Experte klärt auf

Infekte: „Keine Entwarnung für kommenden Herbst“

Steiermark
08.04.2023 06:00

Die kalte Jahreszeit brachte heuer ungewöhnlich viele Infektionen. Droht im Herbst eine Wiederholung? Ein Experte klärt auf.

„Krankenstände erreichen traurigen Rekord“, „Triple-Welle hat Österreich im Griff“, „Höchstwert seit 13 Jahren“. Der heurige Winter bescherte uns viele solcher Schlagzeilen. Durch Masken, Abstand und Reisebeschränkungen waren Infekte zwei Jahre lang eher selten, umso stärker suchten sie uns in den vergangenen Monaten heim: Grippe, RS-Virus, Masern!

Jetzt steht die warme Jahreszeit vor der Tür, wir dürften wohl bald durchatmen. Doch womit ist im nächsten Herbst zu rechnen? Wir haben den Grazer Infektiologen Bernhard Haas von der Medizinischen Universität Graz um seine Einschätzung gebeten.

Herr Haas, warum haben wir heuer so eine starke Infektionswelle erlebt?
Im Vergleich zu den ersten Corona-Jahren hatten wir diesmal viel höhere Zahlen an Atemwegserkrankungen, vor allem bei Influenza und RSV. Das zeigt, dass Maßnahmen wie Masken gewirkt haben. Aber ich bin nicht sicher, ob wir tatsächlich wesentlich mehr solcher Erkrankungen als in starken Jahren vor der Pandemie gehabt haben. Dass es diesen Winter so wahrgenommen wurde, ergab sich aus einem Mix mehrerer Umstände: Durch das Wegfallen der Maßnahmen konnten Viren wieder ungehindert zirkulieren, unserem Immunsystem fehlte der Kontakt mit anderen Viren abseits von Corona und man hat Infektionen nicht bloß als Schnupfen oder Erkältung abgetan, sondern sich eine Diagnose geholt.

Ist im kommenden Herbst also wieder mit einer Beruhigung zu rechnen?
Das ist nicht vorhersagbar. Im Mai, Juni sehen wir, wie sich die Grippesaison auf der Südhalbkugel entwickelt, vorsichtige Prognosen sind dann vielleicht möglich. Im Vorjahr hat zum Beispiel die Grippewelle in Australien deutlich früher begonnen, so war es dann auch bei uns der Fall.

Kann man, wenn man im vergangenen Winter an Grippe erkrankt war, ausschließen, nächste Saison wieder zu erkranken?
Vielleicht bekommt man genau diesen Influenza-Stamm nächstes Jahr nicht noch einmal, es gibt aber weitere Typen sowie viele andere Atemwegs-Erreger. Eine Entwarnung kann daher nicht gegeben werden.

2022: 10 Krankenstandstage pro Österreicher

Im Schnitt haben sich Österreicher 2022 10 Tage lang krank gemeldet (gesamt waren es 57 Mio. Tage). Häufigste Gründe: grippale Infekte, Durchfall, Viruserkrankungen, Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens.

Abwasser-Analysen helfen derzeit, das Corona-Geschehen zu analysieren. Zuletzt zeigten sie einen Anstieg.
Die meisten Abwasseranalysen zeigen nun bereits wieder einen rückläufigen Trend. Man muss aber bei einem neuerlichen Anstieg stets überprüfen, ob es auch gleichzeitig zu einem Anstieg von schweren Erkrankungen kommt. Bei den derzeit dominierenden Varianten ist mir das nicht bekannt. Dennoch muss man die Lage wachsam beobachten und schnell reagieren. In Indien hat sich gerade die neue Variante XBB.1.16. „Arcturus" sprunghaft ausgebreitet - sie ist auch in Österreich schon angekommen.

Wie rüsten wir uns für den kommenden Herbst?
Nachsehen, ob wir alle empfohlenen Impfungen haben, denn diese schützen vor schweren Verläufen. Auch gegen Corona sollte man sich wieder impfen, das wird für viele aktuell. An einer Kombinations-Impfung gegen Influenza und Corona wird gerade gearbeitet, eine gegen RSV ist in Europa knapp vor der Zulassung.

Leider hat es während der Pandemie generell bei den Standardimpfungen Einbrüche gegeben, das kann bleibende Impflücken hinterlassen. Die Masern sind heuer ein gutes Beispiel dafür: Die sinkende Durchimpfungsrate führte zu Ausbrüchen.

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