Hauptbahnhof-Terrorist

Wien-Attentäter war das Vorbild für IS-Anhänger

Wien
19.02.2024 19:00

Wie einst der Wien-Attentäter vom 2. November 2020 Kujtim F. postete ein 16-Jähriger kurz vor seinem geplanten Anschlag stolz ein Foto. Ihn verließ aber zum Glück an seinem Ziel - dem Wiener Hauptbahnhof - der Mut. Die Auswertung seines Handys spricht Bände. 

„Mich hat der Mut verlassen“ - wohl der einzige Grund, warum am 11. September 2023 am Wiener Hauptbahnhof kein Massaker stattfand. Denn mit einem Messer bewaffnet und einem Gilet, das einen Bombengürtel imitieren sollte, stieg ein damals 16-jährige IS-Anhänger dort aus der U-Bahn, doch entschied sich im letzten Moment um.

„Angst, nicht ins Paradies zu kommen“
Nicht aber, weil ihm das Unrecht eines Terroranschlags im Namen des Islamischen Staates bewusst wurde. Bei der Polizei erklärte er: „Ich hatte Angst, festgenommen oder von irgendwem festgehalten zu werden, und den Anschlag zu überleben und nicht ins Paradies zu kommen.“ Seinen Anschlagsplan hielt er aber „nach wie vor für richtig“.

Kujtim F. als großes Vorbild des Angeklagten
Denn die Radikalisierung des jugendlichen Wieners sitzt tief, wie nicht nur eine Sachverständige bestätigt, sondern auch erschreckende Chat-Nachrichten kurz vor dem geplanten Terror-Attentat zeigen. Stolz posierend, mit Messer und dem gestrecktem Zeigefinger, einer beliebten Geste beim IS, präsentiert er sich Minuten vor seinem Eintreffen am Bahnhof in einer Chat-Gruppe - ein Bild, das an den Wien-Attentäter Kujtim F. erinnert. Den der Angeklagte bei der Polizei als sein großes Vorbild nannte.

Und der geplante Anschlag ist nicht das einzige Indiz für die radikale Gesinnung des nun 17-Jährigen. Bereits am 7. Juli letzten Jahres verschickte er ein Bild von sich vor einer Schultafel - auf die er das IS-Logo aufgemalt hatte. Das Bild zieren Schriftzüge wie „Die Polytheisten und Ungläubigen werden von Gott bestraft“. 14 weitere Punkte klagt die Staatsanwaltschaft Wien an, darunter Nachrichten, geteilte IS-Propaganda und Naschids, religiöse Sprachgesänge, mit teils radikalem Inhalt.

Selbst die Google-Anfragen des Jugendlichen sprechen Bände: „Bombe Jacke Terrorist“; „Isis Bombe Jacke“; „how to make molotov bomb“ - suchte der gebürtige Wiener im selben gebrochenen Englisch, in dem er auch seine Chat-Nachrichten verfasste. Auch auf YouTube schaute er sich Videos zum Bau von Molotow-Cocktails an. 

Zitat Icon

Die letzten Monate in Haft haben meinen Mandanten zu einem nachhaltigen Gesinnungswandel geführt, und er bereut sein damaliges Verhalten zutiefst.

(Bild: zVg)

Anwalt David Jodlbauer

Deradikalisierungsprogramm in U-Haft
Vergangenheit, versichert Anwalt David Jodlbauer gegenüber der „Krone“. Das Deradikalisierungsprogramm in U-Haft würde bei dem 17-Jährigen gut anschlagen. Wie auch schon ein Gutachten bestätigte, sei er leicht zu beeinflussen, für negative Einflüsse sehr anfällig. Laut Sachverständige habe er eine „Persönlichkeit mit geringer Selbstwirksamkeitserwartung und gleichzeitig großem Zugehörigkeitsbedürfnis und dem unrealistisch hohen Wunsch nach Erfolg und Anerkennung.“

Auf einen Prozesstermin im Wiener Landesgericht wartet er noch. Auf jeden Fall wird sich der junge Wiener voll umfänglich schuldig bekennen, teilt sein Verteidiger Jodlbauer mit. Im Härtefall drohen seinem Mandanten wegen der Verbrechen der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation bis zu fünf Jahre Haft.

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