Reserve schmilzt dahin

Braucht Moskau jetzt Finanzhilfe aus dem Ausland?

Ausland
05.04.2023 18:57

Auch wenn die russische Führung es ungern zugibt - die westlichen Sanktionen wegen des Überfalls auf die Ukraine setzen dem Land immer mehr zu. Das Gebaren der Regierung in Moskau lässt jetzt darauf schließen, dass Russland finanzielle Hilfe von verbündeten Staaten - etwa China - braucht.

Vor Kurzem erklärte der russische Ministerpräsident Michail Mischustin, dass es Pläne gebe, russische Staatsanleihen in Fremdwährungen auszugeben, unter anderem in der chinesischen Währung Yuan. Der Schritt ist laut britischen Geheimdiensten ein Hinweis, dass Russland Vorbereitungen trifft, um finanzielle Hilfe aus dem Ausland erhalten.

Ausländische Investoren würden Krieg finanzieren
Die russische Führung sieht die Ausgabe von Staatsanleihen in Fremdwährungen vermutlich als Maßnahme an, um Löcher im eigenen Haushalt zu stopfen, so die Einschätzung der Regierung in London. Investoren aus anderen Ländern sollen bald in der Lage sein, russische Staatsschulden zu kaufen und damit einen Teil der künftigen Haushaltsdefizite Russlands abzumildern. Sie würden damit indirekt Russlands Einmarsch in die Ukraine finanzieren.

In den letzten Monaten waren es vor allem Russlands eigene Banken, die russische Staatsanleihen kauften. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sie in der Lage sind, die erwarteten künftigen Haushaltsdefizite vollständig zu finanzieren - denn sie straucheln selbst.

Milliardenverlust der zweitgrößten Bank
So hat Russlands zweitgrößte Bank VTB angesichts der westlichen Strafmaßnahmen vergangenes Jahr einen Milliardenverlust verbucht. Unter dem Strich stand 2022 ein Minus von rund 612 Mrd. Rubel (etwa sieben Mrd. Euro), wie das Finanzinstitut am Mittwoch mitteilte. 2021 hatte die VTB noch einen Nettogewinn von 327,4 Mrd. Rubel erzielt.

Der Hauptsitz der russischen Zentralbank in Moskau (Bild: APA/AFP/Natalia KOLESNIKOVA)
Der Hauptsitz der russischen Zentralbank in Moskau

Die Bank sei zum „ersten Ziel der größtmöglichen Sanktionen“ geworden, was ihr immense Verluste beschert habe, erklärte der Finanzchef der Bank, Dmitri Pianow. Die einst international gut vernetzte VTB war eine der ersten Banken, die in Reaktion auf den Militäreinsatz in der Ukraine vom internationalen Bezahlsystem SWIFT ausgeschlossen wurden. Bankenchef Andrej Kostin, ein Vertrauter von Kreml-Chef Wladimir Putin, wurde zudem unter anderem von Großbritannien und den USA persönlich mit Sanktionen belegt. Der russische Staat ist Mehrheitsanteileigner der VTB.

Sanktionen wirken
Noch kann Russland sein Defizit etwas abfedern, indem es den Nationalen Vermögensfonds in Anspruch nimmt. Aber diese Reserve schmilzt dahin. Ende 2024 wird der Fonds voraussichtlich nur noch 3,7 Prozent des BIP entsprechen. Kein Wunder also, dass Russland nach Möglichkeiten sucht, um finanziellen Löcher zu stopfen - und, dass Putin kürzlich selbst erstmals von „negativen Folgen“ der Sanktionen des Westens gesprochen hatte.

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