UNICEF schlägt Alarm

Jede Minute flüchten 55 Kinder vor Ukraine-Krieg

Ausland
16.03.2022 11:13

Millionen Menschen sind vor der russischen Aggression in der Ukraine auf der Flucht. Darunter auch viele Kinder. Laut UNICEF sind seit Invasionsbeginn jeden Tag 75.000 zu Flüchtlingen geworden. „Diese Zahl ist besonders schockierend. Jede einzelne Minute sind 55 Kinder aus ihrem Land geflohen“, sagte UNICEF-Sprecher James Elder am Dienstag in Genf. Das Spital im westukrainischen Lemberg nahe der polnischen Grenze sei überlastet durch die Anzahl an verletzten Kindern, die aus umkämpften Regionen eintreffen, warnte er. UNICEF und WHO versuchen, Krankenhäuser mit Material zu versorgen.

Diese Flüchtlingskrise sei „beispiellos seit dem Zweiten Weltkrieg“, was Geschwindigkeit und Ausmaß angehe, betonte Elder. Es gebe keine Anzeichen einer Verlangsamung. Nach seinen Angaben ist die Hälfte der inzwischen drei Millionen Geflohenen Kinder und Jugendliche.

Der UNICEF-Sprecher, der sich zuvor zwei Wochen im westukrainischen Lemberg aufgehalten hatte, schilderte, wie Ärzte sich auf die Behandlung einer großen Anzahl von Kindern vorbereiteten - 60 waren über Nacht aus Spitälern in Kiew überstellt worden. „Die Ärzte verwenden Sticker, um die Versorgung zu priorisieren“, erklärte er.

Grüne bis schwarze Sticker
Ein grüner Sticker heißt: verletzt, aber ohne dringenden Bedarf, gelb heißt: muss behandelt werden, und rot heißt: um dieses Kind muss sich sofort gekümmert werden. Es gebe auch schwarze Sticker, sagte der Sprecher: Das Kind lebe noch, aber es könne nicht gerettet werden, und das Krankenhaus sei gezwungen, seine Ressourcen auf andere kleine Patienten konzentrieren. Dieses Sticker-System sei eingerichtet worden für den Fall, dass noch mehr Kinder gleichzeitig mit Kriegsverletzungen eintreffen, präzisierte UNICEF-Sprecher James Elder später. Nach seinen Angaben musste es zunächst noch nicht eingesetzt werden.

„Der einzige Weg aus dieser Katastrophe ist, den Krieg zu beenden, und zwar sofort“, sagte der Sprecher. Vor allem müsse der Beschuss auf Wohngebiete und zivile Einrichtungen aufhören. Unter anderem greife Russland in einigen Regionen die Wasserversorgung gezielt an. Menschen nähmen teilweise Heizungen auseinander, um in ihrer Not das Kühlwasser zu trinken.

Warnung vor sexueller Gewalt und Menschenhandel
„Wie alle Kinder, die durch Krieg und Konflikte aus ihrer Heimat vertrieben wurden, sind auch die ukrainischen Kinder, die in den Nachbarländern ankommen, in hohem Maße von Familientrennung, Gewalt, sexueller Ausbeutung und Menschenhandel bedroht“, warnte Elder. Eine Gefahr, die freilich auch die Frauen betrifft, wie UNO-Experten im Rahmen der 66. Jahrestagung der Frauenstatuskommission der Vereinten Nationen in New York betonten. Bisher gebe es noch keine bestätigten Fälle, das heiße aber nicht, dass diese nicht vorkommen, erklärte die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten.

Die UNO setzt auf Prävention, und auch in Österreich wendet man sich mit Informationsmaterialien an Ukrainerinnen. Über 90 Prozent der aus der Ukraine Vertriebenen seien Frauen und Kinder, sagte Ruvendrini Menikdiwela vom UNHCR. Vor der Gefahr von Menschenhandel, Schlepperei, sexueller Ausbeutung und Zwang zur Prostitution warnte auch Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) während ihrer Reise zur Frauenstatuskommission. Für betroffene Frauen gebe es in Österreich bereits auf Ukrainisch übersetzte Informationsmaterialien.

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