Schönste Wanderrouten

Unterwegs im Herzen des Walgaus

Vorarlberg
17.11.2023 14:25

Über den Runkelinaweg, einem Abschnitt des Jakobwegs in Bludesch, geht es bis nach Schlins zur Ruine Jagdberg. Unterwegs lässt sich nicht nur die Aussicht genießen.

Auf einem Hügel südlich von Schlins stehen noch die Mauern der einst stolzen Burg Jagdberg. Die Grafen von Montfort - Feldkirch ließen diese im 13. Jahrhundert errichten. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Festung im Jahr 1299. Doch es gibt Hinweise, dass sich bereits viel früher eine Fluchtburg auf der Hügelkuppe befand. Auch Reste einer vorgeschichtlichen Siedlung wurden dort gefunden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Burgen hierzulande verfügte Jagdberg über keinen Bergfried, sondern einen mit der Ringmauer verbundenen wehrhaften Palast. Wohl über eine Zugbrücke gelangte man zum äußeren Burgtor, das von einem zweigeschossigen Wächterhaus flankiert wurde.

Zerfall der Burg
An der Nordmauer war einst eine dem Erzengel Michael geweihte Kapelle angebaut, von der allerdings nichts mehr übrig ist. Im September 1405 wurde die Anlage im Appenzellerkrieg zerstört, es erfolgte ein Wiederaufbau. Bis 1499 wurde Jagdberg zwei weitere Male in Brand gesteckt. Zwar wurde das Gebäude erneut errichtet, aber Wind, Wetter und Vernachlässigung sorgten schließlich für den endgültigen Zerfall - so wurde aus der Burg mit der Zeit eine Ruine. Im 20. Jahrhundert begann man damit, die Reste des historischen Gemäuers in Etappen zu restaurieren und seit den 1950er-Jahren wird Jagdberg immer wieder als Freilichtbühne genutzt.

Klimafitter Landeswald bei Schlins

Durch die zunehmende Klimaerwärmung wird auch die Widerstandskraft des Waldes in Mitleidenschaft gezogen. Im Forst bei Schlins mussten 2018 so gut wie alle Eschen aufgrund eines Pilzbefalls geschlägert werden. Dies hinterließ eine kahle Fläche. Auf dieser wurde schließlich ein klimafitter Mischwald aus Weißtannen, Traubeneichen, Lärchen, Bergahorne und Vogelkirschen gepflanzt. Jede Baumart hat besondere Eigenschaften, die sie sehr widerstandsfähig gegen Trockenheit oder Unwetter machen. Gleichzeitig wurde auch die natürliche Waldverjüngung zugelassen. So wird die ökologische Vielfalt erhöht und gleichzeitig das Risiko minimiert, dass wieder eine große Anzahl an Bäumen gerodet werden muss. Interessierte können sich anhand der Infotafeln vor Ort über das Projekt „klimafitter Mischwald“ informieren.

Von der Gemeinde Bludesch lässt sich ein schöner Herbstspaziergang nach Schlins bis zur Ruine unternehmen. Dabei bewegt man sich streckenweise sogar auf einem literarischen Wanderweg, der auch Teil des internationalen Jakobweges ist: Unter dem Titel „Stille Laute“ sind auf einer Strecke von rund eineinhalb Kilometer in regelmäßigen Abständen Tafeln mit verschiedenen Texten angebracht, die jeweils im Frühling und Herbst ausgewechselt werden. Sitzbänke laden zum Lesen (die Texte können mittels QR-Code auch angehört werden) und Verweilen ein. Dabei hat man auch Gelegenheit, die wunderbare Aussicht auf das Walgaugebiet zu genießen. Ins Blickfeld rücken etwa die Ortschaften Bludesch, Nenzing, Gurtis und Ludesch sowie der Hohe Fraßen und das Rätikongebiet Richtung Montafon.

Projekt: Laute Gedanken in die Stille tragen
Die Werke bekannter und unbekannter Dichterinnen und Dichter soll jenen, die unterwegs sind, als Inspiration dienen. „Laute Gedanken in die Stille zu tragen, kann uns im Einklang mit der Natur wieder ins Gleichgewicht bringen“, heißt es dazu auf der Website des Literaturprojekts.

Tipps und Infos

Typ: Herbstspaziergang
Dauer: ca. zweieinhalb Stunden
Ausgangspunkt: Runkelinaweg (Bludescher Straße Richtung Schnifis, Abzweigung links nach Sandloch auf den Runkelinaweg)
Ausrüstung: Laufschuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 560 (z.B. von Bludenz Bahnhof oder Ludesch Bahnhof) bis Bludesch Walgaumarkt, von dort sind es etwa 15 Minuten Fußweg bis zum Ausgangspunkt
Einkehrmöglichkeiten in Bludesch u. Schlins vorhanden
Infos zum Literaturweg: www.stille-laute.at

Vorbei geht es an herbstlichen Rebstöcken und weiter über malerische Steilwiesen mit Blick auf Bludesch bis man in den Wald tritt. Das Blätterdach ist ein Mosaik aus Grün, Gold, Braun und Rot. Die Verfärbung der Blätter ist ein komplexer biologischer Prozess: Werden die Tage kürzer und die Temperaturen frischer, dann steuern die Pflanzenhormone den Abbau von Chlorophyll, dem grünen Blattfarbstoff, der entscheidend für die Photosynthese ist.

Pflanzenkunde

Der Wiesensalbei gehört der Familie der Lippenblütler an. Seine ursprüngliche Heimat ist der Mittelmeerraum, doch mittlerweile kommt er in weiten Teilen Europas und des Kaukasusraums vor. Die ausdauernde, krautige Pflanze kann mehrere Jahre alt werden und gedeiht bevorzugt auf kalkhaltigen, mäßig nährstoffreichen Böden. Die Lippenblüten sind dunkelblau oder violettblau gefärbt, die Blütezeit erstreckt sich normalerweise von Mai bis August. Doch durch den ungewöhnlich warmen Herbst sind immer noch blühende Exemplare zu finden. Der Nektar der Pflanze ist nur langrüssligen Insekten (z.B. Hummeln) zugänglich. Beim Besuch der Blüte klappen die beiden Staubblätter auf das Insekt herab und pudern es so mit Blütenstaub ein, welcher so zur nächsten Blüte getragen wird.

Daraus resultiert das Aufleuchten anderer Pigmente wie Carotinoide und Anthocyane, die für das faszinierende Farbenspiel im Herbst verantwortlich sind. Der Laubabfall reduziert die Verdunstungsfläche und schützte die Bäume im Winter vor dem Austrocknen. Dank einer dicken Wachsschicht und verengten Spaltöffnungen ist die Verdunstungsrate bei Nadelbäumen geringer, weshalb die meisten (bis auf die Lärche) ihr grünes Kleid behalten.

Überreste der Burg thronen auf Hügelkuppe
Immer wieder teilt sich der Weg Richtung Ruine und schließlich wird vom Forstweg auf einen Waldpfad abgezweigt, der mitten durch die Baumreihen führt. Die Strecke ist jedoch gut markiert. Schließlich lichten sich die Baumreihen und man erreicht die Hügelkuppe, auf der die Überreste der Burg Jagdberg thronen. Von dort kann man entweder weiter nach Schlins wandern und den Bus nehmen oder aber man wählt dieselbe Route retour zum Ausgangspunkt in Bludesch.

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