WKK-Reise nach Berlin

Suche nach neuen Wegen im Kampf gegen Landflucht

Kärnten
11.06.2023 20:01

Lösungen für die Landflucht werden gewöhnlich in der näheren Umgebung gesucht, aber eine Delegation der Wirtschaftskammer und zwei Kärntner Bürgermeister wagten den Blick über den Tellerrand und suchten im fernen Berlin nach Antworten.

Während Österreich wächst, verliert Kärnten als einziges Bundesland in den kommenden Jahren Einwohner. Mit einer boomenden Wirtschaft - auch im ländlichen Raum - könnte diese Entwicklung aber bekämpft werden. Grund genug für die Kärntner Wirtschaftskammer (WK) in Berlin auf Mission zu gehen. „Man kann unzählige Infos lesen, aber so richtig verstehen kann man innovative Konzepte nur vor Ort“, erklärt Herwig Draxler, Leiter der WK-Wirtschaftspolitik. „Wir können nicht immer nur dieselben Lösungen probieren und mit denselben Menschen reden. Ab und zu muss man auch woanders hin, um einen klareren Blick auf die eigene Situation zu bekommen.“

In der deutschen Hauptstadt wurde nicht nur der österreichische Wirtschaftsdelegierte besucht, sondern es wurden auch eine Reihe von Start-Ups unter die Lupe genommen. Hauptziel war ein Besuch in der Kleinstadt Herzberg (an der Elster), die nur 9000 Einwohner zählt. Diese konnte im Sommer 2022 17 digitale Nomaden über das Programm „Summer of Pioneers“ zu sich locken, die mit kreativen Ideen Leben in die Stadt brachten. Einige von ihnen nennen Herzberg jetzt ihre Heimat.

Solche Projekte sind auch für Kärntner Gemeinden spannend, die vielleicht bald einen eigenen „Summer“ starten. „Wir können nicht einfach nur darauf vertrauen, dass sich alle von selbst richten wird. Es braucht konkrete Maßnahmen, wenn wir wieder Leute in unsere Gemeinden bringen wollen“, erklärt Peter Grabner, Bürgermeister von Metnitz. „Da bietet sich an, sich schlau zu machen, was andere machen und was erfolgreich ist.“ Auch Franz Aschbacher, Bürgermeister von Rennweg, ist überzeugt: „Die Fahrt nach Berlin und Herzberg hat sich für mich voll ausgezahlt, weil ich hier neue Konzepte kennengelernt habe, wie auch eine Gemeinde wie Rennweg gegen die Landflucht angehen kann.“

Auf Initiative von denk.süd machten sich hochrangige Vertreter von Wirtschaftskammer und Wirtschaftsbund auf den weiten Weg nach Berlin: neben Astrid Legner, Vizepräsidentin WKK, war auch Sylvia Gstättner, Direktorin Wirtschaftsbund Kärnten dabei. Auch Susanne Keuschnig vom „Kollektiv Zukunft“ ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, den Effekt eines „Summer of Pioneers“, den sie auch für Obervellach im Mölltal planen, in Herzberg zu beobachten.

Coworking-Spaces in Berlin
Im europäischen Startup-Mekka wurden mit WeWork und betahaus zwei unterschiedliche Ansätze für Coworking besucht. WeWork ist ein börsennotierter Weltkonzern; betahaus gründete 2009 in einer 250 m² Lagerhalle den ersten Coworking-Space in Berlin, ist mit der Start-Up-Szene mitgewachsen und hat sie mitgestaltet. „Eigentlich haben wir damals nur ein Büro für uns selbst gesucht und haben uns so zusammengetan“, erzählt Mit-Gründer Maximilian von der Ahé. „Damals war Berlin noch richtig frei und kreativ - mittlerweile ist aber schon sehr stark der Einfluss des vielen Geldes zu spüren.“

Digitalisierung und innovatives Arbeiten
Im Einstein Center Digital Future werden Digitalisierungsprojekte der Berliner Hochschulen koordiniert und Projekte wie ein spezieller Handschuh für Menschen, die blind und taub sind, für die Kommunikation mit Smartphones entwickelt. Auch eine App, mit der Radfahrer Beinaheunfälle melden können und so den städtischen Verkehr sicherer machen, gehört zum Portfolio.

Und bei Dark Horse Innovation, einem 28-köpfigen Kollektiv, ging es um neue Arbeits- und Denkweisen, wie Unternehmen intern Innovationen und Fortschritt fördern können. „Wir helfen Unternehmen dabei, eine passende Kultur zu schaffen. Grundsätzlich gilt, dass Effizienz der natürliche Feind von Innovation ist“, erklärt Mitgründer Christian Beinke und lacht. „Wir selbst sind auch sonst ein unkonventionelles Unternehmen - unsere drei Geschäftsführer sind per Los gewählt worden, weil eigentlich keiner den Job will.“

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