Auf Wirtschaftsmission

Vom Rosental zum Bosporus: Kärntner in der Türkei

Kärnten
10.04.2024 05:59

In einer zunehmend vernetzten und verwobenen Welt kann ein Blick über den heimischen Tellerrand neue Lösungsansätze bringen. Auf der Suche nach neuen Märkten und Lieferanten haben auch viele Kärntner Unternehmen den Sprung in die Türkei gewagt. Dabei werden sie von Diplomaten und Wirtschaftskammer unterstützt.

„Wir haben schon länger starke Verbindungen zur Türkei. Immerhin haben wir für viele Industrie-Projekte Bären-Batterien geliefert“, erklärt der Rosentaler Unternehmer Josef Kersche. Auch er ist bei der Reise der Kärntner Wirtschaftskammer nach Istanbul dabei und hat schlagkräftige Unterstützung dabei. Brigadier Thomas Rapatz war bis vor Kurzem Militärattaché in der Türkei. „Das zieht bei den Kunden“, erklärt Kersche, der hier nach Lieferanten und Vertriebspartnern für „Ritter&Stark“-Sportwaffen sucht. „Es gibt hier starke Zulieferer – man bekommt alles aus einer Hand, da gibt es auch keine Probleme mit leichten Unterschieden bei der Farbe“, zeigt sich der Rosentaler zufrieden mit den Kontakten.

Ähnliche Branchen, ähnliche Probleme
Grundsätzlich gibt es aber, abgesehen von der Größenordnung, keine großen Unterschiede zwischen der türkischen und österreichischen Wirtschaft. „Als ich den ersten Bericht gesehen habe, dachte ich, dass ich was verwechselt habe“, lacht der Wirtschaftsdelegierte Gerhard Lackner. Die Vielfalt spiegelt sich auch in den weiteren Teilnehmern der Reise wider. Von Schalldämpfern für Industrieventile über Verpackungen bis hin zu Energielösungen ist alles vertreten. Das weckte Interesse: Über 150 türkische Firmen versuchten, einen Platz bei den Business-Treffen mit den Kärntnern zu ergattern. „Kärnten ist ein Exportland, und ich sehe hier viel Potenzial für Geschäftsbeziehungen“, freut sich WK-Präsident Jürgen Mandl über den Ansturm. „Es gibt in der Türkei viel Raum für Wachstum.“

67 Prozent

beträgt derzeit die Inflation in der Türkei und belastet Volk und Wirtschaft. Daher wurde der Leitzins vor Kurzem von 18 auf 50 Prozent angehoben. Das verteuert auch Kredite.

Doch nicht nur die Wirtschaft ist ähnlich, auch die Probleme sind es: Fachkräftemangel und Inflation. Nur Letzteres bewegt sich hier in ganz anderen Dimensionen. „Zuletzt erreichte sie 67 Prozent – eine enorme Belastung“, erklärt Generalkonsul Josef Saiger. Auch deshalb gibt es einen Andrang auf Visa für die EU. „Die Türkei ist auf Platz drei in der EU-Asylstatistik“, so Vizekonsul Christoph Fleck. „Wir erwarten heuer 30.000 Visaanträge.“

Weil der eigentliche Fokus der Mission auf „kommunalen Umwelttechnologien“ in Istanbul lag, wurden auch eine Klär- und eine Müllverwertungsanlage besucht. Gut 20 Millionen Menschen leben in der Metropole am Bosporus. Über 90 Kläranlagen, davon vier große, sind für die Abwässer zuständig. „Ataköy“ versorgt mit einer Kapazität von 620.000 Kubikmetern – die Klagenfurter Anlage schafft rund 40.000 – gut 2,4 Millionen Menschen. Auch die Müllverwertungsanlage ist imposant: Hier kommen täglich 600 Tonnen Abfall an. Doch die Trennung klappt schlecht, alles wird zu Kompost verarbeitet – auch eine der vielen Chancen für Kärntner Unternehmen in der Türkei.

Die Teilnehmer der Mission
Hirsch Servo AG
Ein guter Markt für Verpackungsmaterial

Unter den Top-5 der türkischen Exporte nach Österreich finden sich Haushalts-, Klima- und Kühlgeräte. „Gerade mit Verpackungen gibt es hier gute Geschäftsmöglichkeiten für uns“, erklärt Vorstand Harald Kogler. „Auch sonst haben wir hier einige Kunden, aber keine Fertigung.“

KRM GmbH
Auf der Jagd nach Plastikschnitzel

Für Plastik-Profi Werner Kruschitz war die Reise nur ein Aufwärmen. „Der Markt ist interessant, nächsten Monat komme ich wieder zu einer Messe“, erklärt er. Nur bei der Lieferantensuche sieht Kruschitz Schwächen: „Die Mülltrennung läuft noch nicht, das schränkt sie ein.“

AEC/Energie-Technik
Sportwaffen und Stromversorgung

Josef Kersche ist ein unternehmerischer Tausendsassa im Rosental – so suchte er mit Sohn Josef Johannes, Finanzrechtsprofi Marian Wakounig, Steuerberater Bruno Napetschnig und dem ehemaligen Militärattaché Thomas Rapatz Partner für Sportwaffen und Energiesysteme.

Glaunach GmbH
Schalldämpfer der besonderen Art

Normalerweise denkt man eher an Auftragskiller, wenn man das Wort Schalldämpfer hört, aber die Glaunach GmbH baut solche für die Industrie, wenn es um Lärmschutz geht. „Wir sind ein Familienbetrieb und suchen neue Kontakte“, erklärt Alexander Glaunach.

Enerscale
Ein Energie-Start-up auf Partnersuche

Stromproduktion aus Abwärme, auch mit geringen Temperaturen – das ist das Ziel des Unternehmens von Gerhard Fleischer: „Länder wie die Türkei sind technologieoffener. Ich habe hier neue Kontakte geknüpft und sogar ein mögliches neues Geschäftsmodell kennengelernt.“

ALU TP GmbH
(Edel-)Stahlteile für Metallspezialisten

So wie viele andere Industrieunternehmen ist auch das Völkermarkter Unternehmen von Marcus Müller immer auf der Suche nach zuverlässigen Lieferanten. Aus Aluminium und Stahl stellt die Firma Profile für Automatisierung, aber auch Zubehör für Wärmedämmsysteme her.

TRC Handels GmbH
Harnstoff und mobile Solarpaneele

Ein breit gefächertes Portfolio hat Arman Helldorf: von der Produktion von „AdBlue“ über Immobilien bis hin zu mobilen PV-Anlagen für Krisenregionen. „Ich bin in Istanbul aufgewachsen, aber schon lange in Österreich. Hier suche ich nach Partnern und Lieferanten“, erklärt er.

Wirtschaftskammer Kärnten
Unternehmen und Netzwerke stärken

Die Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer organisiert immer wieder Reisen in interessante Länder. Gemeinsam mit den Delegationen in Istanbul und Ankara hatte Hemma Kircher-Schneider die Mission auf die Beine gestellt: „Die Kollegen haben ein perfektes Programm geboten.“

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