Der 65. Geburtstag des aus Vorarlberg stammenden Komponisten Richard Dünser war der Anlass für ein ganz spezielles Bregenzer Meisterkonzert. Das Publikum hat die anspruchsvolle Kost gut aufgenommen.
Die Kompositionen von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton von Webern sind vor mehr als einhundert Jahren entstanden. Obwohl sie einen bahnbrechenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der Musik hatten, sind sie bis heute nicht in der Mitte unseres Konzertlebens angekommen. Grund dafür ist vor allem die Tatsache, dass sich diese Komponisten - jeweils nach einigen Werken im spätromantischen Stil - von der bis dahin verbindlichen Dur-Moll-Tonalität verabschiedeten und die sogenannte atonale Musik schufen.
Das geschah um 1910, der Zeit, aus der auch die Kompositionen von Schönberg, Berg und Webern stammen, die am Samstagabend im Bregenzer Festspielhaus erklangen. Einige Jahre später sollte die von Schönberg entwickelte Zwölftontechnik Platz greifen. Im Gegensatz zu anderen groß besetzten, ja gigantischen Werken der Epoche, etwa von Gustav Mahler oder Richard Strauss, pflegten damals die drei Vertreter der sogenannten Neuen Wiener Schule die ganz kleine Form und vor allem eine reduzierte Instrumentalbesetzung - aus kompositionstechnischen Gründen, aber auch deshalb, weil sie nur so ihre Werke zur Aufführung bringen konnten.
Die vier Werke, die beim aktuellen Meisterkonzert erklangen, waren original für Klavier geschrieben, so Alban Bergs berühmte Klaviersonate Opus 1, die frappierend knappen Stücke für Violine und Klavier von Anton von Webern, dann das Opus 11 von Schönberg sowie nach der Pause Schönbergs „Buch der hängenden Gärten“ Opus 15 für Singstimme und Klavier.
Richard Dünser hat dies alles für ein Instrumentalensemble bearbeitet, und das ist ihm, das geben auch Skeptiker zu, ausnehmend gut gelungen. Der herbe Klang des Klaviers wird durch das Ensemble aus Violinen, Holzbläser oder Harfe weicher gemacht und ist so leichter konsumierbar. Eine geglückte Bearbeitung müsse besser sein als das Original, meint Dünser. Die Behauptung sei durchaus vermessen, gibt der Vorarlberger Komponist selber zu, der auch sonst nicht gerade an übertriebener Bescheidenheit leidet. Aber, so mag man einwenden, haben nicht die Genies vom Schlage eines Schönberg, Berg oder Webern immer auch den Klang des Instruments im Sinn gehabt beim Komponieren? Sie haben immer ihr Optimum geschaffen, auch wenn es uns heute noch so bescheiden erschient. Durch den weiteren Fortgang der Musikgeschichte wird dieses Argument belegt, Stichwort serielle Musik, Morton Feldman oder John Cage.
Dass Richard Dünser auch eigene Musik schreiben kann, zeigte er mit seinem Stück „Entreacte“. Das dieses und die anderen Werke durchaus beim Publikum Eindruck machten, ist nicht zuletzt den fabelhaften Musikerinnen und Musikern des Klangforums Wien zu danken, seiner Dirigentin Katharina Wincor sowie den Solistinnen des Konzerts, der Geigerin Gunde Jäch-Micko und nicht zuletzt der überaus ausdrucksvollen Sängerin Magdalena Anna Hofmann. Das Publikum in nahezu vollen Saal applaudierte am Ende freundlich.
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