Heftige Reaktionen

„Mein Sohn weinte immer, wenn er dorthin musste“

Ein Pädagoge soll sich an mindestens drei Kindern vergangen haben. Eltern erzählen vom Kindergarten. Ihre Sorgen wurden ignoriert. Auch politisch sorgt der Skandal für heftige Reaktionen.

Immer mehr Details kommen in dem von der „Krone“ aufgedeckten Kindergarten-Skandal in Wien-Penzing ans Tageslicht. Ein Pädagoge soll Mädchen und Burschen missbraucht haben. Der Staatsanwalt ermittelt in drei Fällen. Die mutmaßlichen Übergriffe waren vor mehr als einem Jahr. Die Eltern wurden jedoch erst jetzt - 13 Monate später - informiert. Es könnte noch mehr Opfer geben, für die wertvolle Zeit ohne entsprechende Hilfe verstrichen ist.

Eltern schildern Angstgefühle und Sprachlosigkeit
Die „Krone“ hat mit mehreren Eltern gesprochen. Sie zeichnen ein verstörendes Bild vom Kindergarten-Alltag und den Auswirkungen bis heute: Angstgefühle, Sprachlosigkeit und eigenartige Ticks im Umgang mit anderen.

„Mein Sohn hat acht Monate lang jeden Tag geweint, wenn er in den Kindergarten musste“, sagt eine Mutter. Durch einen Sprachfehler konnte er aber nicht artikulieren, warum. Der Frau dämmerte es erst, als sie bemerkte, wie unnatürlich körperbetont der Mitarbeiter die Zwei- und Dreijährigen an sich drückte.

Mann hatte Sammelgruppe alleine betreut
Mädchen soll er über den nackten Bauch gefahren sein und sie unsittlich berührt haben, erzählt eine andere Mutter. Ungewöhnlich: Der Mann soll ganz alleine die Sammelgruppe betreut haben.

Leiterin nahm Sorgen nicht ernst
Ihre Sorgen nahm die Leiterin nicht ernst oder spielte sie herunter, erzählen Betroffene. Der Pädagoge wurde zwar abgezogen und versetzt, als erste Vorwürfe auftauchten. Keine andere Familie wurde jedoch benachrichtigt, obwohl die Eltern darum gebeten hatten.

„Alle Opfer gehören entschädigt“
Ist das Fahrlässigkeit, unterlassene Hilfeleistung oder Mittäterschaft? Eltern-Anwalt Johannes Bügler will das im Detail klären. Er fordert drei Punkte: „Die Stadt muss nun schonungslos die Wahrheit sagen. Alle Opfer gehören entschädigt. Und die Verantwortlichen müssen dafür sorgen, dass so etwas nie mehr vorkommt.“

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Ein unfassbarer Vertuschungsskandal. Mit Kindern und Eltern darf man nicht in so einer Weise umgehen.

Karl Mahrer, ÖVP-Chef

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Die Leiterin der MA 10 gehört suspendiert. Dass die Eltern nicht sofort informiert wurden, schlägt dem Fass den Boden aus.

Maximilian Krauss, FPÖ-Klubobmann

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Der mutmaßliche Täter wird nur intern versetzt? Für alle Verantwortlichen muss es harte Konsequenzen geben.

Ömer Öztas (Grüne)

Kindergarten-Leiterin weist Vertuschungsvorwürfe zurück
Die Leiterin der MA 10, Daniela Cochlar, wies Vertuschungsvorwürfe zurück. So sagte sie gegenüber der ORF-Sendung „Wien heute“ und gegenüber dem „Kurier“, es werde von Fall zu Fall entschieden, wie informiert werde. „Ich bin, ehrlich gesagt, ein bisschen irritiert und auch überrascht, wie sich die Situation entwickelt hat, da sich uns das Bild anders dargestellt hat“, so Cochlar in „Wien heute“.

Man habe den Eltern des Mädchens einen Kindergartenplatzwechsel angeboten, es seien immer wieder Gespräche geführt worden. Bei der MA 10 sei man überzeugt gewesen, dass es für die Familie „passt“, weil das Kind weiter in den betreffenden Kindergarten gehe, sagte Cochlar.

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