Innsbrucker Studie:

Long Covid hängt offenbar mit Virusresten zusammen

Wissenschaft
01.05.2022 09:31

Long-Covid-Symptome hängen ganz offenbar mit dem Vorhandensein von Virusbestandteilen zusammen. Zu diesem Schluss kommt eine klinische Studie an Patienten mit chronischen Darmerkrankungen unter Federführung von Herbert Tilg, dem Direktor für Innere Medizin I an der Innsbrucker Uni-Klinik. „Dass Virusreste anscheinend mit Long-Covid-Symptomen korrelieren, ist human bisher noch nie gezeigt worden“, sagt der Mediziner.

Konkret wurden 46 Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen im Zuge einer Magen-Darm-Spiegelung auch auf das Coronavirus untersucht, schilderte der renommierte Internist und Gastroenterologe, der auch als federführend in der Forschung gilt, der APA. Bei diesen eher jüngeren Patienten - die meisten sind zwischen 20 und 30 Jahre alt - werde regelmäßig eine solche Spiegelung gemacht, so Tilg.

65 Prozent der Patienten mit festgestellten Virusresten im Darm hätten Long-Covid-Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit gezeigt. „Und dort, wo keine Virusreste gefunden wurden, gab es auch keine Long-Covid-Symptome“, so Tilg über die wesentlichen Ergebnisse der Studie. Die Symptome hätten übrigens unabhängig von der vorliegenden Grunderkrankung bestanden.

Zudem hätten 90 Prozent der Untersuchten eine milde Corona-Erkrankung durchgemacht. Dies zeige erneut, dass es keinesfalls so sei, dass vor allem bei Menschen mit schwerem Krankheitsverlauf Long Covid die Folge sei.

70 Prozent hatten Virusreste noch Monate nach Infektion
Tilg wartet mit weiteren bemerkenswerten Erkenntnissen zu der Studie, die soeben in der renommierten Fachzeitschrift „Gastroenterology“ veröffentlicht wurde, auf: Bei 32 Patienten, also rund 70 Prozent, seien im Schnitt 7,3 Monate nach der Corona-Infektion noch Virusbestandteile oder Virusreste in der Dünn- oder Dickdarmschleimhaut gefunden worden, bei mehr als 50 Prozent noch das Virus-Eiweiß.

Überdies seien auch Blutuntersuchungen gemacht worden, um die Antikörperantwort gegen das Virus zu messen. „Die Patienten, bei denen am meisten Viren im Gewebe gefunden wurden, haben weniger Antikörper“, veranschaulichte der Internist.

Kann Körper die Virusteile nur schwer eliminieren?
„All das ist noch kein Beweis, aber ein starker Hinweis darauf, dass der Körper offenbar ein Problem hat, diese Virusbestandteile endgültig zu eliminieren“, betonte der Mediziner. Woran das genau liege und wie man die Bestandteile komplett ausradieren könne, darauf habe die Medizin bis dato noch keine Antwort. Es gebe übrigens auch andere Viruserkrankungen, wo Ähnliches vermutet wird, aber diese seien wesentlich seltener, so Tilg.

Insgesamt sei es naheliegend gewesen, eine solche „Patientengruppe“ für die Studie heranzuziehen. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen bzw. das Instrument der Magen-Darm-Spiegelung seien dafür quasi prädestiniert, da eine solche Untersuchung bei diesen Patienten wiederholt notwendig ist.

Virusreste vermutlich auch in anderen Organen
Jedenfalls könne man nicht in jeden anderen Organbereich so leicht - und mit verhältnismäßigem, zu rechtfertigendem Aufwand - „hinein“. Es gebe keinen Beweis dafür, sei aber ebenfalls naheliegend, dass solche Virusreste auch in anderen Organen wie etwa Lunge, Niere oder Leber vorhanden sein können, betonte Tilg.

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