Ernüchternde Prognose

CO₂-Emissionen werden 2050 höher sein als heute

Wissenschaft
19.03.2024 18:03

Die Bemühungen der Menschheit, die Erderwärmungen auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie eigentlich völkerrechtlich vereinbart, reichen derzeit bei weitem nicht. Ohne drastische Veränderungen werden die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 vielmehr deutlich steigen, wie eine aktuelle Prognose von WU-Forschern zeigt.

Das Ergebnis sei ernüchternd, so die Wissenschaftler: Anstatt Netto-Null zu erreichen, werde der globale Ausstoß von CO₂ in den kommenden 25 Jahren steigen, schrieben sie im Fachblatt „Communications Earth & Environment“. Auch in Österreich seien die Einsparungsprognosen teils zu optimistisch, sagten sie zur APA.

Lukas Vashold und Jesus Crespo Cuaresma vom Department für Volkswirtschaft der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien entwickelten ein Computermodell, das mit ökonomischen und demografischen (bevölkerungsstatistischen, Anm.) Daten „gefüttert wurde, um realistische Projektionen für die Treibhausgasemissionen von 173 Staaten bis zum Jahr 2050 auszuspucken“, heißt es in einer Aussendung der WU.

Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern lassen starkes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum laut den neuen Modellberechnungen die Emissionen weiter ansteigen. Einige reiche Länder könnten die ausgestoßenen Treibhausgasmengen im Industrie- und Energiesektor zwar reduzieren, doch beim Transport würden sie auch hier anwachsen.

„Elektroautos müssen klimaneutraler werden“
„Eine stärkere Elektrifizierung wäre hier ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen“, so Crespo Cuaresma: „Es ist aber wichtig, dass der Strom für die Elektroautos klimaneutraler produziert wird als bisher.“

Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens – eine Klimaerwärmung von 1,5 Grad als Zielpfad gegenüber der vorindustriellen Zeit, jedoch deutlich unter zwei Grad zu bleiben – zu erreichen, müsste man global laut den Vereinten Nationen im Jahr 2050 bei Netto-Null-Emissionen angekommen sein; es müssten also die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen zur Gänze wieder ausgeglichen werden.

2050 sind USA, Indien und China negative Spitzenreiter
Anhand der Prognosen der WU-Forscher sind aber negative Spitzenreiter beim Treibhausgasausstoß im Jahr 2050 die USA, Indien und China. Demnach würde im Jahr 2033 Indien die USA überholen und vom zweiten Rang verdrängen.

„Große Diskrepanzen ergeben sich, wenn man die Daten des Modells mit den Emissionszahlen vergleicht, die einige Staaten bei den UNO-Klimakonferenzen vermelden“, so die Wissenschaftler. Bei Schwellenländern wie der Türkei, Indonesien und dem Iran übersteigen die errechneten Emissionen die Zahlen des Modells sogar um mehr als 50 Prozent.

„Diese Staaten überschätzen sie wahrscheinlich, damit ihre geplanten Maßnahmen wirkungsvoller aussehen“, so Crespo Cuaresma. Er schlägt vor, dass dagegen eine wissenschaftliche Watchdog-Organisation, also eine „Überwachungs-Organisation“, eingerichtet wird.

Die Prognosen des globalen Modells sind auch „etwas pessimistischer“ als jene des österreichischen Umweltbundesamtes, so WU-Forscher Vashold: Es würde kaum einen Rückgang der Emissionen, sondern eher einen leichten Anstieg (nach einem starken Rückgang ausgelöst durch die Corona-Pandemie) projizieren.

„Der größte Unterschied zeigt sich dabei im Transportsektor, in welchem laut WU-Modell ein Anstieg um knappe fünfzehn Prozent bis 2040 prognostiziert wird, während das Umweltbundesamt einen Rückgang von knapp zehn Prozent sieht“, erklärte er.

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