Folter, Rache-Morde

Amnesty: Taliban lassen ihre Kritiker verschwinden

Ausland
15.08.2022 09:14

Die Taliban haben seit ihrer Machtübernahme vor einem Jahr schwerste Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan begangen. Das zeigt ein Bericht von Amnesty International, in dem von Verbrechen wie Folter, Morden aus Rache und Vertreibungen von Minderheiten die Rede ist. Zudem gebe es außergerichtliche Hinrichtungen und die Taliban hätten Menschen verschwinden lassen.

„Vor einem Jahr haben sich die Taliban öffentlich dazu verpflichtet, die Menschenrechte zu schützen und zu fördern. Ein Jahr später ist die menschenrechtliche Bilanz jedoch katastrophal“, sagte Theresa Bergmann, Asien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland. Willkürliche Inhaftierungen, Folter, Verschwindenlassen oder Hinrichtungen im Schnellverfahren würden an der Tagesordnung stehen.


So gibt es laut der Menschenrechtsorganisation etwa zahlreiche Berichte über Taliban-Soldaten, die Afghaninnen und Afghanen verprügelten und folterten, wenn sie etwa gegen Erlasse verstoßen haben sollen. Selbiges gilt für Menschen, die beschuldigt werden, mit der früheren Regierung zusammengearbeitet zu haben. Jene, die direkt unter der vorherigen Regierung gearbeitet haben oder verdächtigt werden, am Widerstand gegen die Taliban beteiligt gewesen zu sein, sollen zum Teil gar verschwunden sein.

Brutales Vorgehen gegen Widerstandskämpfer
Im Bericht heißt es weiter, dass auch Fälle von Rachemorden und Hinrichtungen von mutmaßlichen Widerstandskämpfern und Kämpferinnen bekannt geworden seien. Hunderte Leichen mit Schusswunden und Folterspuren würden auf außergerichtliche Hinrichtungen hinweisen. Bei dem brutalen Vorgehen macht es keinen Unterschied, ob der Protest gewaltsam oder friedlich war. So wurden alleine im vergangenen Jahr mehr als 80 Journalisten und Journalistinnen festgenommen und gefoltert, weil sie über friedliche Proteste berichtet hatten. Aktivisten und Aktivistinnen würden schikaniert, bedroht, inhaftiert und letztendlich auch getötet.

Rückschritte bei Frauenrechten
Ein weiterer Punkt in dem Bericht sind die Rechte von Frauen und Mädchen. Hier hätten die Taliban wichtige Errungenschaften der vergangenen 20 Jahre zunichte gemacht, sagte Bergmann. Mädchen und Frauen wird die Ausbildung und Teilhabe am öffentlichen Leben verwehrt. „Sie erfahren in nahezu jedemm Lebensbereich systematisch Diskriminierung.“

Ex-Präsident im Exil
Der ehemalige afghanische Präsident Ashraf Ghani hat seine Flucht aus Afghanistan erst kürzlich in einem Interview mit dem US-Sender CNN verteidigt. „Ich bin gegangen, weil ich den Taliban und ihren Anhängern nicht das Vergnügen bereiten wollte, einen afghanischen Präsidenten erneut zu demütigen.“ Die gesamte Schutztruppe des Präsidenten habe sich damals aufgelöst und Zivilkleidung angezogen.  Ghani meint, dass seinem Beispiel noch viele Menschen folgen und das Land verlassen würden.

Amnesty International forderte die Taliban dazu auf, Menschenrechte und das Völkerrecht zu achten. Darüber hinaus müsse die internationale Gemeinschaft die Vertreter der Taliban für ihre begangenen Verbrechen zur Rechenschaft ziehen. 

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