Buch von Thomas Macho

„Wir bemerken gar nicht, dass wir Tiere essen“

Oberösterreich
29.09.2022 16:00
Hündchen am Schoß, Schnitzel am Teller. Dabei sind Schweine mindestens so verspielt wie Hunde. Und doch: Die einen streicheln, die anderen essen wir. Über diese Schizophrenie schrieb Thomas Macho das Buch „Warum wir Tiere essen“ (Molden Verlag). Der Kulturphilosoph lehrt schon viele Jahre an der Linzer Kunstuni.

„Ernährungsfragen gehören zu den ältesten Themen der Philosophie“, sagt Thomas Macho schmunzelnd zur „Krone“. Darum sei es legitim, dass sich er als Philosoph mit dem auseinandersetze, was auf unseren Tellern landet, nämlich mit Schnitzel und Co. In seinem jüngsten Buch „Warum wir Tiere essen“ (Molden Verlag), das es auf die Shortlist für den Tractatus-Preis schaffte, widmet er sich der widersprüchlichen Beziehung zwischen Menschen und Tier.

„Krone“: In der Geschichte des Menschen waren Tiere lange wertvolle Jagdbeute, auch Gottheiten. Vor wenigen Generationen war Fleisch nur selten am Speiseplan. Wie sehen wir Tiere heute?
Thomas Macho: Jetzt haben wir Nutztiere, zu denen die Menschen keine Beziehungen unterhalten, und Schoßtiere oder Pets.

In Europa konsumiert fast jeder Erwachsene im Schnitt fast 60 Kilo Fleisch pro Jahr. Warum essen wir eigentlich so viel Fleisch?
Weil wir es gar nicht bemerken. Wie oft essen wir Chicken Nuggets, Fischstäbchen, Burger oder schlicht ein Gulasch, ohne eine Sekunde die Gestalt der Tiere wahrnehmen zu können, deren Fleisch wir verzehren. Weil wir es nicht bemerken, und weil diese Mahlzeiten entritualisiert und alltäglich stattfinden, essen wir plötzlich dreimal täglich irgendwelche Fleischprodukte, ohne daran zu denken, was für Hintergründe und Voraussetzungen das hat, insbesondere mit Blick auf die Klimakrise.

Eine Wende im Fleischkonsum wird oft beschworen, auch die Klimakrise macht sie notwendig. Wann wird sie kommen?
Massentierhaltung und Fleischindustrie sind eminente Treiber des Klimawandels, einflussreicher noch als der weltweite Verkehr und Warentransport. Aber die Fleischwende wird erst kommen, sobald wir uns politisch darauf einigen können, Fleisch seltener zu essen. Herkunftsnachweise, etwa für die jeweiligen Formen der Tierhaltung, könnten dann eine wichtigere Rolle als jetzt spielen.

Wie halten Sie es mit Ihrem Fleischkonsum?
Ich esse seit einiger Zeit nur mehr selten Fleisch. Und es fehlt mir nicht.

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