Polizisten? Feuerwehrleute? Ersthelfer? Eine 60-jährige Alko-Lenkerin aus dem Burgenland behauptete, dass Sektflaschen und Bargeld aus dem Unfallauto gestohlen worden sind. In einer Email an die Landespolizeidirektion verdächtigte die Frau die zum Unfall geeilten Beamten - was ihr eine Anklage wegen Verleumdung einbrachte.
Der Fragezeichen nicht genug: Trug ein Auto die Schuld daran, dass die Nordburgenländerin am Leithaberg ausweichen musste und im Graben landete? War es ein Reh? Ein Reifenplatzer? Drei Versionen, drei ihrer Wahrheiten.
An jenem heißen Sommertag im Juli 2023 hatte die 60-Jährige „zwischen 17 und 21 Uhr drei Achtel Wein getrunken“. Gegen Mitternacht, nach drei Stunden Pause und dem Unfall, übermannte die Frau der Durst. Die Eingeklemmte kippte im Auto binnen einer halben Stunde „zweidreiviertel Piccolo“. Mit diesen 0,55 Liter Sekt kommen wohl nicht einmal Kleinkinder in die Nähe der gemessenen 1,8 Promille. Egal.
Es ist sehr bedenklich, dass zwei Flaschen Sekt, 450 Euro und mein Führerschein nicht mehr da sind.
Die Nordburgenländerin in ihrer E-Mail an die Landespolizeidirektion
Mehrmals Hilferuf an die Rettung verweigert
Sie selbst habe die Zeit gegen das Dehydrieren mit dem Sekt überbrücken müssen, weil dort ein Funkloch sei, sagte die Angeklagte beim Prozess in Eisenstadt, wo sie sich wegen Verleumdung zu verantworten hat. Ersthelfer riefen die Feuerwehr, die die Frau aus dem Fahrzeug befreite. Wenig später kam die Polizei. „Sie schien nicht augenscheinlich verletzt“, sagt ein Beamter. „Ich habe ihre Personaldaten überprüft und ihr den Führerschein zurückgegeben.“ Ein Kollege wiederum ortete eine Alkoholisierung, die sich dann bestätigte. Dreimal wollen die Polizisten nachgefragt haben, ob sie nicht die Rettung rufen sollen. „Nein! Alles gut!“
„Frech, unfreundlich und schnippig“
Daheim angekommen, verspürte die Frau große Schmerzen. Und nahm blutende Wunden wahr. Sie schrieb ein Mail an die Landespolizeidirektion Wien, um drei Uhr Früh: „Es ist sehr bedenklich, dass zwei Flaschen Sekt, 450 Euro und mein Führerschein nicht mehr da sind.“ Und weiter: „Die waren unfreundlich, frech und schnippisch. So geht man nicht mit Menschen um.“
Weil die Richterin „keine Medizinerin“ ist und das Gutachten des Sachverständigen erläutert haben möchte, wurde vertagt. Im Raum steht nämlich unterlassene Hilfeleistung - dabei hatten die Polizisten aus Kittsee die Frau noch dazu nach Hause chauffiert.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.