Bange Stunden in Kiew

Rufe nach Waffenstillstand, Putin bleibt stur

Ausland
01.03.2022 20:27

Während in Kiew die Nacht hereingebrochen ist, mehren sich minütlich die Sorgen vor einem neuerlichen, gewaltigen Angriff der russischen Armee. In Erwartung heftiger Gefechte pochte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einmal mehr auf einen Waffenstillstand - ein solcher sei Grundvoraussetzung für etwaige Verhandlungen mit Russland. Wladimir Putin hingegen scheint weiterhin nicht einlenken zu wollen.

Trotz aller massiven wirtschaftlichen Sanktionen und Aufrufen, die Waffen niederzulegen, lässt Russland weiterhin die militärischen Muskeln spielen. So soll sich ein Militärkonvoi mit einer Länge von mittlerweile 75 Kilometern auf dem Weg in die großen ukrainischen Städte befinden.

Nach Auffassung von Militär- und Geheimdienstfachleuten bereiten die Russen offenbar einen Großangriff auf Kiew vor, mit dem der Krieg eine neue Stufe der Gewalt und Zerstörung erreichen dürfte. 

Sorge vor zahlreichen zivilen Opfern
„Die Russen glauben wahrscheinlich, dass die ukrainische Verteidigung zusammenbricht, wenn sie Kiew einnehmen“, sagte ein leitender westlicher Geheimdienst-Vertreter am Dienstag der „F.A.Z“. Mit einem solchen Angriff dürfte vor allem die Zahl ziviler Todesopfer in der Region deutlich ansteigen. 

Selenskyj drängt auf Waffenstillstand
Ukraines Präsident Slenskyj versuchte nun einmal mehr, an die Vernunft Russlands zu appellieren und damit verheerende Folgen zu verhindern. Nachdem sein Ersuchen, eine generelle Flugverbotszone über dem Land zu verhängen, abgelehnt wurde, betonte er gegenüber der russischen Führung, dass es nur „sinnvolle” Gespräche geben könne, wenn Moskau mit dem Bombardement gegen die Ukraine aufhöre. Bis dahin lehne er Verhandlungen ab. 

Staaten müssen „Farbe bekennen”
Europa und große Teile der westlichen Welt üben weiterhin einen breiten Schulterschluss hinter die Ukraine. Die Welt werde sich noch lange daran erinnern, „wo wir heute gestanden haben“, sagte Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock am Dienstag. Möglichst viele Staaten der Welt müssten „Farbe bekennen: für den Frieden und das Recht.“

Die westlichen Staaten hoffen nun, dass in der UN-Vollversammlung möglichst viele der 193 Mitgliedsländer den Krieg Russlands verurteilen und damit die weltweite Isolation der russischen Führung sichtbar machen. Minimalziel ist es, die Stimmen für eine Resolution von 2014 zu übertreffen, die ein russisches Referendum auf der Krim für ungültig erklärte. Damals hatten 100 Mitgliedsstaaten für den Text votiert.

Putin beharrt auf seinen Forderungen
Russlands Präsident Wladimir Putin zeigte sich zumindest offiziell weiterhin unbeeindruckt vom internationalen Gegenwind. Er bekräftigte erneut seine Bedingungen für eine Beendigung der „Militäroperation“. Die Regierung in Kiew müsse die „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk sowie Russlands Souveränität über die Schwarzmeer-Halbinsel Krim anerkennen, teilte der Kreml am Dienstagabend in Moskau mit.

Zudem müsse die Ukraine entmilitarisiert und in einen neutralen Status überführt werden, hieß es in der Mitteilung zu einem Telefonat Putins mit Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. Verpflichten müsse sich die Ukraine dem Kreml zufolge auch, künftig weiter auf Atomwaffen zu verzichten. Putin hatte zuvor gefordert, dass die Ukraine nicht Mitglied der NATO werden dürfe.

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