Tag der Bildung

Schülervertreterin: „Veränderung braucht Zeit!“

Kärnten
25.01.2024 20:01

Anlässlich zum Internationalen Tag der Bildung am vergangenen Mittwoch sprach die „Krone“ mit der AHS-Landesschülersprecherin über den Status-Quo, Herausforderungen aber auch Chancen des Kärntner Bildungssystems.

„Krone“Fangen wir mit einer Beurteilung (Schulnoten) für das aktuelle Schul- und Bildungssystem in Kärnten an!
Anna Trattnig: Das bin ich tatsächlich schon öfter gefragt worden - diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wenn man selbst so involviert ist, hört man meist nur die Schimpferei und es gibt auch sehr viel Verbesserungspotential, sonst wäre ich nicht Landesschülersprecherin geworden. Aber gerade im Vergleich zu anderen Ländern ist das Bildungssystem in Österreich sehr stabil und gut zugänglich. Die Bildung, die wir erhalten, ist auch hochqualitativ. Als Schulnote würde ich daher eine 2 vergeben, aber mit einem kleinen Minus.

Die Person Anna Trattnig

  • 17 Jahre,
  • besucht die Maturaklasse des BG/BRG Mössingerstraße in Klagenfurt
  • war bereits stellvertretende Landesschulsprecherin, in diesem Schuljahr vertritt sie alle AHS-Schüler

Die Landesschülervertretung (LSV) vertritt in Kärnten die Interessen von rund 68.000 Schülern gegenüber der Politik. Fühlst du dich gehört?
Grundsätzlich komme ich mir als Jugendliche schon oft so vor, als würde ich überhaupt nicht gehört werden. Da ist Kritik sicher berechtigt. Wir als LSV Kärnten sind aber mit den Landtagsparteien, dem Landtagspräsidenten und der Bildungsdirektion ständig im Austausch - wir versuchen wirklich unser Bestes. Aber Österreich ist ein demokratisch-bürokratisches Land. Veränderung braucht leider einfach Zeit - daher spürt man diese nicht immer direkt. Im Endeffekt ist es aber auch gut, dass sich Maßnahmen so gut überlegt und oft durchdiskutiert werden - so wird sichergestellt, dass diese Maßnahmen auch sinnvoll sind.

Welche aktuellen Herausforderungen siehst du im Kärntner Bildungssystem?
Das Bildungssystem wird stark auf Bundesebene entschieden - wir in Kärnten können nicht das komplette Bildungssystem verändern. Wir formulieren jedes Jahr Schwerpunkte: Heuer fokussieren wir uns auf die Individualisierung des Unterrichts und Digitalisierung.

Semestrierte Oberstufe

Die Semestrierte Oberstufe (SOST) bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich ab der 6. Klasse ihren individuellen Stundenplan zusammenzustellen. Im Klassenverband finden die Basismodule statt, das sind die Fächer laut Stundentafel. Neben diesen buchen Schülerinnen und Schüler je nach ihren Interessen und Stärken Wahlmodule, um auf die erforderliche Stundenanzahl zu kommen. Ein Modul dauert in der Regel ein Semester. Zusätzlich können die SchülerInnen und Schüler sogenannte Schlüsselqualifikationsmodule wählen, die es ihnen ermöglichen, schon während der Schulzeit Zusatzausbildungen oder Zertifikate zu erlangen, welche auch im zukünftigen Leben von Vorteil sein können.

Individualisierung des Unterrichts?
Schule soll uns was beibringen und uns auf das spätere Berufsleben vorbereiten. An meiner Schule haben wir ein Modulsystem, in dem Schüler ab der 6. Klasse neben den Hauptfächern die Möglichkeit haben, sich in ihren Interessen und Stärken weiterzubilden und ihren eigenen Stundenplan zu erstellen. Administrativ ein Horror - es zahlt sich aber aus! 

Thema Lehrermangel: Wie siehst du das Quereinsteiger-Modell?
Aufgrund der vielen Medienberichte haben sich viele Schülerinnern und Schüler anfangs Sorgen gemacht. Aber wenn man bedenkt, unter welchen Voraussetzungen diese Quereinsteiger den Beruf ausüben dürfen, ist es schon gerechtfertigt und auch ein effektives Mittel gegen den Lehrermangel. Grundsätzlich ist es schade, dass der Lehrerberuf unterrepräsentiert ist. Die Entwicklung ist aber positiv. Probleme mit Quereinsteiger-Lehrern sind mir noch nicht zugetragen worden.

Wünsche ans Bildungssystem?
Da denke ich an mehr Experten im Unterricht - beispielsweise in Form von den vorhin erwähnten Modulen oder Workshops. Außerdem würde ich mir wünschen, dass die Lehrinhalte aktueller wären! Bisher sind die Lehrpläne etwas altmodisch. Es fehlen immer noch Fächer wie politische Bildung, Finanzbildung, ein Lebensführerschein ...

Wie gelingt es der LSV den Fokus auf Bildungsthemen zu legen?
Ich finde schade, dass es gerade im Schülerinnenparlament oft zu Diskussionen kommt, die lange schon nicht mehr bildungspolitisch sind. Meiner Meinung nach gehören parteipolitische Themen nicht ins Schülerinnenparlament - aber grundsätzlich funktioniert es im SIP ganz gut. Bei Meinungsverschiedenheiten wird diskutiert, aber das ist auch gut so.

Wie können Eltern besser in den Bildungsprozess integriert werden?
In der Unterstufe sind ja regelmäßige Elternsprechtage üblich - in der Oberstufe nimmt dann das Interesse, an so einem Austausch teilzunehmen, meist etwas ab. Ich glaube aber, das hätte trotzdem einen Mehrwert. Elternvertreter sehen Themen oft aus anderen Blickwinkeln und bringen sich ja auch als Teil der Schulgemeinschaftsausschüsse ein.

Welche Botschaft hast du an Lehrer, Schüler und Eltern?
Dass in gewissen Bereichen schon einiges passiert ist, ist kein Grund aufzuhören zu kämpfen. Das Gleiche gilt für Bereiche, in denen man das Gefühl hat, dass sich gar nichts verändert.

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