Das „versehentlich“ veröffentlichte „Rülps-Video“ dürfte nur die Spitze eines schon länger tobenden Machtkampfes zwischen der Führung der Tirol Werbung und Tourismusbossen sein.
Die Orkanböen, die zuletzt über weite Teile des Landes wehten, sollen nur ein „Lercherlschas“ im Vergleich zu jenen Turbulenzen sein, die sich seit Wochen rund um die Tirol Werbung abspielen. Dabei geht es weniger um finanzielle Belange, als viel mehr um Personen. Wer genau wem das berühmte Hackerl hinterrücks ins Kreuz werfen will, ist schwer durchschaubar. Im Zentrum der Angriffe steht zum einen Karin Seiler, die seit Mai 2022 der Tirol Werbung als Geschäftsführerin vorsteht. Sie soll nicht immer die feinste Art an den Tag legen, speziell was den Ton gegenüber einigen Tourismusobleuten im Land betrifft. Einigen reiche es „bis weit über der Oberkante“, heißt es.
Somit wird vielleicht klarer, warum ein fast zwei Jahre altes Video mit zweifellos geschmacklosem Inhalt plötzlich „versehentlich“ in der Öffentlichkeit auftaucht. Zielt es also auf Seiler ab, um ihr zu schaden, sie anzupatzen, zu schwächen, sie gar zum Rücktritt zu bewegen? Alles möglich!
Nicht vergessen darf man bei dieser Debatte Josef Margreiter. Ohne ihn geht bis heute nichts bei der Tirol Werbung, auch wenn er nun Geschäftsführer der übergeordneten Lebensraum Tirol ist.
Ein Touristiker
Mehrere Namen in der Verantwortung
Interessant ist, dass Seiler die Verantwortung für das Video übernommen und sich öffentlich entschuldigt hat. Aber warum macht sie das? Diese Frage drängt sich deshalb auf, weil Seiler mit der Entstehungsgeschichte des Videos höchstwahrscheinlich nichts zu tun gehabt hat, da sie damals noch Geschäftsführerin der Innsbruck Werbung war. Chef der Tirol Werbung vor ihr war Florian Phleps, der mittlerweile beim Österreichischen Skiverband den Bereich Unternehmensdienstleistungen und Projektmanagement leitet. Zuständig für Marketing und Kommunikation – und somit wohl auch für Videoproduktionen – ist als Bereichsleiter Patricio Hetfleisch, der von einer großformatigen Tageszeitung zur Tirol Werbung wechselte und laut Organigramm ein rund 40-köpfiges Team zur Verfügung hat. Laut Selbstbeschreibung ist er für die „Entwicklung von Marketing- und Kommunikationsstrategien sowie die Koordination der Umsetzung aller Marketingmaßnahmen“ verantwortlich.
Ohne Margreiter geht nichts
„Nicht vergessen darf man bei dieser Debatte Josef Margreiter. Ohne ihn geht bis heute nichts bei der Tirol Werbung, auch wenn er nun Geschäftsführer der übergeordneten Lebensraum Tirol ist“, betont ein Touristiker und fügt hinzu: „Dass Landesrat Gerber ausgerechnet ihn nun um Aufklärung zum ,Rülps-Video‘ bittet, ist der Treppenwitz des Jahres. Das wäre ja so, als würde beim Tatort der Täter mit der Aufklärung einer Tat beauftragt und die Kommissare machen sich derweil einen feinen Fernsehabend mit Chips und Bier“, übt sich der Oberländer in Sarkasmus.
Ich will hier jeden Schritt erfahren, wie es zu diesem Video kam. Denn man muss wissen, dass es dazu zunächst ein Storyboard gibt, in dem genau steht, was von der Agentur geplant ist. Da stand sicher dabei, dass gerülpst wird.
LR Mario Gerber
Sitzung soll Klarheit bringen
Der angesprochene Wirtschaftslandesrat Mario Gerber fordert hingegen restlose Aufklärung, will Transparenz in den angeblich bereits länger hinter den Kulissen tobenden Streit bringen. Er hat deshalb für Mittwoch nach Ostern eine Sitzung einberufen, zu der die Obleute der 34 Tiroler Tourismusverbände sowie vier Vertreter der Wirtschaftskammer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft eingeladen sind. Dabei sollen „ohne Tabu“ alle Fakten auf den Tisch gelegt werden. „Ich scheue mich auch nicht davor, kritisch über die Ausrichtung der Tirol Werbung zu diskutieren“, betont der ÖVP-Landesrat. Es gehe darum, diese Wogen zu glätten. Aber natürlich auch um das „Rülps-Video“.
„Geht um den Ruf Tirols“
„Ich will hier jeden Schritt erfahren, wie es zu diesem Video kam. Denn man muss wissen, dass es dazu zunächst ein Storyboard gibt, in dem genau steht, was von der Agentur geplant ist. Da stand sicher dabei, dass gerülpst wird. Dann will ich wissen, wer die Produktion in Auftrag gab und zuletzt, warum und von wem es ins Internet gestellt wurde“, ist der Landesrat stinksauer.

Ziel müsse es sein, dass wieder Ruhe einkehre in der Tirol Werbung und dieses 100-Prozent-Landesunternehmen wieder in geordnete Bahnen zurückkehre. „Es geht hier schließlich auch um den Ruf Tirols als eine der schönsten Tourismusdestinationen.“
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