James Dyson:

„Leute sind bei Staubsaugern nicht so begeistert“

Wirtschaft
12.03.2024 15:23

Ein seltener Moment: James Dyson präsentierte in Paris seine neueste Erfindung. Im Interview mit der „Krone“ verriet der medienscheue Brite außerdem, wieso er bei seiner Entwicklung auf junge, unerfahrene Ingenieure vertraut und wann er sein Unternehmen übergeben wird.

James Dyson ist 76 Jahre alt und tüftelt noch immer voller Begeisterung an den neuesten Produkten seiner Marke. Enthusiastisch präsentierte er sein neues Glätteisen in Paris. Im Mittelpunkt stehen bei ihm aber nicht die Frisuren, sondern die Technik. Detailliert erklärt der Entwickler, wie die warme Luft die Haare schonungsvoll trocknet und zugleich glättet. Um die Neuheit bei einem Haar-Model zu zeigen, ließ der Brite den Hollywood-Stylisten Matthew Collins einfliegen.

Eigentlich sollte in Paris nur das Glätteisen im Zentrum stehen, doch der Tüftler ist von seinem brandaktuellen Föhn-Erhitzer so begeistert, dass er gleich ein anderes Gerät mit dieser Technik vorstellt. In den vergangenen drei Jahren flossen 586 Millionen Euro in die Entwicklung von Haartrocken-Geräten. Doch es dürfte bald etwas Neues auf den Markt kommen. Die Firma hat die Haar-Sparte nämlich in „Schönheit“ unbenannt. Welches Produkt als nächstes gelauncht wird, will James Dyson aber nicht verraten.

In Österreich sind die bunten Staubsauger noch die Verkaufsschlager. Wobei die Haartrocken-Geräte am Aufholen sind, wie das Unternehmen bestätigt. Und so unähnlich ist die Technik der beiden Sparten nicht, wie James Dyson im „Krone“-Interview erklärt: „Ich habe meinen Chefingenieur gesagt, dass wir unsere kleinen Staubsauger-Motoren noch kleiner machen können und sie in einem Föhn einsetzen können.“ 

Haartrockner statt Staubsauger
Mittlerweile scheint es, dass sich Dyson mehr auf die Schönheitsprodukte konzentriert. Der Ingenieur hat eine einfache Erklärung für diese Entwicklung: „Leute reden über das Staubsaugen nicht so enthusiastisch wie über ihre Frisur. Ihnen ist es wirklich wichtig, dass die Haare gesund bleiben.“ 

Bei der Entwicklung vertraut Dyson unter anderem auf junge Techniker aus seiner eigenen Universität. Ab dem 17./18. Lebensjahr arbeiten sie drei Mal die Woche an Staubsaugern oder Föhns, an den anderen beiden Tagen folgt die Theorie. „Sie kommen frisch von der Schule, sind motiviert, naiv, haben keine Vorurteile und keine Angst. Das ist wundervoll. Sie haben keine Angst zu versagen und probieren alles aus.“

„Ich bin ständig unglücklich und unzufrieden“
Diese Mentalität lebt der Ingenieur selbst: „Ich denke nicht an die Vergangenheit, was ich gemacht habe. Ich bin Ingenieur und denke an das nächste Problem, wie ich es lösen kann, um ein noch besseres Gerät zu entwickeln. Ich schaue immer voraus, nicht zurück.“ Konkret bedeutete es auch, dass die Marke Föhns auf den Markt bringt, die für den 76-Jährigen eigentlich nicht perfekt sind. „Ich bin ständig unglücklich und unzufrieden, aber das ist für mich ein guter mentaler Zustand“, lacht der Brite. So dauerte es auch 5127 Prototypen, bis der erste Staubsauger von Dyson im Regal stand. 

Unternehmensgeschichte

  • Das Unternehmen wurde 1991 von James Dyson gegründet
  • beschäftigte 2018 mehr als 12.000 Mitarbeiter in über 60 Ländern
  • Dyson produziert neben Staubsaugern auch Haartrockner, Luftbefeuchter, Händetrockner und Ventilatoren
  • 586 Millionen Euro flossen in den vergangenen drei Jahren in die Entwicklung von Haartrockengeräten

Doch immer weniger Leute können sich die exklusiven Geräte leisten. „Als ich mit Staubsaugern angefangen habe, habe ich nur daran gedacht, dass ich ein besseres Gerät auf den Markt bringen will. Es ging nie darum, viele Produkte zu verkaufen. Das war nie meine Ambition, sondern bessere Technik zu verkaufen. Das ist meine Passion. Ich denke auch, dass sich der Föhn-Markt durch uns verändert hat. Vor Dyson waren die Haartrockner billig. Mittlerweile hat sich das auch bei anderen Marken geändert.“ 

James Dyson über den nächsten Chef
Dass es Dyson nicht um die Verkaufszahlen geht, beweisen die 650 Euro teuren Kopfhörer seiner Firma. Entwickelt wurden sie von Sohn Jake. Er arbeitet innerhalb der Firma an eigenen Produkten und hat sogar eine eigene Lampen-Linie. Dass sich Papa James aus dem Geschäft langsam zurückzieht, kann sich der 76-Jährige nicht vorstellen. „Mein Sohn wollte freiwillig bei uns mitarbeiten. Wir arbeiten gut zusammen. Ich hoffe, er wird das Unternehmen auch übernehmen.“ Wann? „Wenn er mich rausschmeißt“, lacht der Unternehmer.

Obwohl Dyson mit seinen Standorten in Singapur, Malaysien, Philippinen, Polen und Großbritannien 24 Stunden forschen kann, ist ihm eine Errungenschaft nicht gelungen. Er hätte gerne den Düsenantrieb für Flugzeuge entwickelt. „Diese Erfindung hat die Luftfahrt verändert. Der Mann, der es erfand, war kein Wissenschafter, sondern Autodidakt. Niemand hat ihm damals geglaubt. Er hatte keine Unterstützung. Und dann hat sich doch alles verändert.“

Und noch ein großes Ziel hat James Dyson: Er will im Englischen das Verb to dyson einführen. Bisher hat sich der größte Konkurrent Hoover mit to hoover für das Wort staubsaugen durchgesetzt. „Ja, da werde ich bei Interviews schon auch grantig, wenn jemand dieses Wort in den Mund nimmt“, so der Brite.

Dyson hat die Reise nach Paris finanziert.

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