Prozess wegen Untreue

Tonnenweise fehlendes Gemüse beschäftigt Gericht

Gericht
20.02.2024 17:30

Drei Ex-Mitarbeiter einer Lebensmittelfirma sollen über 100.000 Euro an Obst und Gemüse abgezweigt und weiterverkauft haben. Dem Unternehmen selbst fiel das sehr spät auf. Am Ende bleibt im Wiener Landesgericht nur noch wenig von den angeklagten Avocados, Paprika und Co. übrig. 

Saal 33 im Wiener Landesgericht - dort, wo Richterinnen zu Erbsenzählern werden und Verteidiger mit einem Bündel Bargeld einen Obstsalat bereinigen. Konkret geht es um tonnenweise Obst und Gemüse, die einem Lebensmittelunternehmen fehlen. Der Gesamtschaden: 100.000 Euro. Verdächtigt in dem Untreue-Fall sind drei Ex-Mitarbeiter der Firma, die jetzt auch schon den zweiten Tag auf der Anklagebank Platz nehmen müssen. 

Tonnenweise fehlende Lebensmittel blieben unbemerkt
Schon am ersten Prozesstag löste es bei Richterin Claudia Zöllner Verwunderung aus, wie denn von Jänner 2023 bis Mai 2023 weder der Geschäftsführerin, noch dem Buchhalter das Fehlen von so viel Lebensmitteln auffallen konnte. „Wenn ich in der Woche 600 Kisten Paprika verkaufe und 100 Kisten gestohlen werden, dann merke ich das nicht“, versucht er zu rechtfertigen.

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Das sind mir ehrlich gesagt zu viele Zahlen und zu viel Gemüse und Obst.

Richterin Zöllner in Wien

Wie er auf den vermuteten Schaden von über 100.000 Euro kommt, demonstriert er im Zeugenstand und fängt an Kisten von Avocados, Paprika und Tomaten auf Bildern eines Privatdetektivs zu zählen. „Das sind mir ehrlich gesagt zu viele Zahlen und zu viel Gemüse und Obst“, gibt Frau Rat schnell auf. Und fordert von den Angeklagten, die sich immer wieder zu Wort melden: „Beim Erbsenzählen brauche ich meine Ruhe.“

Von links nach rechts: Die Verteidiger Philipp Winkler, Mirsad Musliu und Alexander Philipp (Bild: Pratschner Sophie)
Von links nach rechts: Die Verteidiger Philipp Winkler, Mirsad Musliu und Alexander Philipp

Dass die drei Angeklagten für den kompletten Schwund von Lebensmitteln verantwortlich sind, bleibt aber eine Vermutung. Bewiesen können nur vier Angriffe von zwei der Männer werden - der Privatdetektiv fotografierte sie. Auch zwei ehemalige Kollegen hätten nicht mehr gesehen. 

Also wird vor Gericht kurzer Prozess gemacht: Sogar der Staatsanwalt fordert einen Freispruch vom Großteil der Anklage. Beim Mandanten von Verteidiger Philipp Winkler betrifft es alle Punkte. Die zwei anderen ehemaligen Mitarbeiter gestanden von Anfang an zu, viermal Obst und Gemüse veruntreut zu haben. Sie kommen mit zwei Jahren Probezeit, 200 Euro Pauschalkosten und einer Schadenswiedergutmachung von insgesamt 6000 Euro davon. „Um diesen Obstsalat endlich zu bereinigen“, übergeben die Verteidiger Alexander Philipp und Mirsad Musliu das Geld sofort in bar.

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