„Schönste der Welt“

Italiens Film-Diva Gina Lollobrigida ist tot

Adabei
16.01.2023 12:51

Die legendäre italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida ist 95-jährig verstorben. In Anlehnung an einen ihrer Filme wurde die Film-Diva gar als „schönste Frau der Welt“ bezeichnet. Später hatte sie auch als Fotografin und Bildhauerin Erfolg. 

Im Vorjahr hatte sie noch Schlagzeilen gemacht, als sie erfolglos für den italienischen Senat kandidierte. Lollobrigida stand auf der Liste der Anti-Establishment-Partei „Italia sovrana e popolare“. Im vergangenen September wurde die Schauspielerin aus der Klinik entlassen, nachdem sie sich bei einem Sturz zu Hause einen Oberschenkelbruch zugezogen hatte.

Eine der großen Diven
Lollobrigida war eine der großen Diven des italienischen Kinos. Neben Sophia Loren, Claudia Cardinale und der im Februar 2022 gestorbenen Monica Vitti erlangte sie in den Nachkriegsjahrzehnten weltweiten Ruhm und stand mit den größten Filmstars vor der Kamera.

Die Welt trauert um die große Filmlegende Gina Lollobrigida. (Bild: Ronald Grant Archive / Mary Evans / picturedesk.com)
Die Welt trauert um die große Filmlegende Gina Lollobrigida.

Unvergessene Rollen
Geboren am 4. Juli 1927 östlich von Rom, spielte „Lollo“, so ein weiterer Spitzname, in mehr als 60 Filmen, wobei ihr letzter über 20 Jahre zurückliegt.

Unvergessen ist sie in ihrer Rolle als schöne Zigeunerin Esmeralda an der Seite von Anthony Quinn in Jean Delannoys Hugo-Verfilmung „Der Glöckner von Notre-Dame“ (1956).

1961 wurde Lollobrigida bei der Golden-Globe-Verleihung als beliebteste internationale Schauspielerin ausgezeichnet. Zudem erhielt sie mehrere italienische Filmpreise und Bambis in Deutschland. Gleichzeitig avancierte die schöne Italienerin zum weltweiten Sexsymbol.

Nicht weniger als 6.000 Titelseiten waren „Lollo“ gewidmet.

Gina Lollobrigida in „Vénus impériale“ von Jean Delannoy aus dem Jahr 1963 (Bild: AFP)
Gina Lollobrigida in „Vénus impériale“ von Jean Delannoy aus dem Jahr 1963

Auf der Straße entdeckt
Schon als Dreijährige wurde sie in einem Wettbewerb zum schönsten Kleinkind gekürt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sie in die Hauptstadt, um Malerei und Bildhauerei zu studieren und schlägt sich mit Statistenrollen und Kohlezeichnungen von Gästen in den Lokalen durch.

Zum Film kam sie eher zufällig: 1946 wurde sie auf der Straße entdeckt, 1947 vom Produzenten Mario Costa für den Film „Opernrausch“ engagiert. Nur ihr Name erschien anfangs selbst den Regisseuren zu schwer - sie wollten den vielversprechenden Jungstar „Diana Lori“ nennen.

Doch Lollobrigida sträubte sich: „Mein Onkel ist trotz unseres langen Namens ein bekannter Maler geworden.“ Sie hat Recht behalten.

Die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida posiert am 18. September 1978 im Schloss Poujeaux in Moulis-en-Médoc. (Bild: APA/AFP)
Die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida posiert am 18. September 1978 im Schloss Poujeaux in Moulis-en-Médoc.

Lange galt die brünette Darstellerin mit den aufregenden Kurven in Anlehnung an einen ihrer Filmtitel als „die schönste Frau der Welt“.

In den 50er und 60er Jahren machte sie als umgarnter Männerschwarm Furore. Doch hatte Gina - eine Koseform des Namens Luigina - stets mehr zu bieten als nur Busen und Beine: In über 60 Filmen hat sie mitgewirkt und später noch mit der Fotokamera und dem Bildhauerspachtel eine zweite und dritte Karriere gemacht.

„Gina Nazionale“
Bereits Anfang der 70er Jahre entschied sich „Gina nazionale“ zu dem Rollenwechsel vom Film zur Fotografie - mit gutem Grund: „Ich habe es abgelehnt, mich auszuziehen“, erklärte sie später.

Daraufhin hätten die Filmproduzenten sie links liegen lassen. Kein Problem für die selbstbewusste Italienerin, die sich kurzerhand auf ihre andere Passion konzentriert. Sie lichtete Prominente wie Fidel Castro, das brasilianische Fußballidol Pele, Ronald Reagan, Paul Newman und Salvador Dali ab. Selbst die deutsche Fußballnationalmannschaft posierte vor ihrer Linse.

Im Februar 2013 begleitete sie Richard Lugner zum Wiener Opernball. Davon schwärmt der Baumeister noch heute.

Im Februar 2013 besuchte Gina Lollobrigida als Stargast von Richard Lugner den Wiener Opernball. (Bild: APA/HERBERT P. OCZERET)
Im Februar 2013 besuchte Gina Lollobrigida als Stargast von Richard Lugner den Wiener Opernball.

Dritte Karriere
In den 1990er Jahren folgte die dritte Karriere. Lollobrigida kehrte quasi zu ihren Anfängen zurück und nahm Unterricht bei dem bekannten Bildhauer Giacomo Manzu. Später arbeitete sie in ihrem Atelier in Pietrasanta in der Toskana, stellte Skulpturen in Moskau und Sevilla aus. Nebenbei engagierte sie sich für eine bessere Welt, wird zur Unicef- und FAO-Botschafterin.

Neben der Politik hatte Lollobrigida auch in der Liebe nicht viel Glück. In den vergangenen Jahren war die Diva wegen eines Rosenkriegs mit ihrem 34 Jahre jüngeren spanischen Ex-Verlobten Javier Rigau Rifols in die Schlagzeilen geraten. Gegen Rifols wurde wegen Betrugsvorwürfen ermittelt.

Gina Lollobrigida am Rande der Filmfestspiele in Cannes im Jahr 1967 (Bild: AFP)
Gina Lollobrigida am Rande der Filmfestspiele in Cannes im Jahr 1967

Familienstreitigkeiten
Aus der 1949 geschlossenen, später gescheiterten Ehe mit dem jugoslawischen Arzt Milko Skofic ging Sohn Andrea Milko Jr. hervor, mit dem sie sich später zerstritt und der dann höchstgerichtlich erwirkte, dass seiner Mutter wegen deren Geisteszustand ein Finanzvormund vorgesetzt wurde.

Eine zentrale Person in der Argumentation von Lollobrigidas Sohn ist Andrea Piazzola, ein Mann von Anfang 30, dem vorgeworfen wird, die Diva manipuliert zu haben. Piazzola war mehrere Jahre lang Assistent der Schauspielerin. Er wurde wegen Übervorteilung einer unzurechnungsfähigen Person verdächtigt. Von 2013 bis 2018 soll er der Diva einen Teil ihres Vermögens gestohlen haben. Der Prozess gegen den Mann ist in Rom noch im Gange.

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