Lebensmittelversorgung

Agrarökonom: „Krise wird uns zwei Jahre bleiben“

Wirtschaft
26.03.2022 06:00

Energiekosten sowie Ukraine-Krieg verteuern Agrargüter und verknappen das Angebot auf längere Zeit. Österreich steht relativ gut da.

Die Ukraine und Russland standen für 30 Prozent der weltweiten Weizenexporte, dazu kamen unter anderem große Mengen Sonnenblumen und Raps (für Öl, Futtermittel). Diese fallen nun wohl für längere Zeit aus. Zusammen mit den schon vorher wegen Energiekosten, Spekulationen usw. hochgetriebenen Preisen ist das gesamte Agrarsystem extrem angespannt. Und das nicht nur jetzt. „Ich rechne mit Folgeeffekten für mindestens zwei Jahre“, seufzt Agrarökonom Franz Sinabell vom Wifo.

Beispiele: Viele nordafrikanische Länder „leben“ etwa vom ukrainischen Getreide und brauchen dringend Ersatz. In Europa werden aufgrund des teuren Erdgases kaum mehr Düngemittel erzeugt. Ohne diese könnten viele Ackerpflanzen an die 40 Prozent weniger Ertrag liefern.

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Ohne höhere Preise werden viele Ställe leer bleiben.

Bauernbund-Präsident Georg Strasser

Österreich steht bei seiner Lebensmittelversorgung noch recht gut da. Bei Milch, Fleisch, Getreide liefern die heimischen Bauern sogar Überschüsse (siehe Grafik unten). Die steigenden Produktionskosten aber werden noch länger auf die Konsumenten durchschlagen, in der Geflügelwirtschaft etwa würden die Erlöse nicht mehr für Futter und Energie reichen, warnt Bauernbund-Präsident Georg Strasser. „Ohne höhere Preise werden viele Ställe leer bleiben.“

Um unsere Versorgung weiterhin zu sichern, wären mehrere Maßnahmen nötig, so Sinabell. Die Düngerknappheit etwa kann durch Ausweitung der Bioproduktion gedämpft werden, „weil da viele ohne Mineraldünger auskommen“.

Den von der EU nun ausnahmsweise erlaubten Anbau auf Öko-Brachflächen sollte man nützen, etwa für Eiweißfutterpflanzen wie Raps. Bei uns bringt das 9000 Hektar zusätzlich. Unbedingt bremsen müssen wir zudem den enormen Verbrauch von Äckern und Wiesen für Gewerbeparks, Zersiedelung usw. Jedes Jahr verschwinden so 4200 Hektar, auf denen man z. B. je 25.000 Tonnen Getreide anbauen könnte. Weiters dürften heuer noch mehr Erntehelfer fehlen, ein Plan zur Anwerbung sei somit notwendig.

Unterm Strich könnten die heimischen Agrarexporte heuer mengenmäßig etwas zurückgehen, wegen hoher Preise aber wertmäßig gleich bleiben, vermutet Sinabell.

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