Berühmte Schneewette

„Würde mir wünschen, dass es heute schneit“

Oberösterreich
24.12.2021 10:00

1996 hielt das Unternehmen Hartlauer, das heuer sein 50. Bestehen feierte, erstmals die berühmte Schneewette zu Weihnachten ab. Wie heute die Chancen für Kunden stehen und welche Bedeutung das Fest für ihn persönlich hat, erzählt Firmenchef Robert Hartlauer im großen „Krone“-Interview.

Für Robert Hartlauer sind alle guten Dinge 13. Wie es der Zufall (und die Familientradition) will, treffen wir den 46-Jährigen in seiner Firmenzentrale am Stadtplatz 13 in Steyr. Die Eingangstüre ziert ein schwerer Löwenkopf. Sein modern eingerichtetes Büro gibt den Blick auf den historischen Platz frei, auf dem Tisch steht prominent die Ziffer 13. Ehe es mit dem Interview losgeht, drückt Hartlauer auch schon auf den Auslöser seiner Spiegelreflex-Kamera. Den fragenden Blick beantwortet er mit einem Grinsen: „Ich hab’ immer eine Kamera bei mir. Ich mache jedes Jahr ein Fotobuch mit 800 Bildern – als eine Art elektronisches Tagebuch.“

„Krone“: Herr Hartlauer, was sagt der Wetterfrosch zum Christkind – wie gut stehen heute die Chancen auf weiße Weihnachten? Bekommen Ihre Kunden das Geld zurück?
Robert Hartlauer: Leider sieht’s nicht gut aus, weil’s anscheinend zu warm ist und kaum Niederschlag angesagt ist. Wissen tun wir’s zu Mittag. Zwischen 12 und 12.01 Uhr muss in der Landeshauptstadt, in der man eingekauft hat, so etwas ähnliches wie Schnee fallen – das können auch nur Schneegraupeln sein. Ein Meteorologe, ein Notar und ein Hartlauer-Verkaufsleiter dokumentieren alles. Sollte Schnee fallen, wird unmittelbar in Steyr beim Glücksrad gedreht und dann steht fest, ob Kunden mit ungeraden oder geraden Kaufbons gewonnen haben.

Wann haben Sie das letzte Mal die Weihnachtsrechnungen Ihrer Kunden beglichen?
Seitdem ich die Firma leite, hat es in acht Jahren 4-Mal geschneit – zweimal in Tirol, zweimal in Vorarlberg. Leider war Oberösterreich noch nicht dabei – wobei es einmal ganz knapp war.

Heißt das, Sie würden sich über Schnee freuen?
Absolut, weil ich jedes Jahr eine anständige Versicherungssumme bezahle, damit ich im Falle des Falles meine Kunden ausbezahlen kann. Mich reden oft Leute an und sagen: Da haben’s mal wieder Glück gehabt! Dabei will ich ja, dass gewonnen wird!

Wie schneesicher ist Ihre Wette angesichts des Klimawandels noch? Wird es vielleicht irgendwann einmal eine Sommerwette mit 45 Grad als Wett-Marke geben?
Wir haben überlegt, den 13. Jänner oder 13. Februar als neues Datum zu wählen. Aber diese Tage sind nicht emotional besetzt. Wir alle wünschen uns ja weiße Weihnachten. Sollte es irgendwann einmal drei Jahre nirgends mehr schneien, werden wir damit aufhören. Eine Sommerwette kann ich mir nicht vorstellen.

Was kostet Sie so eine Schneeversicherung?
Das kann ich Ihnen leider nicht sagen... (lacht)

Fakten

Name: Robert Hartlauer
Alter: 46 Jahre
Familie: verheiratet, vier Töchter (7 bis 16 Jahre)
Beruf: Kaufmann
Wohnort: Steyr
Lieblingsort: Steyr/Venedig
Sport: Intensiv arbeiten
Stärke: durchsetzungsstark, willensstark
Schwäche/Laster: beim Wortführen dominant; rauchen (drei Schachteln am Tag)
Lebensmotto: 5 L-Regel: Liebe, Lust, Lachen, Leidenschaft, Lernen
Lebenstraum: irgendwann einmal mit dem Auto durch die Wüste in Afrika fahren

Wenn es schon keinen Schnee gibt, dann wenigstens ein braves Christkind – wie werden Sie heute feiern?
Normalerweise wären wir in Afrika. Mich faszinieren die Menschen, ihre Offenheit und Lebensfreude. Dort steht das Materielle nicht im Vordergrund. Heuer feiern wir als Familie in Steyr, putzen den Christbaum auf, gehen spazieren und abends vielleicht in eine Mette.

Was bedeutet Weihnachten für Sie persönlich?
Als ich sechs Jahre alt war, hat mein Vater uns Kindern einen Streich gespielt: Es gab am Heilig Abend einen Christbaum, aber keine Geschenke. Wir haben uns zusammengesetzt und er hat uns Folgendes gesagt: Wir als Familie haben schon das größte Geschenk – wir sind glücklich miteinander und gesund. Daher gibt es keine Packerln. Er hat uns das so verständlich gemacht, dass wir uns privilegiert gefühlt haben. Als wir dann nach dem Abendessen vors Haus gegangen sind, stand dort ein Wohnmobil mit einem elektrischen Christbaum drinnen – als Familiengeschenk. Dieser Abend hat mich Weihnachten so richtig spüren lassen und mir als Christ gezeigt, was die wahren Geschenke des Lebens sind.

Auf Ihrem Tisch steht eine große Skulptur mit der Ziffer 13. Diese gilt ja eher als Unglückssymbol und nicht unbedingt als besonders „biblische Botschaft“...
Es wäre abergläubisch, wenn man Angst vor der 13 hätte. Unsere Familie hat diese Zahl als Glückssymbol definiert. Meine Mutter hat, als sie mit mir schwanger war, 13 Kilo zugenommen. Meine Eltern haben am 13. geheiratet, genauso wie meine Schwestern und ich. Meine Tochter ist am 10. 03. um 1.03 Uhr auf die Welt gekommen. Unsere Firma wurde 1971 am 13. gegründet, die Zentrale hat die Adresse Stadtplatz 13 und das Gebäude liegt genau 13 Meter über dem Stadtplatz-Niveau – aber das ist reiner Zufall.

Sie haben während des Interviews ein paar Fotos gemacht – für Ihr elektronisches Tagebuch, wie Sie meinten. Was werden wir darin für das Jahr 2021 sehen können?
Etwa, wie eine Wasserquelle in der Natur gefasst wird. Oder meine Schwester, die mit Maske am Anfang des Jahres geheiratet hat – ich war der Trauzeuge. Oder meine Tochter, mit der ich heuer viel L17 gefahren bin, weil sie nächstes Jahr ihren Führerschein macht. Richtig wertvoll werden die Fotobücher erst, wenn man sie fünf Jahre später wieder aus dem Regal zieht. Ich kann nicht besonders gut schreiben, aber ich speichere Stimmungen und Momente mit einem Bild ab. Und ich freue mich auf den Moment, wenn ich einmal mit meinen Enkelkindern zusammensitze und ihnen in Bildern zeigen kann, wie die Welt damals so war…

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