Drama in Ansfelden

Nach Gasexplosion nun Kritik an den Bohrfirmen

Oberösterreich
31.07.2023 07:00

Die Gasexplosion im oberösterreichischen Ansfelden Ende Juni hat eine Debatte rund um die Sicherheit von seichten Geothermie-Bohrungen ausgelöst. Experten sehen vor allem die Firmen gefordert, die die Bohrungen durchführen.

 „Das Risiko ist beherrschbar, aber man muss auf das Auftreten von Gasvorkommen vorbereitet sein und das richtige Bohrverfahren verwenden“, sagt Reinhard Sachsenhofer, Professor für Montangeologie in Leoben auf APA-Anfrage. Sein Kollege Stefan Hoyer von Geosphere Austria verweist zudem auf bessere Gesetze und Schulungen für Bohrfirmen.

Zwei Arten von Bohrungen
Grundsätzlich müsse man zwischen seichten und tiefen geothermischen Bohrungen unterscheiden, heißt es von den beiden Experten. Im oberösterreichischen Ansfelden handelte es sich um eine seichte Bohrung. „Davon spricht man bis zu einer Tiefe von etwa 300 Metern“, erklärt Hoyer, der bei Geosphere die Kompetenzeinheit für Geoenergie leitet. „Derzeit haben wir in Österreich rund 100.000 solcher Bohrungen“, so Hoyer.

Die Bewohner durften tagelang nicht zurück in ihre Häuser. (Bild: © Harald Dostal / 2023)
Die Bewohner durften tagelang nicht zurück in ihre Häuser.

Mehrere Vorkommen
„Im Alpenvorland gibt es - relativ gut dokumentiert - mehrere Bereiche mit kleinen Vorkommen an seichten Erdgas- und Ölvorkommen in einer Tiefe von bis zu 300 Metern“, ergänzt Sachsenhofer. „Aber auch in Wien-Favoriten in Oberlaa wurde im Rahmen von seichten Bohrungen für den U-Bahnbau Gas angetroffen“, so der Uni-Professor.

Kein Grund zu Besorgnis
„Im Rahmen solcher seichter Geothermiebohrungen, die meist von kleineren Firmen durchgeführt werden, werden solche seichten Vorkommen von Kohlenwasserstoffen relativ häufig angetroffen“, so Sachsenhofer. Hoyer grenzt die Häufigkeit auf im „Schnitt alle fünf Jahre ein“. Ein Gasaustritt sei also grundsätzlich noch kein Grund zur Beunruhigung, so die beiden Experten einhellig.

Nicht immer explosiv
Denn langfristig müsse man sich ohnehin darauf einstellen, bei Bohrarbeiten auf Gas zu stoßen, so Sachsenhofer. „Je mehr gebohrt, desto öfter wird Gas angetroffen werden.“ Wobei er zu bedenken gibt, dass darauf nicht sofort eine Explosion folgen müsse. „Denn Erdgas ist erst dann explosiv, wenn es als Gemisch von 4,5 bis 16,5 Prozent mit Luft auftritt.“

Schlecht vorbereitet
Das Risiko bestehe vielmehr in der Frage des richtigen Umgangs, sagen die beiden Geologen. „Diese kleinen Firmen sind oftmals auf das Auftreten von Gas in den seichten Erdwärmebohrungen schlecht vorbereitet“, so Sachsenhofer. Weshalb für Hoyer bei Kleinunternehmen „das Thema sicher in Richtung Schulung geht“.

Nachsatz: „Daran kann man sicher noch arbeiten.“ Große Energieriesen wie die OMV oder Wien Energie hätten ohnehin naturgemäß mehr Expertise im Umgang mit Bohrungen, heißt es von den beiden Experten. „Die haben auch nur wenig mit solchen seichten Bohrungen am Hut. Ganz im Gegenteil: Die suchen ja ohnehin gezielt nach Gasvorkommen, das oft unter großem Druck steht“, so Hoyer.

Innungsmeister verteidigt Firmen
Man müsse darum die kleinen, weniger spezialisierten Firmen in die Pflicht nehmen, heißt es von Hoyer.  Jene in Ansfelden habe womöglich zu langsam reagiert. Der pensionierte Innungsmeister der Brunnenbauer in Oberösterreich, Alfons Forster, weist die Kritik auf gegenüber der APA zurück. „Natürlich hat es eine kleine Verzögerung gegeben. Aber das Unternehmen hat völlig richtig reagiert“, sagt Forster, der selbst nach Ansfelden zu Hilfe gerufen wurde. Es brauche stattdessen in solchen Fälle einen schnelleren Kommunikationsfluss zu den Behörden „und jemanden in Bereitschaft, der weiß was zu tun ist“, so Forster. „Solche unvorhersehbaren Sachen können leider immer passieren. Aber ich kenne keine zehn Fälle, die tragisch waren.“ Auch Schulungen gebe es genug, so Forster.

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