Wer haftet?

Turn-Kinderstar Larissa (12) in Linienbus verletzt

Gericht
15.03.2024 06:00

Sie springt Doppelsalti auf der Bodenfläche und träumt von den Olympischen Spielen. Eine schwere Armverletzung beendete die Saison 2023 für die zwölfjährige Larissa vorzeitig. Doch das Unglück in Wien passierte nicht beim Turnen, sondern in einem Linienbus bei der Fahrt ins Training. Die Haftungsfragen sind nach wie vor ungeklärt.  

Sie ist Österreichs größte Turn-Nachwuchshoffnung, dreht Schrauben und Salti am Boden und am Stufenbarren, glänzt mit Handständen und Überschlägen am zehn Zentimeter dünnen Schwebebalken. Larissa, zwölf Jahre jung und auf dem Weg, eine internationale Turngröße zu werden. Sechsmal die Woche, jeweils drei Stunden lang, trainiert die österreichische U-12-Meisterin 2022. Mit dem großen Traum, sich in einigen Jahren für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. 

Arm zwischen Haltestange und Türe eingeklemmt
Kunstturnen ist ein Sport, in dem Verletzungen nicht auszuschließen sind. Entsprechend vorsichtig geschah der Aufbau des großen Talents. Alles lief blendend, bis zu dem verheerenden Vorfall am 18. September 2023, als Larissa gemeinsam mit Schulkolleginnen zum Training in der Wiener Leopoldstadt fuhr. Im Öffi-Bus 77A Station Schlachthausgasse hielt sich die Turnerin an der gelben Haltestange fest, als die Türe aufging und ihren Arm verschob, bis er brach. „Den Schrei werde ich niemals vergessen“, so ein Mitschüler. Die Diagnose: Wachstumsfuge der Speiche gebrochen und ausgerenkt. Die Absprengung am Ellengriffel bleibt ihr. Wochenlang musste Larissa Gips und Schiene tragen, im Oktober begann die Physiotherapie.

Die Saison 2023 war für Larissa vorbei. „Das Schlimmste war für sie, dass sie nicht Turnen konnte. Sie bestand darauf, dass ich sie trotz Gips in die Halle führe“, leidet auch Mama Barbara mit ihrem Kind. Mittlerweile kann das Mädchen wieder trainieren, aber: „Sie ist nicht auf ihrem Niveau von vorher. Vor allem die Schmerzen machen ihr im Sport noch Schwierigkeiten“, berichtet die Physiotherapeutin. 

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Ich möchte mich bei den Ärzten bedanken und bei allen, die mir geholfen haben und im Spital so lieb zu mir waren.

Kunstturnerin Larissa (12)

Technische Antwort der Versicherung
Die Haftungsfrage zu dem Unfall ist seit Monaten ungeklärt. Zuletzt kam eine aufwühlend technische Antwort der Versicherung des Busunternehmens Dr. Richard: „Im Sinne einer Prozesskostenablöse können wir unpräjudiziell die Übernahme der unfallkausalen Ansprüche dem Grunde nach zu 1/3 anbieten.“ Man könne weder Verschulden des Busfahrers noch eine Haftung für Betriebsgefahr erkennen. Vielmehr hätte sich das Mädchen trotz Hinweisschild im „Auftrittsbereich“ aufgehalten, das Aufgehen der Tür und die damit verbundenen Gefahren seien ihr bewusst gewesen.

Ein unfassbares Schreiben, wenn man bedenkt, dass es sich beim Opfer um ein Schulkind handelt. „Ich will Gerechtigkeit für Larissa“, ist die Mutter entschlossen, rechtliche Schritte zu setzen. „Eine damals Elfjährige liest doch im vollen Bus nicht alle Schilder, sondern hält sich natürlich unbesorgt an einer Haltestange an“, sagt sie.

„Hoffe, dass ich bald wieder Erfolge feiern kann“
„Ich hoffe, dass ich bald wieder schmerzfrei bin und wieder Erfolge feiern kann“, blickt die zwölfjährige Sporthoffnung optimistisch in die Zukunft. Und ergänzt: „Ich möchte mich bei den Ärzten bedanken und bei allen, die mir geholfen haben und im Spital so lieb zu mir waren.“

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