Bei Razzia erschossen

Bestürzung nach Tod von Schwarzem in Minneapolis

Ausland
06.02.2022 12:29

Der Tod eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz in der US-Metropole Minneapolis hat in den USA Bestürzung ausgelöst. Der 22-Jährige wurde am Mittwoch von Beamten erschossen, die aufgrund eines Durchsuchungsbefehls seine Wohnung betraten. Bürgermeister Jacob Frey verkündete am Freitag den Stopp solcher Praktiken, bei denen sich die Polizei nicht zuvor an der Tür bemerkbar machen muss. Die Eltern warfen den Beamten vor, ihren Sohn beim Aufwachen „hingerichtet“ zu haben.

Die Stadt veröffentlichte nun ein Körperkamera-Video des Einsatzes von Mittwoch, der sich nach Angaben der Polizei um 06.48 Uhr ereignete. Darauf ist zu sehen, wie sich Beamte Zutritt zur Wohnung verschaffen und dann lautstark ihre Anwesenheit ankündigen. Nur wenige Sekunden später tritt ein Polizist gegen ein Sofa. Daraufhin beginnt der 22-Jährige, der in eine Decke gehüllt auf dem Sofa liegt, sich zu bewegen. Er hat eine Pistole in der Hand. Ein Beamter feuert daraufhin sofort mehrere Schüsse ab.

Das Vorgehen der Beamten werde von der Staatsanwaltschaft sowie intern untersucht, sagte die amtierende Polizeichefin von Minneapolis, Amelia Huffman. Der Polizist habe binnen Sekundenbruchteilen eine Entscheidung treffen müssen. „Diese Ereignisse spielen sich in Sekunden ab, doch das Trauma ist von langer Dauer“, sagte Huffman. Sie äußerte Bedauern über den Tod des jungen Mannes und sprach von einem „ernüchternden Moment“.

Nach amtlichen Angaben starb der Mann durch mehrere Schussverletzungen. Der Durchsuchungsbefehl stand im Zusammenhang mit Ermittlungen in einem Mordfall. Darin sei der Name des 22-Jährigen aber nicht genannt worden, hieß es. Unklar blieb, inwiefern er mit diesen Ermittlungen in Zusammenhang steht. Im Zentrum von Minneapolis forderte eine Gruppe Protestierender am Freitagabend die Entlassung des Schützen. Bürgerrechtler kritisierten die Art und Weise, wie die Durchsuchung ablief.

Vorfall weckt Erinnerungen
Der Fall erinnert an die Tötung von Breonna Taylor in Louisville im Bundesstaat Kentucky im März 2020. Damals brach die Polizei aufgrund eines Durchsuchungsbefehls die Wohnungstür auf, offensichtlich ohne Vorwarnung. Die 26 Jahre alte Notfallsanitäterin starb durch mehrere Kugeln. Aus dem Fall Taylor hätte man lernen müssen, dass solche Befehle tödliche Folgen für unschuldige, gesetzestreue schwarze Bürger hätten, zitierte die „New York Times“ Ben Crump, den Anwalt der Familie des 22-Jährigen. In Minneapolis war die Vollstreckung derartiger Durchsuchungsbefehle seit Herbst 2020 nur unter dringenden Umständen erlaubt.

„Misstrauen in Polizei wieder entfacht“
In der US-Stadt war vor fast zwei Jahren der Afroamerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden. Videos von Passanten dokumentierten, wie ihn Polizisten zu Boden drückten. Der weiße Beamte Derek Chauvin presste sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser immer wieder flehte, ihn atmen zu lassen. Landesweite Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus waren damals die Folge. Chauvin wurde inzwischen zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Fast zwei Jahre nach dem Tod von George Floyd werde nun das Misstrauen in die Polizei von Minneapolis wieder entfacht, schrieben US-Medien. 

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