich gegen die Karikaturen in "Charlie Hebdo" und den in den USA produzierten antiislamischen Film "Die Unschuld der Muslime". Auch in Wien fanden sich am Samstagabend 700 Menschen zu einer Demonstration vor der US-Botschaft ein (siehe Story in der Infobox).
Die französische Polizei hatte am Samstag einen Mann festgenommen, der zur Ermordung des Chefs von "Charlie Hebdo" aufgerufen hatte. Laut Justizkreisen in Paris hatte der verdächtige auf einer Islamisten-Website dazu aufgefordert, den Leiter der Zeitung zu köpfen. Der Mann wurde in der westfranzösischen Stadt La Rochelle verhaftet und befindet sich nun in Polizeigewahrsam (siehe Infobox).
Pakistanischer Minister setzt Kopfgeld aus
Indes setzte ein pakistanischer Minister ein Kopfgeld auf den Produzenten des islamfeindlichen Films aus den USA aus. Eisenbahnminister Ghulam Ahmed Bilour versprach am Samstag demjenigen, der "diesen Gotteslästerer" töte, 100.000 Dollar. Bilour forderte die Taliban und das Terrornetzwerk Al-Kaida auf, sich der "noblen Sache" anzuschließen.
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