Auch in Österreich?

Teamchefs: Eigene Propheten stehen hoch im Kurs

Österreichs Teamchefsuche läuft - der Blick über die Grenzen zeigt: Die Top-Nationen setzen auf einheimische Trainer. Nur Belgien hat auch mit einem Legionär Erfolg.

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Der Countdown läuft, in acht Tagen will Sportdirektor Peter Schöttel dem Präsidium seinen Teamchef vorschlagen: Peter Stöger gilt als Favorit, auch der Ex-Nati-Trainer Vladimir Petkovic ist im Rennen. ÖFB-Boss Gerhard Milletich hält es für „sinnlos, Namen durch die Gegend zu werfen“. Die Fans scheinen - nach Marcel Koller und Franco Foda - eine heimische Lösung zu präferieren. Da legt(e) sich Schöttel natürlich nicht fest, außer: „Er sollte Deutsch sprechen.“

Nur Belgien tanzt aus der Reihe
Zumindest bei den Top-Nationen ist der Prophet aus dem eigenen Land aber am meisten wert (siehe Statistik gereiht nach der Weltrangliste). Einzig Belgien vertraut mit dem Spanier Roberto Martínez auf einen „Legionär“, der mit De Bruyne, Lukaku und Co. - ohnehin die meisten in der Premier League aktiv - Englisch spricht.

Aber: Deutschland, Brasilien, Spanien, Argentinien und Frankreich setzten überhaupt noch nie auf einen ausländischen Teamchef. In Holland war der legendäre Ernst Happel 1978 der letzte „Gastarbeiter“. In England war der Aufschrei groß, als 2001 mit Sven Göran Eriksson (Sd) die Tradition gebrochen wurde. Seit Fabio Capello (It/bis 2012) sind die „Three Lions“ wieder in englischer Hand. Und jetzt wieder erfolgreich.

Das Wunder von 2004
Bei den kleineren Nationen war man in den letzten Jahren experimentierfreudiger - allen voran die mit Österreich vergleichbare Schweiz: von Stielike über Hodgson, den Österreicher Fringer bis hin zum Uruguayer Trossero. Der nachhaltige Erfolg kam aber erst mit Schweizer Teamchefs und Doppel-Staatsbürger Petkovic. In den letzten 18 Jahren wurde nur eine einzige Endrunde, die EURO 2012, verpasst.

Auf ausländische „Entwicklungshelfer“ setzen jetzt bei der WM hingegen der Iran, Marokko, Kanada, Ecuador, Saudi-Arabien und Gastgeber Katar. Inspiriert von Otto Rehhagel, dem griechischen Wunder. Der Deutsche sorgte 2004 für die Mutter aller Sensationen, hievte die Griechen auf Europas Thron. Obwohl sein Dolmetscher Ioannis Topalidis lange sein einziger Co-Trainer war. Und gestand, dass er „oft gar nicht alles übersetzt hatte, Otto sprach ohnehin mit seinem Körper“.

Rekord auch ohne Titel
In die Rekordbücher schafft man es aber auch, ohne einen Titel zu holen: Der Serbe Bora Milutinovic führte von 1986 bis 2012 gleich fünf verschiedene Nationen hintereinander zu einer WM. Und der Deutsche Otto Pfister betreute schon zwölf (!) Nationalteams, meist Exoten. Wobei auch große Namen wie Carlos Queiroz, Henri Michel, Guus Hiddink und Berti Vogts zu Teamchef-Weltenbummlern wurden.

Bei der Teamchef-Wahl gibt es keine Grenzen. Und dennoch kann der Richtige auch ganz nah liegen

Rainer Bortenschlager
Rainer Bortenschlager
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