Pariser Terrorprozess
Hauptangeklagter entschuldigt sich bei Opfern
Im Prozess um die islamistischen Terroranschläge 2015 in Paris hat sich der Hauptangeklagte bei den Opfern entschuldigt. Er bitte, ihn in Maßen zu hassen. Es war das erste Mal während der sieben Monate langen Prozessdauer, dass der Mann Worte des Mitgefühls äußerte.
„Ich möchte allen Opfern mein Beileid und meine Entschuldigung aussprechen. Ich weiß, dass der Hass andauert (...), ich bitte Sie heute, mich in Maßen zu hassen“, sagte Salah Abdeslam am Freitag vor Gericht in Paris. Er ist der einzige Überlebende des Terrorkommandos. Seine Beteiligung an den Anschlägen, bei denen 130 Menschen ums Leben kamen, hatte er vor Gericht bereits eingeräumt. Seine Sprengstoffweste habe er aber nach eigener Darstellung bewusst nicht gezündet, weil er sich anders entschieden hatte. An dieser Aussage gibt es Zweifel, da die Sprengstoffweste des heute 32-Jährigen defekt war, wie ein Sachverständiger feststelle.
Sämtliche Fragen unbeantwortet
Sämtliche weitere Fragen ließ Abdeslam unbeantwortet, obwohl er im Prozessverlauf umfangreich aussagte. Wer die Anschlagserie plante, finanzierte und koordinierte, die Ziele festsetzte und wo ursprünglich weitere Attacken geplant waren, gab der Täter nicht preis. Stattdessen betonte er seine anhaltende Sympathie für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Anschlagserie sei eine „Verteidigungsaktion des IS wegen angeblicher französischer Angriffe gegen Islamisten in Syrien mit zivilen Opfern“. Die Verantwortung dafür gab er Frankreichs damaligem Präsidenten François Hollande. Angehörige und Überlebende reagierten empört auf diese Worte.
Bei der Anschlagsserie am 13. November 2015 hatten Extremisten insgesamt 130 Menschen getötet. Drei Angreifer verübten ein Massaker im Konzertsaal „Bataclan“, andere griffen Bars und Restaurants an. Am Stade de France sprengten sich zudem während eines Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich drei Selbstmordattentäter in die Luft. Der IS reklamierte die Taten für sich. Insgesamt sind 20 mutmaßliche Islamisten angeklagt.
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