Endlich gute Nachrichten für Österreichs Friseure: Ab sofort dürfen auch ungeimpfte Kunden wieder in einen der 9462 heimischen Salons, wenn sie einen PCR-Test vorweisen. Seit die Erleichterung bekannt ist, stehen vielerorts die Telefone nicht mehr still, und die Termin-Bücher füllen sich. Umsätze kann die Branche brauchen, denn in den letzten Monaten wurde kein guter Schnitt gemacht.
„Aktuell liegt unser Minus bei 30 Prozent“, berichtet Klipp-Geschäftsführer Gottfried Kraft, der die vergangenen Monate für viele neue Projekte genützt hat. Alle Mitarbeiterinnen haben jetzt Tablets, um den Beratungsablauf zu vereinfachen, für Herren kommt eine eigene Pflegeserie, und unrentable Standorte wurden geschlossen.
„Es fehlt die Umsatzkontinuität“
Aus vom Vorjahr schleppen die Betriebe Verluste mit - die Einbußen beliefen sich österreichweit im Schnitt auf geschätzte 15 bis 20 Prozent. Einzelne Betriebe berichten von 25 Prozent und mehr Minus. So bekannte Namen wie Klier oder Bundy & Bundy, der nur mehr die Edelläden offenhält, schlitterten während der Pandemie in die Insolvenz. „Es fehlt die Umsatzkontinuität“, klagt Peter Schaider senior, mit 44 Standorten (Intercoiffeur Strassl Schaider/Hairstyle/Hair Fair) in Wien und Niederösterreich vertreten.
Geschäft durch Bälle und Feste fehlt
Abgesagte Kulturveranstaltungen, nicht stattfindende Bälle und Faschingsfeste wirken sich jetzt auch negativ aus. Dazu kommt, dass viele Leute ungern Maske tragen. „Die Kunden reduzieren die Frequenz oder weichen - wie in der Branche immer wieder wahrgenommen wird - verstärkt auf ,alternative Anbieter‘ aus“, berichtet dm-Geschäftsführer Harald Bauer. Mit anderen Worten: Der Pfusch blüht und gedeiht. Schon bisher wurde 40 Prozent des Geschäfts nicht in regulären Salons gemacht (siehe Grafik).
Konkurrenz durch Dumping-Barber-Shops
Das wäre schon genug Konkurrenz. Dann gibt es noch die vielen ausländischen Dumping-Barber-Shops, die auf Männer spezialisiert sind und häufig nur zwölf bis 14 Euro verlangen. Zum Vergleich: Sonst liegt der Durchschnittspreis bei 25 Euro. „Da fragt man sich, wie sich das ausgehen soll“, sinniert Branchensprecher Franz Eder, um gleich die Antwort zu geben: Die Mitarbeiter sind häufig arbeitslos gemeldet, werken offiziell nur stundenweise und werden teils schwarz entlohnt.
Ein interessantes Detail, das die These untermauert: Extrem viele männliche Friseure sind nur geringfügig angestellt. Ärgert sich Peter Schaider: „Diese Schmutzkonkurrenz wird auch nicht kontrolliert, und bei uns stehen sie dauernd.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.