„Hallo Urs ...“

Bisher „geheim“: Schröcksnadels Antwort an Lehmann

Wintersport
29.11.2021 05:50

„Ich hoffe, dass wir nach einer Abkühlphase wieder zu einer gemeinsamen Gesprächsbasis finden.“ Mit dieser Zeile schließt Ex-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel am 6. Juni 2021 eine WhatsApp-Nachricht, von der die Öffentlichkeit bis dato nichts wusste - aufgetaucht im am 10. Dezember erscheinenden Buch von Ex-Philharmoniker-Chef Clemens Hellsberg und Sportjournalist Josef Metzger (Seifert-Verlag). Adressat von „Schröcksis“ Message: der Schweizer Urs Lehmann, der davor das Rennen um den von ihm angepeilten FIS-Thron verloren und daraufhin Schröcksnadel öffentlich ob dessen Wahlverhalten gerügt hatte.

Inzwischen ist „alles wieder gut“, schmunzelt Peter Schröcksnadel, angesprochen auf sein aktuelles Verhältnis zum Schweizer Verbandspräsidenten Urs Lehmann: „Wollen S‘ die G‘schicht wirklich noch einmal aufwärmen?“ Wir wollen! Zumal sie durch eine Buchveröffentlichung einen interessanten neuen Spin erfährt. Öffentlich hatte Schröcksnadel im Sommer auf die scharfen Verbal-Geschütze seines damaligen Pendants Urs Lehmann gegen Rot-Weiß-Rot nie reagiert - hinter medial verschlossenen Türen allerdings sehr wohl, wie sich jetzt erst herausstellt.

Harte Kritik an Schröcksnadel
Zur Chronologie: Am 4. Juni 2021 belegt Lehmann, Schweizer Verbandspräsident, bei der Wahl zum neuen FIS-Präsidenten Platz zwei hinter dem Schweden Johan Eliasch. Lehmann geht daraufhin medial in die Offensive und schießt verbal explizit gegen Österreich und Schröcksnadel scharf. Zwar halte sich die Enttäuschung ob der Wahlniederlage „in Grenzen“, sagt er zum „Blick“, allerdings trage die Wahl „auch die Handschrift der Österreicher“. Lehmann präzisiert: „ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bezeichnet sich als mein Freund. Und hat mir seine volle Unterstützung zugesichert. Am Tag vor der Wahl haben wir telefoniert und er hat mir gesagt, dass sich die Ausgangslage verändert habe und Österreich jetzt Johan Eliasch unterstütze. Bei uns ist ein Wort ein Wort. In Österreich offenbar nicht. Das ist schon eine große Enttäuschung. Vor allem eine persönliche Enttäuschung, unabhängig vom Ausgang der Wahl.“

Schröcksnadel widerspricht
Ganz so war‘s nicht - sagt Schröcksnadel jetzt, ein halbes Jahr später, zu krone.at. Er habe Lehmann nicht am Tag vor der Wahl, sondern de facto schon zwei Jahre davor darüber unterrichtet, dass er - seit eben klar war, dass er antreten würde - den Schweden Johan Eliasch unterstützen würde. Noch spannender ist allerdings, was Schröcksnadel von der Öffentlichkeit unbemerkt Lehmann nach dessen Interview mit dem „Blick“ per WhatApp zukommen lässt. „Hallo Urs“, schreibt Schröcksnadel seinem (Inzwischen-Wieder-)Freund. Dann heißt es darin unter anderem: „Was ich nicht goutiere, ist, dass Du mich für Deine Niederlage verantwortlich machst. Dabei war ich wahrscheinlich einer der wenigen, die Dir vor der Wahl offen gesagt haben, wie ich (geheim) abstimmen werde. Die Situation hatte sich für mich mit der Kandidatur von Johan Eliasch geändert, auch das habe ich Dir mitgeteilt. Mein Abstimmungsverhalten konnte Dich daher nicht überraschen.“

Neues Buch
Zu wissen, dass es diese Nachricht gibt, verdankt die Öffentlichkeit einem Kapazunder der Hochkultur: Clemens Hellsberg, Star-Geiger und 17-Jahre lang Chef der Wiener Philharmoniker, schrieb gemeinsam mit Sportjournalismus-Doyen Josef Metzger ein Buch über den Ex-ÖSV-Präsidenten. Schlichter Titel: „Schröcksnadel“ (Erscheinungsdatum: 10. Dezember, Seifert-Verlag). Hellsberg holte sich die Erlaubnis zur Veröffentlichung der WhatsApp-Nachricht erst „auf wiederholte Bitte“ hin, schreibt er.

Hier Schröcksnadels Nachricht an Urs Lehmann vom 6. Juni 2021 im Original-Wortlaut in voller Länge:

Zitat Icon

Hallo Urs! Ich kann Deine Enttäuschung wegen der verlorenen FIS-Wahl verstehen. Die Entscheidung war eindeutiger als Du sie erwartet hast, Du galtst ja lange als Favorit für die Kasper-Nachfolge. Was ich nicht goutiere ist, dass Du mich für Deine Niederlage verantwortlich machst. Dabei war ich wahrscheinlich einer der wenigen, die Dir vor der Wahl offen gesagt haben, wie ich (geheim) abstimmen werde. Die Situation hatte sich für mich mit der Kandidatur von Johan Eliasch geändert, auch das habe ich Dir mitgeteilt. Mein Abstimmungsverhalten konnte Dich daher nicht überraschen. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht und sie war auch nicht wahlentscheidend, wie man am Resultat des 1. Wahlgangs gesehen hat. Viele Zusagen anderer Nationen wurden offenbar nicht eingelöst. Dein Druck auf mich, sowohl via Presse als auch über das ÖOC, hat mich irritiert. Ich lasse mich nicht unter Druck setzen, sondern habe immer aus Überzeugung gehandelt. Dass Du nun in den Medien gegen mich auftrittst, werde ich trotzdem nicht mit öffentlichen Stellungnahmen beantworten. Ich hoffe, dass wir nach einer Abkühlphase wieder zu einer gemeinsamen Gesprächsbasis finden.

Peter Schröcksnadel an Urs Lehmann

Großes TV-Interview
Zum Vormerken: Ein ausführliches TV-Interview mit Clemens Hellsberg und Peter Schröcksnadel zur Veröffentlichung des neuen Buches gibt‘s nächste Woche in zwei Teilen auf krone.at/sport und am Montag, 6. Dezember, um 21.15 Uhr in voller Länge auf krone.tv. Hier zwei Schnappschüsse von der Aufzeichnung (die vor dem Lockdown stattfand):

Das Buch „Schröcksnadel“ von Clemens Hellsberg und Josef Metzger erscheint am 10. Dezember im Seifert-Verlag.

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(Bild: KMM)



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