"Totaler Nonsens"

Daniel Köllerer weist alle Vorwürfe vehement zurück

Sport
01.06.2011 10:01
Wenige Stunden nachdem die Tennis Integrity Unit Daniel Köllerer am Dienstagnachmittag wegen Spielmanipulation in drei Fällen zu einer lebenslangen Sperre und einer Geldstrafe von rund 70.000 Euro verdonnert hatte, meldete sich der Welser zu Wort und wies alle Vorwürfe zurück. "Ich bin angeklagt worden, dass ich Spieler angesprochen habe, Matches zu manipulieren. Mir wird vorgeworfen, dass ich Spieler gefragt habe, ob sie das Match verlieren wollen. Was für mich totaler Nonsens ist, was ich nicht bestätigen kann", sagte Köllerer.

Die Vorfälle sollen sich 2009 beim Wiener Stadthallenturnier und 2010 in Wimbledon ereignet haben. Er sei zu den Anklagepunkten mehrfach, zuletzt in London, einvernommen worden, sagte der 27-Jährige, und kündigte an, in Berufung gehen zu wollen. "Wir sind am überlegen, wie es jetzt weitergeht. Mein Manager hat gesagt, dass wir auf jeden Fall in Revision gehen", erklärte Köllerer. Er werde auf alle Fälle rechtliche Schritte einleiten, da die Strafen existenzbedrohend seien. "Natürlich muss ich schauen, dass ich das Bestmögliche für mich heraushole", bekräftigte er.

Schuldig in drei von fünf Anklagepunkten
Schon zuvor ließ Köllerer über seinen Manager Manfred Nareyka ausrichten: "Das ist ein Riesenschock, das muss ich jetzt einmal verdauen." Nareyka sagte über die insgesamt 18 Monate dauernden Ermittlungen: "Es hat insgesamt fünf Anklagepunkte gegeben, zwei sind vom Richter als absurd abgewiesen worden. Die fünf Belastungszeugen sind Spieler, zwei davon wurden als unglaubwürdig abgeschmettert. Es haben auch Österreicher ausgesagt."

"Es gibt keinen Beweis. Wir haben ja auch Konten offenlegen müssen. Er soll zwei Fremdpartien und eine eigene manipuliert haben, wird behauptet." Der Schuldspruch umfasse 37 Seiten. "Die ITF hat gesagt, wir brauchen ein Exempel", so Nareyka.

ÖTV sperrt Köllerer für nationale Bewerbe
Indes hat der Österreichische Tennisverband (ÖTV) Köllerer am Mittwoch auch für alle nationalen Bewerbe bis auf weiteres gesperrt. Der Oberösterreicher ist damit für die am Donnerstag beginnende Bundesliga nicht mehr spielberechtigt. Diese Sanktion ist laut Auskunft des ÖTV bis zur rechtskräftigen Entscheidung der TIU sowie des ÖTV-Disziplinarverfahrens gültig.

Als ITF-Mitglied habe der ÖTV Entscheidungen des Internationalen Tennisverbandes mitzutragen und umzusetzen, hieß es in der Erklärung. "Aufgrund dieser Verpflichtung und zur Wahrung des Ansehens des österreichischen Tennissports" habe das Präsidium nun diese Entscheidung gefällt. Außerdem wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Bis zur rechtmäßigen TIU-Entscheidung (die Einspruchsfrist läuft noch) gelte für Köllerer die Unschuldsvermutung, hieß es weiter.

Köllerers Zukunft unklar
Wie es mit Köllerer, der im Juli erstmals Vater wird und sich gemeinsam mit seiner Freundin Gabi auf eine Tochter freut, nun weitergeht, ist fraglich. "Daniel hat das Geld, das er hatte, in dieses Verfahren gesteckt", schilderte sein Manager und sprach von einem höheren fünfstelligen Betrag für seine bisherige Verteidigung. "Wir haben das Comeback vorbereitet, weil wir immer von der Unschuld ausgegangen sind. Auch Daniel hat gesagt, sie können ihn nicht verurteilen, weil es gibt keine Beweise", erinnerte Nareyka an Köllerers Zeit nach seiner Handgelenksoperation im vergangenen Herbst und die zwei heuer gewonnenen Future-Turniere in der Türkei und in Italien.

Die Vorgeschichte von "Crazy Dani" auf der Tour, auf der er schon mehrmals wegen seines rüden Benehmens auf dem Court gesperrt worden ist, habe bei der Verhängung der Strafe laut Nareyka keine Rolle gespielt.

Manager geht auf Distanz
Nareyka war aber auch wichtig, sich vom Tatbestand an sich zu distanzieren. "Ich will nicht den Verteidiger spielen. Es gibt ein Urteil, für mich ist das Ganze sehr, sehr fragwürdig. Trotzdem ist es für mich wichtig, dass ich mich als Mensch, als Vater, als Unternehmer von dem ganz klar distanziere. Ich arbeite mit vielen jungen Spielern, das hat im Sport nichts verloren", meinte er im Hinblick auf jegliche Manipulation. "Mir tut's um den Menschen Daniel leid, das ist brutal für ihn. Egal, ob er auf dem Platz verrückt war."

Bedingte Strafe im August
Bereits im August 2010 sind Köllerer und sein Manager von der Tennis Integrity Unit wegen eines Verstoßes gegen das Anti-Korruptionsprogramm mit bedingten Strafen belegt worden. Die TIU fand auf der Homepage Köllerers Details über Wett-Quoten von Tennis-Matches und Links zu Seiten, auf denen gewettet werden kann. Dies sei laut Artikel D1b im Tennis verboten, teilte die TIU damals mit. Die betreffenden Inhalte wurden von der Homepage Köllerers umgehend entfernt.

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(Bild: KMM)



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