Abriss-Boom?

Alle 14 Tage „stirbt“ ein altes Haus in Wien

Wien
22.02.2023 06:00

Für Wien wird eine neue Bauordnung verhandelt. Damit ergibt sich auch eine Chance für verbesserten Schutz historischer Bauten. Kritiker werfen der Stadt bei dem Thema Gleichgültigkeit vor.

Kaum eine Woche, in der nicht vom Abbruch eines historischen Hauses in Wien berichtet werden muss. Von einem „Abbruch-Boom“ will man im Rathaus jedoch nichts wissen. Dass Immobilien-Investoren vor der geplanten Reform der Wiener Bauordnung, wo auch der Schutz von Altbauten Thema ist, schnellstmöglich Fakten - und Platz für Neubauten - schaffen können, ist laut dem Büro von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál nicht möglich: „Aufgrund der Dauer des Verfahrens zur Prüfung der Abbruchbewilligungen kann ein Zusammenhang ausgeschlossen werden.“

Die Weinzingergasse 5 im 19. Bezirk, wie sie noch 2016 aussah (Bild: Erich J. Schimek, Initiative Denkmalschutz)
Die Weinzingergasse 5 im 19. Bezirk, wie sie noch 2016 aussah

Gutachten werden penibel geprüft
Zwar hat die Stadt 2018 die Regeln zum Schutz von Bauten verschärft, doch noch immer ist ein Privatgutachten der Bauherren die Grundlage für den Abrissbescheid. Die Gutachten würden penibel geprüft, heißt es seitens der Stadt. Denkmalschutz-Aktivist Georg Scherer ist da mehr als skeptisch: „Was soll man sich von einem Gutachten erwarten, das ein Investor in Auftrag gibt und bezahlt, der ein Haus abreißen will?“

Die Weinzingergasse 5 im 19. Bezirk, wie sie heute aussieht (Bild: Georg Scherer, wienschauen.at)
Die Weinzingergasse 5 im 19. Bezirk, wie sie heute aussieht

„Die meisten Abrisse hätte man verhindern können“
Scherer hat mit seinem Blog seit Jahren ein Auge auf die Stadt - und nimmt dem Rathaus nicht ab, dass es alte Bauten nach Kräften schützen will. Allein mehr Transparenz würde laut Scherer nützen: „Es werden keine Daten darüber herausgegeben, wie viele und welche Häuser abgerissen wurden und welche vor dem Abriss geschützt werden konnten.“

25 bis 30 Abbruchbescheide erlässt die Stadt pro Jahr laut eigenen Angaben, also im Schnitt alle 14 Tage ein „Todesurteil“ für ein Haus. Scherer findet die Zahl „eigenartig niedrig“: „Jedes Jahr geht wohl rund ein Dutzend schützenswerte Häuser verloren. Die allermeisten dieser Abrisse hätten durch effektive Gesetze und mehr Sanierungsförderungen verhindert werden können.“

Sanierung wäre auch Beitrag zu Klimaschutz
Im Großen und Ganzen will die Stadt auch in Zukunft an den jetzigen Regeln für Gebäudeschutz festhalten. Eigentümer sollen aber mehr Rechenschaft über nötige und erfolgte Sanierungen ablegen müssen. Denkmalschützer fordern weitergehende Maßnahmen: zumindest die Pflicht zu einem unabhängigen Gutachten vor einem Abriss, aber auch mehr Förderungen. Wenn man bedenke, wie viel Geld und Energie ein Abriss und ein Neubau kosten, sei das gut investiertes Geld - und klimafreundlicher noch dazu.

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