Farce in Marseille

60 Polizisten samt Heli im Einsatz: 1 Demonstrant kam

Ausland
22.09.2012 21:20
Großes Aufgebot in Marseille: In Erwartung eines verbotenen Protests von Muslimen gegen die Mohammed-kritischen Karikaturen im Satire-Blatt "Charlie Hebdo" fanden sich am Samstag 60 von einem Hubschrauber unterstützte Polizisten und etwa 30 Journalisten im Zentrum der südfranzösischen Stadt ein - doch nur ein einziger Mensch durchbrach das Demonstrationsverbot.

Die Polizei hatte den Antrag von Omar Djellil auf eine legale Kundgebung abgelehnt. "Vielleicht bin ich heute der einzige, aber ich bin der Sprecher der schweigenden Mehrheit", rief er aufgebracht und mit seinem Pass wedelnd (Bild) den Beamten und sichtlich amüsierten Medienvertretern zu.

Innenminister Manuel Valls hatte für das Wochenende alle Proteste mit der Begründung verboten, sie wären unweigerlich eine Bedrohung der öffentlichen Ordnung. Auch der größte islamische Verband CFCM ("Conseil francais du culte musulman") rief dazu auf, nicht auf die Straße zu gehen. "Jeder Protest könnte missbraucht werden und wäre kontraproduktiv", sagte Verbandspräsident Mohammed Moussaoui.

Mehrere Festnahmen in Paris und Lille
In Paris nahm die Polizei am Samstag 21 Muslime fest, darunter einige verschleierte Frauen. Auch in der nördlichen Stadt Lille unterband die Exekutive eine geplante Protestaktion von etwa zwölf Frauen und verhaftete einen Mann. Die Proteste richten sich gegen die Karikaturen in "Charlie Hebdo" und den in den USA produzierten antiislamischen Film "Die Unschuld der Muslime". Auch in Wien fanden sich am Samstagabend 700 Menschen zu einer Demonstration vor der US-Botschaft ein (siehe Story in der Infobox).

Die französische Polizei hatte am Samstag einen Mann festgenommen, der zur Ermordung des Chefs von "Charlie Hebdo" aufgerufen hatte. Laut Justizkreisen in Paris hatte der verdächtige auf einer Islamisten-Website dazu aufgefordert, den Leiter der Zeitung zu köpfen. Der Mann wurde in der westfranzösischen Stadt La Rochelle verhaftet und befindet sich nun in Polizeigewahrsam (siehe Infobox).

Pakistanischer Minister setzt Kopfgeld aus
Indes setzte ein pakistanischer Minister ein Kopfgeld auf den Produzenten des islamfeindlichen Films aus den USA aus. Eisenbahnminister Ghulam Ahmed Bilour versprach am Samstag demjenigen, der "diesen Gotteslästerer" töte, 100.000 Dollar. Bilour forderte die Taliban und das Terrornetzwerk Al-Kaida auf, sich der "noblen Sache" anzuschließen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele