Placebo-Studie

„Nebenwirkungen“ bei Drittel der Scheingeimpften

Wissenschaft
19.01.2022 06:34

Die Gründe, sich nicht gegen das Coronavirus impfen zu lassen, sind unter Gegnern vielfältig. Zahlreiche Menschen lehnen den Stich etwa wegen unerwünschter Nebenwirkungen der Impfstoffe ab. In den USA wurden nun Daten von zwölf Placebo-kontrollierten Impfstoffstudien in Hinblick auf Begleiterscheinungen untersucht. Das Ergebnis: Rund ein Drittel der Probanden, die eine Scheinimpfung gegen das Virus erhalten hatten, klagte über „Nebenwirkungen“.

Die Teilnehmer der zwölf randomisierten Studien im Alter über 16 Jahren hatten nur zum Teil das Vakzin verabreicht bekommen - konkret waren es 22.802 Menschen, 22.578 Menschen erhielten hingegen ein Placebo.

Die Meta-Analyse von Julia Haas vom Programm für Placebo-Studien der Harvard Medical School (Boston/USA), veröffentlicht in der Zeitschrift der amerikanischen Ärztegesellschaft, ergab das folgende Bild:

  • „Nach der ersten Dosis traten bei 35,2 Prozent der 22.578 Placeboempfänger systemische unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf.
  • Am häufigsten nannten die Betroffenen Kopfschmerzen und Müdigkeit mit 19,3 Prozent bzw. 16,7 Prozent.
  • Über mindestens ein lokales Ereignis wie Schmerzen an der Injektionsstelle, eine Rötung oder Schwellung berichteten 16 Prozent der Placebogruppe.
  • Nach der zweiten Placeboinjektion traten noch bei 31,8 Prozent der Placeboempfänger Noceboreaktionen auf“, schrieb dazu am Dienstag das Deutsche Ärzteblatt. Unter „Noceboeffekt“ versteht man eine negative Auswirkung eines Scheinmedikaments.

Naturgemäß berichteten die Personen, die wirklich den Impfstoff bekommen hatten, häufiger über unerwünschte Reaktionen. 46,3 Prozent gaben zumindest eine den ganzen Körper betreffende unerwünschte Arzneimittelwirkung an, 66,7 Prozent sprachen von zumindest einer lokalen Impfreaktion, also zum Beispiel von Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle.

„Noceboeffekt“ bei Scheingeimpften
„Das Verhältnis zwischen der Placebo- und der Impfstoffgruppe zeigte, dass Nocebo-Wirkungen für 76 Prozent der systemischen unerwünschten Arzneimittelwirkungen nach der ersten Teilimpfung in der Gruppe der Covid-19-Vakzine-Empfänger verantwortlich war, ebenso für 51,8 Prozent dieser unerwünschten Wirkungen nach der zweiten Teilimpfung“, schrieben Julia Haas und ihre Co-Autoren. Es ist ja davon auszugehen, dass der negative Placeboeffekt auch in der Gruppe der Studienteilnehmer auftritt, die das echte Vakzin bekommen hatte, berechneten die Wissenschaftler.

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Bei Impfkampagnen sollte auch darauf hingewiesen werden, dass in Studien selbst unter Placebo oft von unerwünschten Wirkungen berichtet wird.

Die an der Placebo-Meta-Studie teilnehmenden Forscher

Nebenwirkungen auch bei Placebos
Jedenfalls sollte man bei Impfkampagnen auch darauf hinweisen, dass in solchen Studien selbst unter Placebo oft von unerwünschten Wirkungen berichtet werde, betonten die Forscher. Unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen und Müdigkeit nach Zulassung der Impfstoffe werden oft in den Fach- und Gebrauchsinformationen angeführt. Das führe dazu, dass Menschen ähnliche Beschwerden auch fälschlicherweise einer Impfung zuschrieben, postulierte einer der Autoren, Ted Kaptchuk (Harvard Medical School).

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