Teuerungswelle

„Hotel Mama“: Fast jeder Fünfte wohnt noch daheim

Leben
25.08.2022 06:00

Voller Kühlschrank und immer frische Wäsche - viele junge Leute werden nicht flügge. Auch die Teuerungswelle macht Alleinwohnen kaum leistbar.

Viele können es kaum erwarten, das Elternhaus zu verlassen und auf eigenen Beinen zu stehen, andere hingegen kommen kaum weg, weil es daheim einfach am schönsten ist. Und wiederum viele können sich das Alleinwohnen bei der aktuellen Teuerungswelle bzw. höchsten Inflationsrate seit knapp 50 Jahren schlicht und ergreifend nicht leisten: Das „Hotel Mama“ liegt voll im Trend!

Laut EU-Statistik wohnt in Österreich fast jeder fünfte Mensch (17,6 Prozent, siehe Grafik unten) im Alter zwischen 25 und 34 Jahren noch daheim im Elternhaus.

Wer glaubt, das sei schon viel, der sollte einen Blick in das benachbarte Ausland am alten Kontinent machen. Denn die Europameister in Sachen nicht ausziehen wollen sind unangefochten die Kroaten. Knapp zwei von drei aller jungen Menschen in dem beliebten Urlaubsland mit der kristallklaren Adria vor der Haustüre wohnen mit der ganzen Familie unter einem Dach.

Ebenso in Griechenland ist das Verlassen der elterlichen vier Wänden für junge Erwachsene so eine Sache: 60,4 Prozent aller Griechen zwischen 25 und 34 Jahren wohnen noch daheim.

Auf eigenen Beinen stehen für Entwicklung wichtig
Und auch bei unseren südlichen Nachbarn dreht sich der Lebensmittelpunkt um die heiß geliebte „Mamma“ - in Italien ist es jeder Zweite, der nicht flügge wird oder auch nicht flügge werden kann. Der EU-Durchschnitt aller (oft ungewollter) Nesthocker liegt bei 26,4 Prozent. Denn die Teuerungen machen auch vor den Lebenserhaltungskosten nicht halt.

Dabei ist es für die Entwicklung jedes Menschen wichtig, auf eigenen Beinen zu stehen. „Junge Menschen müssen einerseits lernen, selbstständig zu werden, und gleichzeitig Gelegenheit dazu haben“, betont die Psychologin Christina Beran im Gespräch mit der „Krone“.

An einer Faustregel, ab welchem Alter es gilt auszuziehen, hält die Expertin nicht fest. Berans Tipp: „Das Ausziehen von daheim ist sowohl für Eltern als auch für die jungen Erwachsenen eine Herausforderung. Kann man aber üben. In Form von handfestem und auch materiellem Beitragen zum elterlichen Haushalt. Da zeigt sich sehr schnell, ob es schon Zeit ist. Für beide Seiten.“

Stichwort materielle Beiträge: Wer in Österreich ein monatliches Nettoeinkommen unter 1500 Euro kassiert, wird schnell bemerken, dass es ganz schwierig ist, eine eigene Mietwohnung finanziell mit den Lebenserhaltungskosten zu stemmen. Vom Schritt ins Eigentum kann nicht einmal mehr geträumt werden.

Wohneigentum zu erwerben, ohne geerbt zu haben, bleibt für junge Menschen immer mehr ein Traum. Zu diesem Ergebnis kommt auch das Beratungsunternehmen Deloitte im „Property Index 2022“. Demnach ist der Quadratmeterpreis für Neubauwohnungen im Jahr 2021 in ganz Österreich um elf Prozent auf durchschnittlich rund 4782 Euro gestiegen. Tendenz weiter steigend: Im ersten Quartal 2022 gab es einen Anstieg von 13 Prozent!

Mieten in Österreich ist international noch günstig
Kaum zu glauben, aber wahr: Mietwohnungen sind in Wien bzw. Österreich im internationalen Vergleich weiterhin günstig. In der Bundeshauptstadt mit durchschnittlich 8,66 Euro pro Quadratmeter sogar günstiger als in Graz (10,40 Euro) oder Linz (10,22). Damit liegt man - alle Angaben sind als Kaltmiete netto ohne Betriebskosten zu verstehen - laut Deloitte in Europa weiter im unteren Drittel …

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(Bild: kmm)



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