Erfolgslokal sperrt zu

„Es mangelt an Abendgästen und Nachtschwärmern!“

Niederösterreich
18.09.2023 05:00

Reinhard Kruspel hat ein ehemaliges Kühlhaus zum urigen Lokal umgebaut. Mit Erfolg: Seit 32 Jahren läuft der Betrieb -im Kreise von elf blau-gelben Bühnenwirtshäusern und Künstlern „hautnah“. Nun soll Schluss sein, der Branchenkenner hat aber keinen Nachfolger - und erzählt über die Krisen in der Gastronomie.

Anderswo sitzt der Star im Extrazimmer – bei uns wartet er mitten unterm Publikum an der Bar bei einem Kaffee oder Bier auf seinen Auftritt.“ Wenn es um die Besonderheiten der niederösterreichischen Bühnenwirtshäuser geht, kann Reinhard Kruspel viel erzählen. Schließlich war er 2009 bei der Gründung der Vereinigung mit dabei. Die Nachricht, dass der 64-Jährige nach seiner Pensionierung das Lokal schließen will, war eine Hiobsbotschaft für die Mistelbacher. Schließlich ist aus der ehemaligen Hochburg für Nachtschwärmer aus nah und fern von der Szene nicht viel geblieben – sieben Lokale haben in den letzten Jahren zugesperrt.

Genau hier setzt der nunmehr 40 Jahre lang in der Szene tätige Wirt mit Leidenschaft an. Er sieht die derzeitige Schieflage in der Gastrobranche differenziert: „Restaurants mit guter Mittagskarte und Frühstücksangebot laufen nach wie vor sehr gut“, sagt der gelernte Schriftsetzer. „Was sich aufgehört hat, ist, dass die Leute abends fortgehen und sich bei einem Getränk unterhalten. Obwohl wir erst um 16 Uhr öffnen, sind wir vor allem nach Corona manchmal schon um 10 Uhr allein dagesessen, die Menschen machen es sich eher zuhause gemütlich. Und da bin ich nicht alleine.“

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Als bekannt wurde, dass wir schließen, wollten viele Künstler noch einmal auftreten. Wir haben jetzt drei Monate länger offen.

Gastro-Profi Reinhard Kruspel

Es hapert vor allem in der Abend-Gastro
Denn, wie er von Branchenkollegen erfahren hat, sei die Abendgastronomie vor allem auf dem Land ein großer Lokalkiller – in Dörfern sowieso, aber auch in größeren Städten. Ein weiteres Problem sei der fehlende Nachwuchs: „Mein Sohn hat sich für einen anderen Job entschieden, was ich ihm natürlich nicht übel nehme. Auch wenn man einen Betrieb nur übernehmen kann, braucht es Kreativität durch Events und vollen Einsatz.

Stars gaben sich die Klinke in die Hand: Unlängst war Ernst Molden im „Alten Depot“. (Bild: Altes Depot)
Stars gaben sich die Klinke in die Hand: Unlängst war Ernst Molden im „Alten Depot“.
Als eines von elf Bühnenwirtshäusern ist das Alte Depot das Lokal schlechthin in Mistelbach. (Bild: Andreas Leisser)
Als eines von elf Bühnenwirtshäusern ist das Alte Depot das Lokal schlechthin in Mistelbach.

Eine Lösung sei nach wie vor das Konzept Bühnenwirtshäuser: „Wenn ein Künstler oder eine Band auftritt, ist stets die Bude voll. Man muss nicht nur auf Angebot und Preis, sondern auch das Umfeld schauen.“

Das „Alte Depot“, vor dem Komplettumbau durch Kruspel ein verfallendes ehemaliges Kühllager, schließt kommenden März. Für Interessenten hat Kruspel ein offenes Ohr: „Deren Konzept werde ich mir aber ganz genau ansehen. Eine 24-Stunden-Frittenbude soll nicht daraus werden . . . “

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