Nach Identitären-Demo

Rechtsextreme gingen in U-Bahn auf Männer los

„Ein Blick hat gereicht, und sie sind auf uns losgegangen.“ Dies erklärte ein 24-Jähriger, der gemeinsam mit einem zwei Jahre jüngeren Bandkollegen Ende Juli in einer Wiener U-Bahn beschimpft, attackiert und verletzt worden war. Bei den mutmaßlichen Angreifern handelte es sich um Teilnehmer einer Demo der rechtsextremen Identitären.

Konkret fand der Protestzug am 26. Juli statt und führte durch die Wiener Innenstadt. Laut „Standard“ waren die beiden späteren Opfer gerade am Heimweg von einer Bandprobe, als mehrere Rechtsextreme und Neonazis wohl nach Ende der Demo in den U-Bahn-Waggon stiegen und dabei Hassparolen skandierten. „Ein Blick hat gereicht, und sie sind auf uns losgegangen“, so der 24-Jährige. Die beiden seien noch während der Fahrt rassistisch und homophob beschimpft, danach niedergeprügelt und getreten worden.

In Lokal geflüchtet und Polizei alarmiert
Beim Nestroyplatz seien die beiden ausgestiegen und vor den Angreifern geflohen. In einem Lokal auf der Praterstraße hätten sie schließlich die Polizei gerufen. „Ich habe 133 gewählt, eine halbe Stunde ist niemand gekommen“, schilderte der 24-Jährige dem Blatt. Von der Polizei hieß es dazu: „Die Kollegen waren binnen weniger Minuten vor Ort, konnten die beiden aber nicht finden.“ Sie dürften auch telefonischen Kontakt gehabt haben, allerdings hätten die beiden Männer ihren Aufenthaltsort nicht genau schildern können.

Schließlich hätten die beiden auf einer Polizeiinspektion Anzeige erstattet, so die Darstellung der Polizei. Dem widerspricht der Betroffene: „Mich hat definitiv niemand zurückgerufen, und wir waren auch auf keiner Inspektion.“ Angezeigt hätte man den Vorfall bei einem Polizisten, der vor einer Synagoge stand.

(Bild: Jöchl Martin)
(Bild: Jöchl Martin)

Jochbein-Fissuren, geprellter Kiefer, blaues Auge
Die beiden trugen bei dem Angriff Jochbein-Fissuren davon, der 24-Jährige erlitt zudem einen geprellten Kiefer und der 22-Jährige ein blaues Auge. Das Videomaterial aus der U-Bahn-Station wurde der Polizei übergeben, davon erhoffe man sich Aufschlüsse über die Täter, so die Polizei. Die Ermittlungen laufen.

Den Vorwurf, dass die Securitys der Wiener Linien die Rechtsextremen in die U-Bahn „eskortierten“, weisen diese von sich: „Die Sicherheitsdienstmitarbeiter*innen kamen ihrer Aufgabe nach, auf die Einhaltung der Beförderungsbedingungen zu achten. Sie wurden nicht auf Übergriffe, weder persönlich noch über die Notrufeinrichtungen, aufmerksam gemacht.“

200 Anzeigen, 56 Festnahmen
Rund um die Identitären-Demo, an der wenige Hundert Personen auch aus dem Ausland teilnahmen, kam es zu mehr als 200 Anzeigen und 56 Festnahmen, hatte die Polizei am Tag nach der Demo berichtet. Diese erfolgten bei der Auflösung der insgesamt drei Sitzblockaden, mit denen Gegendemonstranten den rechtsextremen Demonstrationszug durch die Wiener Innenstadt verhindern wollten.

Die Grünen brachten zuletzt mehrere Sachverhaltsdarstellungen gegen Teilnehmer der Identitären-Demo ein. Mehrere strafrechtlich relevante Tatbestände – darunter Verstöße gegen das Symbolgesetz sowie mutmaßliche Verhetzung in Form ausländerfeindlicher Parolen – seien auf Bildern und Videos dokumentiert.

Die Demo der Identitären findet jährlich im Sommer in Wien statt. Laut Dokumentationsarchiv Österreichischer Widerstand ist diese „Tummelplatz der Rechtsextremisten“. Auch einige FPÖ-Mitarbeiter dürften an der Demo teilgenommen haben.

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