„Krone“-Reisereportage

Frankreichs Westen: Die wildromantische Bretagne

Reisen & Urlaub
28.06.2022 09:59

Frankreichs wilder Westen ist ein wunderbares Urlaubsziel! Top-Sehenswürdigkeiten, eine schier sensationelle, zerklüftete Küstenlandschaft, großartige Kulinarik samt Austern und nicht zuletzt ein hochkarätiges Fotofestival, das Lois Lammerhuber auch nach Baden (NÖ) geholt hat, sind überzeugende Gründe, um in die Bretagne zu reisen.

Rennes, die am Zusammenfluss von Ille und Vilaine gelegene Hauptstadt, ist unserer kleinen Reisegruppe Tor zur Bretagne. Wir beginnen unsere Erkundung mit einem Spaziergang durch den alten Kern, der von Fachwerkhäusern geprägt ist. Als eines der schönsten gilt „Ty Coz“ in der Rue Saint-Guillaume aus dem Jahr 1505, in dem heute eine Diskothek untergebracht ist. Es ist nicht weit von der Kathedrale St. Pierre, dem dritten Kirchenbau (1844) an dieser Stelle.

Besondere Aufmerksamkeit verdient im Inneren der flämische Schnitzaltar aus dem 14. Jahrhundert. Ganz in der Nähe liegt nicht nur das alte Stadttor, durch das die Herzöge der Bretagne vor ihrer Krönung kommen mussten, um ihren Eid abzulegen, sondern auch die Place des Lices, wo einst Ritterturniere und nun jeden Samstag einer der größten Märkte Frankreichs abgehalten wird. Dort stehen auch zwei gusseiserne Hallen (1865), in denen täglich sehr ansprechend frisches Obst, Gemüse, Käse, Fisch und noch viel mehr zum Kauf angeboten wird. Wer die Früchte des Meeres schätzt, findet ein schönes Angebot auch zum Verzehr vor Ort beim Maison Troadec.

1720 zerstörte eine sechs Tage wütende Feuersbrunst Rennes bis auf einen kleinen Teil. Das ist der Grund, warum die Stadt dort im klassizistischen Stil schachbrettartig aus Tuffstein und Granit wieder aufgebaut wurde. Unbedingt sehenswert ist auch der Palast des Parlaments der Bretagne. Rennes ist sehr lebendig, ansprechende Restaurants und viel Grün zeugen von Lebensqualität, auch eine Fahrradtour entlang der Vilaine ist durchaus empfehlenswert.

UNESCO-Welterbe Mont-Saint-Michel
Zu den Top-Sehenswürdigkeiten Frankreichs zählt die Abteiinsel von Mont-Saint-Michel in der gleichnamigen Bucht des Ärmelkanals. Der Erzengel Michael soll im Jahr 708 befohlen haben, die Felseninsel zu besiedeln. Genau genommen liegt der Klosterberg schon in der Normandie, erhebt sich wie eine Fata Morgana aus dem Meer. Nirgendwo in Europa ist der Tidenhub größer als hier, bis zu unglaublichen 14 Metern beträgt der Unterschied zwischen Ebbe und Flut. Der starke Gezeitenwechsel wirkte wie eine natürliche Verteidigung. Die Insel drohte zu verlanden. Eine Brücke, die der österreichische Architekt Dietmar Feichtinger konzipierte, ersetzt seit 2015 den 1869 errichteten Straßendamm und machte den berühmten Klosterberg wieder zur Insel.

Austern und Aussicht
Die Pointe du Grouin ist eine Landzunge auf der Smaragdküste mit einer Wahnsinnsaussicht. Von hier sieht man nicht nur den Mont-Saint-Michel, sondern die wildromantische Küste mit dem Meer in dieser unglaublichen grün-türkisen Färbung, von der sich der Name ableitet. Die Perle an der Côte d’Émeraude ist Cancale, eine hübsche kleine Hafenstadt und Paradies für Austernliebhaber. Austernbänke, so weit das Auge reicht, begünstigt durch die starken Gezeiten. Nie haben Austern besser geschmeckt! Wer sich näher für die Delikatesse, die hier keineswegs ein Luxusgut ist, interessiert, der informiert sich am besten in La Ferme Marine, ein lebendiges Museum und gleichzeitig eine funktionierende Austernzucht. Fara Nouvel führt auf Deutsch und begeistert mit ihrer Leidenschaft für Austern. Austern haben übrigens eine wichtige ökologische Funktion in Küstengewässern und filtern etwa 15 Liter Wasser pro Stunde. In New York gibt es sogar ein Austern-Projekt, um das Wasser vor Manhattan zu säubern.

Fotofestival La Gacilly-Baden
Der kleine idyllische Ort La Gacilly ist durch Yves Rocher bekannt geworden, der von hier aus mit seiner Kosmetik „die Welt erobert“ hat. In einem Besucherzentrum wird die Geschichte der Marke sehr gut inszeniert, sein Sohn Jacques Rocher hat ein großartiges Open-Air-Fotofestival ins Leben gerufen, das jährlich um die 300.000 Besucher anlockt und das der bekannte österreichische Fotograf und Verleger Lois Lammerhuber nach Baden geholt hat, wo es ähnlich erfolgreich wie in der Bretagne ist. „Nordwärts!“, lautet der Titel der heurigen Schau, die die sinnliche Magie großformatiger Fotokunst ein Jahr zeitversetzt nach Österreich bringt. Der Eintritt ist frei und ist eine Gelegenheit, die oft wenig bekannte Kraft von Künstlern aus Nordeuropa hervorzuheben. In Frankreich ist 2022 der Orient das Thema der Schau, die etwa 1500 Bilder im öffentlichen Raum zeigt.

Burgen und Schlösser
Steile Küsten, türkisblaues Meer, feine Sandstrände - die Bretagne ist wildromantisch und weniger dicht besiedelt sowie rauer als viele andere Regionen Frankreichs. Aber auch das Landesinnere mit seinen Burgen und Schlössern ist eine Entdeckung wert. Ein Stopp in Vitré bezaubert mit einem hübschen Stadtbild und einem imposanten Bilderbuchschloss mit 1000-jähriger Geschichte. In ländlicher Umgebung ganz in der Nähe wacht das neogotische Schloss von Bois Cornillé über einen historischen Landschaftspark mit alten Bäumen, Wiesen, Teichen und Wäldchen. Schlossherrin Pauline de Malartic führt Gruppen auf Anfrage. Aller guten Dinge sind drei: Das dritte Schloss an diesem letzten Reisetag liegt in der Nähe von Piré sur Seiche.

Das Château des Pères glänzt mit einem Schlosspark voller Kunst, einem Schloss, das sich für Seminare eignet, und bald mit dem Hotel EssenCiel****, welches sich in Form eines Baumes mit 36 nestartigen Zimmern über das Anwesen erhebt. Vier Nester finden sich zusätzlich auf dem Boden, weitere zwei im Baum. Ein spannendes Projekt von Julien Legendre, das in Kürze eröffnet wird und auch über ein neues Restaurant verfügt!

Andrea Thomas, Kronen Zeitung

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