Interview zum 8. März

Frau Haberlander, ist der Frauentag nur Symbolik?

Politik & Wirtschaft
08.03.2023 11:20

Als Landeshauptmannstellvertreterin in Oberösterreich ist ÖVP-Politikerin Christine Haberlander die personifizierte Frauenchance in der Politik. Im Interview zum 8. März, dem Weltfrauentag, erklärt sie, warum sie aufs Gendern großen Wert legt und was sie für Oberösterreichs Frauen noch bewirken möchte.

Frau Haberlander, ich habe in der Teeküche kurz mit einer jungen Kollegin über den Weltfrauentag gesprochen. Sie hat gemeint: „Ja, wieder so ein Tag wie Muttertag oder Valentinstag, da bemüht sich mancher halt einen Tag lang und dann kehrt wieder der Alltag ein.“ Ist der Weltfrauentag nur Symbolik oder doch mehr?
Selbstverständlich soll es mehr sein. Zum einen ist es ein Tag, an dem ganz bewusst thematisiert wird, was schon erreicht worden ist, aber auch, welche Ungleichbehandlungen es noch abzustellen gilt. Aber natürlich soll schon an allen 365 Tagen im Jahr daran gearbeitet werden, dass die Situation für Frauen besser wird.

Apropos Kampf gegen die Ungleichbehandlung: Sie selbst sind ja als Landeshauptmann-Stellvertreterin die personifizierte Gleichbehandlung oder auch die personifizierte Frauenchance in der hohen Politik. Ist das öfter auch eine Last, wenn man ständig Wegbereiterin und Vorbild sein muss?
Also ich möchte schon darauf hinweisen, dass meine Kollegin Langer-Weninger ja auch noch in der oö. Landesregierung ist. Also zwei Frauen dort und beide von der Volkspartei, das hätte man vor einigen Jahren auch nicht gedacht.

O.k., nun zurück zu Ihnen.
Ich empfinde es als unglaublichen Ansporn. Als ich angefangen habe, hätte ich mir nicht gedacht, dass das Frauenthema für mich so wichtig werden wird. Weil ich für mich selbst ohnehin eine emanzipierte Frau bin, die ihren Weg geht. Ich merke aber, dass es total wichtig ist, dass man die Dinge anspricht und sagt, was eben alles noch zu tun ist. Und dass ich Mutmacherin sein möchte für viele andere.

Zugleich lesen Sie ja auch Bücher mit Titeln wie „Globale Female Future“ oder „Unlearn Partriarchy“, wo ich mich als „alter weißer Mann“ frage: Sind Sie eine heimliche Extremistin, wenn es um den Feminismus geht?
(Lacht herzlich) Ich bin sicherlich eine sehr gestählte Kämpferin für Frauenrechte und für Gleichstellung. Für die eine Seite ist das noch immer zu wenig, für andere zu viel. Ich stehe zum Beispiel absolut fürs Gendern, dafür trete ich ganz vehement ein. Es ist ganz wichtig, dass man die weibliche Form immer sagt. Die Bürgermeisterin. Die Polizistin. Die Ärztin. Das schafft Bilder und Sichtbarkeit.

Was wollen Sie denn in der Frauenpolitik in Oberösterreich noch erreichen?
Da fällt mir so viel ein!

Nennen Sie uns die drei Ihnen wichtigsten Punkte!
Also, erstens, Frauen die Wahlmöglichkeit zu geben und sie zu ermutigen. Nämlich dass sie wissen, was sie können und sich es auch zu tun trauen. Dass sie zugreifen, wenn sie eine Chance kriegen. Dass sie nicht zögern und sich nicht zweifelnd fragen: „Kann ich das überhaupt?“ Einfach tun! Zweitens ist Frauen und Finanzen ein großes Thema. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, um die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen zu stärken. Dazu gehört auch, dass Frauen ein eigenes Konto haben sollen. Das Dritte ist: Selbstverständlich „No Go“ zu Gewalt. Gewalt an sich und Gewalt gegen Frauen haben keinen Platz in Oberösterreich.

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