Ein Wiener Fiaker wollte seine zwei Gäste nicht warten lassen, als Demonstranten beim Parlament den Weg versperrten. Da seien mit ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, die Pferde durchgegangen. Mit der Kutsche fuhr er einfach auf die Menschenkette zu, verletzte so einen der Demonstranten und findet sich nun vor Gericht wieder.
Zwei Touristen in Wien erlebten eine eher ungewöhnliche Fiakerfahrt: Am 20. September des Vorjahres kam es zu einer groß angelegten Protestaktion des Österreichischen Gewerkschaftsbunds gegen die Teuerung – rund ums Parlament bildete sich eine lange Menschenkette, Transparente und Schilder wurden hochgehalten. Die Teilnehmer sperrten auch eine Nebenstraße des Wiener Rings.
Demonstrant von Kutsche mitgeschleift
Das passte einem Fiaker überhaupt nicht, mit ihm gingen die Pferde durch. Vor der Polizei erinnert sich einer der Demonstranten: „Ich war geschockt, als der Fahrer die Kutsche auf mich zu lenkte.“ Der Mann sprang auf die Seite, kam ins Straucheln und konnte sich gerade noch an einer kleinen Laterne der Kutsche festhalten – die ihn dann mitgezogen haben soll. Er trug eine Rissquetschwunde am Ellbogen und mehrere Prellungen davon.
Verteidiger: Fiaker wollte Gäste nicht gefährden
„Am liebsten würde er das rückgängig machen“, sagt der Verteidiger des Fiakers im Wiener Landesgericht. Der 47-jährige Bulgare muss sich nämlich einem Strafantrag wegen Körperverletzung, Nötigung und Verhinderung oder Störung einer Versammlung stellen. Vor Richter Christian Gneist übernimmt er die volle Verantwortung, aber nicht die Schuld. Sein Anwalt meint nämlich, er hätte die Pferde nicht mehr rechtzeitig anhalten können, ohne eventuell die Gäste in der Kutsche zu gefährden.
Das reicht für eine diversionelle Erledigung: 500 Euro zahlt der Bulgare noch im Gericht, 300 Euro Schmerzensgeld sollen zusätzlich an das Opfer geleistet werden – das den Prozess schwänzte. Während der Fiaker von Jänner bis einschließlich März beim AMS gemeldet ist, kann er so ab nächstem Monat seine Tätigkeit wieder aufnehmen.
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