Der Simulationsforscher Niki Popper zeichnet ein düsteres Bild zur aktuellen Corona-Lage: Er rechnet damit, dass die ohnehin schon rasant angestiegene Zahl der Neuinfektionen noch bedeutend höher ist als gedacht. Der Grund dafür ist eine alte Bekannte: die Dunkelziffer - also all jene Fälle, die nicht mittels Corona-Test erfasst worden sind. Popper geht davon aus, dass sich derzeit täglich 4000 bis 5000 Menschen im Land mit dem Virus neu infizieren.
Derzeit steigen die Neuinfektionszahlen und die Zahlen auf den Intensivstationen in Österreich stark an - am Donnerstag wurden 1510 neue Fälle registriert. In den wissenschaftlichen Modellen gehe man aber bereits davon aus, dass die Dunkelziffer mittlerweile schon bei bis zu 5000 Fällen pro Tag liegt, so Popper gegenüber dem Privatsender „Puls 24“.
„Es ist eine Epidemie der Ungeimpften und Ungenesenen“, so Popper, der aber auch gleich einen Lösungsweg parat: Um die Pandemie wieder etwas auszubremsen, sei es unabdinglich, in den nächsten Wochen eine Million Menschen zu impfen, meint der Forscher.
Es braucht einen „Plan B“
Sollte dies gelingen, würden nur „relativ niedrige Maßnahmen“ notwendig sein, um die Pandemie unter Kontrolle zu halten. Sollte dies jedoch nicht gelingen, müsse sich die Politik einen „Plan B“ überlegen. Und ein Blick auf die aktuelle Impfquote lässt diesen wohl auch tatsächlich notwendig werden. Wie das Covid-Prognose-Konsortium mitteilte, liegt die Durchimpfungsrate sogar noch unter dem Worst-Case-Szenario.
„Der Impfmotor hat nicht nur gestottert, sondern er ist zum Erliegen gekommen“, beschreibt Popper die derzeitige Situation. Am 7. Mai seien in Österreich halb so viele Menschen geimpft worden, wie im gesamten Monat August. Dennoch sei die Lage besser als im vergangenen Jahr, da es immerhin nun auch einige Personen gibt, die sich bereits impfen haben lassen.
Politik unter Zugzwang
Der Blick auf die kälter werdenden Tage, an denen sich wieder mehr Menschen in den Innenräumen aufhalten, lässt bei ihm nur wenig Optimismus aufkommen. Die Lage werde definitiv nicht besser, „wir können aber nicht nichts tun“. Impfen allein werde wohl nicht mehr reichen, es müsse auch konsequent getestet werden. Und die Politik müsse entscheiden, wo Hygienemaßnahmen notwendig sein.
Der Schulbeginn in den kommenden Wochen im Osten und dann im Westen Österreichs werde einen Testeffekt mit sich bringen, prognostiziert Popper. Durch die vermehrten Testungen werden Fälle erkannt werden, „die wir bisher nicht gesehen haben“.
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