15.02.2023 14:31 |

„Kastriert“ Fichten

Forscher findet bei Spaziergang neue Pilzgattung

Ein Forscher der Schweizer Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat auf einem Spaziergang eine neue Pilzart gefunden. Wie sich später herausstellte, handelt es sich dabei gar um eine weltweit neue Gattung. Die Entdeckung machte WSL-Pilzexperte Andrin Gross 2018 quasi vor der eigenen Bürotüre: An einer Fichte im Garten der Forschungsanstalt entdeckte er den unbekannten Pilz.

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Die Forschenden tauften die Art Microstrobilinia castrans und präsentierten sie nun in der Zeitschrift „Mycological Progress“. Das WSL-Pilzteam führte eine umfassende Recherche in weltweiten Pilzarchiven und genetischen Datenbanken durch, die keine ähnlichen Pilze zutage förderte. Jetzt steht fest: Dies ist nicht nur eine neue Pilzart, sondern auch eine neue Gattung. Die Gattung ist in der Biologie eine den Arten übergeordnete taxonomische Kategorie. So ist zum Beispiel Tanne eine Gattung, Weißtanne (Abies alba) und Rottanne (Abies nordmanniana) sind Arten.

130 weitere Fundstellen entdeckt
Entsprechend groß war die Freude bei Forschenden. „Ich suchte sogar in meinen Wanderferien die Fichten am Weg ab“, sagte WSL-Forscher Ludwig Beenken, der Erstautor der Publikation. Die Suchaktion wies den Pilz an rund 130 Fundstellen nach, auf Waldweiden und in Bergwäldern im Jura, den Alpen und im Schwarzwald.

Noch rätseln die Forscher über die Herkunft von Microstrobilinia castrans. Beenken vermutet, dass der Pilz irgendwann mit Parkbäumen eingeschleppt wurde. In den vergangenen 200 Jahren sei in Europa so eifrig nach Pilzen gesucht wurde, dass ein so auffälliger, recht großer Becherling kaum unentdeckt geblieben wäre, meinte er.

Pilz macht Fichten unfruchtbar
Obwohl sich der Pilz von Fichtenpollen ernährt, und dabei die männlichen Blüten zerstört - Fichten also quasi kastriert - stelle er zurzeit keine Gefahr für die Bäume dar. Trotzdem überwachen die Forschenden den Pilz künftig. Man wisse schließlich nie, ob ein Pilz auf einmal größere Probleme macht, zum Beispiel wenn er sich mit der Klimaerwärmung stärker ausbreitet.

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