Freiwillige Teilnahme

Mit Fünfer aufsteigen bei Besuch der Sommerschule

Wien
12.07.2022 06:00

Voriges Jahr wollte der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) alle schlechten Schüler in Sommerkurse zwingen. Jetzt kommt er mit einer neuen Idee: Wer sie freiwillig besucht, kann trotz „Nicht genügend“ in die nächste Klasse aufsteigen.

Corona und die damit einhergehenden Schul-Lockdowns haben viele Schüler massiv zurückgeworfen. Doch freiwillige Angebote wie die Sommerschule werden von Kindern und Jugendlichen großteils nicht angenommen. Deswegen kommt der Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Wiederkehr nun mit dem Vorschlag einer allgemeinen Verpflichtung. Doch diese Idee unterbreitete er der „Krone“ bereits vergangenes Jahr im Zuge eines Interviews.

„Können das nicht umsetzen“
Schon damals hatte er auf den Bund verwiesen, der sich querstellte. „Es stimmt, dass der Vizebürgermeister diese Debatte bereits im Februar 2021 angeregt hat. Aber der Bund, der ein verpflichtendes Angebot umsetzen müsste, hat bislang nichts gemacht. Wir können das nicht umsetzen.“

Eine Alternative wäre aber eine Art Verknüpfung des Besuchs eines Sommerangebots mit der Berechtigung zum Aufstieg in die nächste Klasse. Schülern mit einem Fünfer im Zeugnis, denen die Klassenkonferenz aber den Aufstieg verweigert, könnte der Sommerkurs positiv angerechnet werden. Das würde bedeuten, dass eine Teilnahme den Aufstieg in die nächste Schulstufe ermöglicht.

„Ich finde das sinnvoll. Die Kinder haben dadurch zwei Wochen Zeit, den Stoff aufzuholen. Und vor allem betrifft das oft jene Kinder, die aus sozial schwachen Familien stammen, die sich nicht selbst um eine Lernförderung kümmern“, sagt Anna S., Lehrerin an einer Volksschule in Favoriten.

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Ich finde das sinnvoll. Die Kinder haben dadurch zwei Wochen Zeit, den Stoff aufzuholen.

Lehrerin Anna S.

ÖVP will Pflicht für außerordentliche Schüler
Die ÖVP will den Vorschlag adaptieren und Jugendliche mit Sprachproblemen zu Sommerkursen verpflichten. Verpflichtende Deutschkurse für außerordentliche Schüler seien längst überfällig. „Diese verpflichtenden Kurse mit der Sommerschule zu verknüpfen, kann ein erster Schritt sein“, so Bildungssprecher Harald Zierfuß. Aber es bräuchte mehr. So sollten Eltern von Kindern mit Sprachproblemen bereits ab dem Kindergarten mit verpflichtenden Deutschkursen eingebunden werden.

„Lehrer brauchen eine Sommerpause“
Für die verpflichtende Sommerschule bräuchte es klarerweise auch Lehrpersonal. Doch schon während des Schuljahres gibt es nicht ausreichend Pädagogen, um alle Klassen betreuen zu können. Wie soll sich das dann also in den Ferien ausgehen?

„Das ist ein politischer Gedanke, der wenig mit der Realität zu tun hat. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man das umsetzen will“, sagt der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG). Zudem halte er nichts vom Vorschlag einer Sommerschule. Besser wäre es, stattdessen die Förderangebote während des Jahres auszubauen. „Die Kinder haben ein Recht auf Ferien!“, betont Krebs. Außerdem gäbe es schon die Lernförderung in den Summer City Camps, da wäre eine Sommerschule als Parallelangebot überflüssig.

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Die Pädagogen sind während des Jahres dermaßen überlastet, dass sie eine Sommerpause dringend nötig haben.

Oberster Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG)

Zudem hätten die Lehrer im Sommer keine Zeit fürs Unterrichten. „Die Pädagogen sind während es Schuljahres dermaßen ausgelastet, dass sie die Sommerpause dringend nötig haben“, so der Personalvertreter. Außerdem müssten die Lehrer in den Ferien den Jahresplan vorbereiten. Hinzu kämen laut Krebs 15 verpflichtende Weiterbildungsstunden - keine zwei (!) Tage bei neun Wochen Ferien.

Aber es kommt noch besser: Der Bildungsdirektion zufolge müssen Pädagogen laut geltenden Dienstrecht derzeit gar keine verpflichtenden Weiterbildungsstunden in den Ferien absolvieren.

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